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Fr 09.03.12 19:00

„Wir mussten begreifen was er von uns will“

Glaubt man der Statistik spielt Jimmy McKinney seine beste Saison. 12,4 Punkte macht der 28-Jährige US-Amerikaner im Schnitt. In seiner besten Saison 2006/2007 waren es 12,3. Im Schnitt spielt der 1,92 Meter große und 90 Kilo schwere Shooting-Guard 28:57 Minuten und wirft 46 Prozent aus dem Feld. Viermal in Folge war McKinney der beste Schütze seines Teams. Im Interview spricht „J-Roc“ über die fehlende Teamchemie zu Beginn der Saison, wie sehr er Justin Gray vermisst, wie er und das Team sich in der Defensive verbessert hat und über die NBA.

Jimmy, war der Sieg gegen Bamberg, die bislang beste Performance in dieser Saison?
Für mich persönlich nicht. Für mich war es das Spiel in Braunschweig wo wir zu sechst (eigentlich waren es sieben, Anmerkung von mir) gespielt haben und keiner gedacht hätte, dass wir gewinnen würden. Wir kamen raus und haben gewonnen. Jermaero hatte ein sensationelles Spiel (26 Punkte, 13 Rebounds), Mike hatte ein sensationelles Spiel (22 Punkte, 3 Assists, 4 Steals). Doch klar, weil es Bamberg war, wird dieser Sieg höher bewertet. Bamberg ist schließlich das beste Team in der Liga.

Und am Samstag müsst ihr zum zweitbesten Team Deutschlands nach Berlin. Ihr spielt derzeit wie ein Playoff-Team. Könnt ihr es in dieser Verfassung in die Playoffs schaffen?
Ich denke wir können es schaffen. Wir müssen uns darauf fokussieren, was wir gut können und das ist die Defense. Wenn wir das machen, geben wir uns die Chance Spiele zu gewinnen.

Wie erwartest du Berlin und wie muss der Plan sein, sie aufzuhalten?
Ich erwarte, dass sie bereit sind intensiv zu spielen. Sie haben gesehen, wie wir Bamberg geschlagen haben. Sie werden definitiv bereit für uns sein. Wir müssen das Spiel eng halten.

Und ihr müsst DaShaun stoppen.
Auf jeden Fall. Aber sie haben auch andere gute Spieler, wie Weaver, Taylor, DA (Derrick Allen), Schaffartzik. Es reicht nicht nur DaShaun zu stoppen. Wir müssen uns zwar auf DaShaun fokussieren, aber wir müssen uns auch auf alle anderen fokussieren.

Auf was lag der Schwerpunkt im Training, in den vergangen Tagen?
Auf der Defense. Die Coaches legen den Fokus auf die Verteidigung und schärfen uns das immer wieder ein.

In der ersten Saisonhälfte hattet ihr mit Justin und Jon Spieler, mit denen ihr in der Offensive immer zurückschlagen konntet. Als die beiden nicht mehr zur Verfügung standen, hat der Coach die Philosophie geändert. Wie würdest du die Philosophie, die ihr zu Beginn hattet mit jetzt vergleichen?
Als Team wussten wir nicht wer wir sind. Es war alles neu. Mit Justin und Jon hatten wir, wie du sagtest, Typen, auf die wir uns in der Offensive verlassen konnten. Offensive ist zwar immer gut, doch wenn wir keine Defense als Team spielen, werden wir keine Spiele gewinnen. Und ich denke, dass hat sich geändert.

Habt ihr die Defensive zu wenig trainiert oder wart ihr nicht konzentriert genug?
Wie ich gesagt habe, wir kannten uns nicht und es war alles neu. Selbst für mich, als jemand der lange hier ist. Der Trainer war neu und wir mussten begreifen, was er von uns will. Die big guys mit Jermaero waren neu, die Point-Guards, alles war einfach neu. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Teamchemie. Im Verlauf der Saison  haben wir uns besser abgestimmt. Wir wussten, dass wir uns in der Defensive abstimmen müssen, nicht in der Offensive.

In der ersten Saisonhälfte hat der Trainer sehr oft Spieler nach Fehlern in der Defensive ausgewechselt. Hat das vielleicht einige Spieler auch psychologisch runtergezogen?
Vielleicht schon, aber jeder muss mental tough genug sein. Es war neu für alle, für mich, für Tez, für Joe und auch für Justin, obwohl er den Trainer kannte, mussten wir es schnallen und erkennen: das ist der Weg den er will. Wir mussten uns darauf fokussieren, was wir zu tun haben.
In welchem Bereich, hast du dich selbst in der Defensive in den vergangenen Wochen und Monaten verbessert?
Das full-court-pressing und den Gegnern eine harte Zeit zu geben. Die Intensität ist nach oben geschossen. Den big guys hinter mir vertrauen. Aber der größte Unterschied ist, dass wir unsere pick-and-roll-Verteidigung verbessert haben. Wir haben das mittlerweile ganz gut drauf. Klar müssen wir aber noch an einigen Dingen in der pick-and-roll-Verteidigung arbeiten.

Genau das mit der pick-and-roll-Verteidigung hat der Coach auch gesagt. Er hat auch gesagt, dass er die schlechten Verhaltensweisen der Spieler in der Defensive in gute umzuwandeln versucht. Welche schlechte Verhaltensweise von dir hat er in gute umgewandelt?
Immer bereit zu sein, immer zu kämpfen. Im pick-and-roll und im eins-gegen-eins muss ich mich sicherlich noch weiter verbessern. Ich muss die Gegenspieler vor mir halten und ihnen schwere Würfe geben. Das hat mir der Coach vor Augen geführt.

Ein Meister dieser Disziplin ist Tez. Wie wichtig ist er für das Team? Er ist der einzige, der fast immer 40 Minuten spielt.

Er wird niemals müde, er hat immer die gleiche Intensität und das sind bei ihm 110 Prozent. Für mich ist er der beste Defensivspieler der Liga. Er macht alle Sachen, die du nicht auf dem Scouting siehst. Aber genauso macht er eine Menge Sachen, die auf dem Scouting stehen, wie Rebounds und Assists. Er tut Dinge, die dir kein Coach beibringen kann, er weiß es einfach. Und er ist so schnell (lacht).

Die Dinge, die man nicht sieht, sind zum Beispiel  wie er die Passwege zumacht.
Ja absolut und er hält seine Gegenspieler vor sich. In der crunchtime ist er derjenige, der gegen den besten Spieler des Gegners spielt, weil wir wissen, dass sie dann über diesen spielen wollen. Er kann lesen, wo der Rebound hinkommt und wenn der Coach ihn auf die 4 stellt, spielt er die 4. Er macht einfach alles und deswegen spielt er 40 Minuten.

Du musst ab und zu auch auf einer anderen Position spielen. Gegen Bamberg musstest du auch einige Zeit wieder auf der 1 spielen. Wie ist dieser Wechsel für dich von der 2 auf die 1?
Es ist möglich, ich habe es im College gemacht. Es ändert deine Denkweise. Als Shooting-Guard spielst du nach deinen Instinkten. Du spielt danach, was dein Gegenspieler dir gibt. Du musst dir keine Gedanken über den Aufbau machen. Als Point-Guard musst du sichergehen, dass du deine Mitspieler in die richtige Position bringst und den Ball genau zu dem bringst, den du dir ausgeguckt hast. Das meine ich mit Denkweise. Es ist einfacher den Shooting-Guard, als den Point-Guard zu spielen. Point-Guard ist ein wenig komplizierter, deswegen haben wir Jungs wie Justin, Michael und Devin. (grinst)

Welchen Lift gibt euch Devin?
Er gibt uns eine andere Dimension in unserem Spiel. Das ist die Schnelligkeit und das Tempo. Mike startet zwar und kontrolliert das Spiel, aber Devin bringt noch einmal eine andere Schnelligkeit ins Spiel, die uns hilft. Sie ergänzen sich riesig.

Wie sehr vermisst du Justin, auch für dein Spiel?
Alle drei sind unterschiedliche Spieler. Aber Justin ist ein erfahrenerer Spieler und er kann passen (besondere Betonung). Ich meine passen. Jeder weiß, dass er scoren kann, aber er kann den Ball passen, sodass du nur zum Ball fliegen musst. Devin und Mike geben mir einfach Würfe, aber Justin hat eine andere Dimension zu dem Spiel. Er weiß, wann und was zu tun ist. Es ist einfach nur die Erfahrung, die er hier in Europa gesammelt hat. Und er zaubert Pässe raus, er sieht Dinge, die ich nie und nimmer sehen würde. (lacht) Das ist sicher. Ich vermisse ihn wirklich. Ich habe mit ihm in der High-School zusammengespielt. Ich vermisse es mit ihm zusammenzuspielen.

Du hast schon in der High-School mit ihm zusammengespielt?
Ja. Ich habe gegen ihn in der AAU (Amateur Athletic Union) gespielt. Aber auch zusammen in den Allstar-Games der High-Schools.

Was für Erinnerungen hast du daran?

Es war gut. Er konnte schon immer spielen. Er ging zur Oakhill-Academy, dass eines der besten High-School-Programme in der Welt hat. Als ich hörte, dass er hierher kommt, war ich froh, denn ich wollte unbedingt wieder mit ihm spielen.

Dann ist eigentlich nur schade, dass er es nicht in die NBA geschafft hat?
Ich denke, dass er definitiv das Zeug dazu hatte. Aber die NBA ist anders. Es geht um Besitz, Politik, wen du kennst, es ist etwas ganz anderes.

Überrascht es dich, dass Jon Leuer sogar in die Starting Five von Milwaukee geschafft hat?
Nein, er hat am Anfang dort auch gut gespielt. Natürlich setzt der Coach nun aber auf die erfahrenen Spieler – sie haben schließlich eine Menge Spieler auf der 4 – weil sie versuchen in die Playoffs zu kommen. Ich habe keine Zweifel, dass er ein NBA-Spieler bleiben wird. Das konntest du zu Beginn der Saison sehen.

Hast du noch Kontakt zu ihm?
Im Moment nicht. Es ist schwer. Ich skype ihn ab und zu mal an, aber er hat fast jeden Abend ein Spiel.

Schaust du die NBA?
Klar. Jede Chance die ich kriege nutze ich, um mir die Spiele anzusehen. Ich liebe die NBA. Ich musste mir definitiv den League-Pass holen (grinst).

Welchen Spieler liebst du es zuzusehen, abgesehen von Kobe Bryant?
Du kennst mich (grinst). Ich liebe es LeBron und Miami zuzuschauen. Sie bringen die alten Zeiten zurück und spielen Defense. Ich liebe es zuzusehen, wie hart die Teams, wie Chicago, Defense spielen. Natürlich Derrick Rose, Kobe, Kevin Durant. Ich liebe es selbst, den Knicks zuzuschauen mit Jeremy Lin. (grinst) Und Dallas mit Dirk und ihren Weg in die Playoffs.

Wer ist dein Favorit auf den Titel?
Ich kann niemals gegen Kobe sein, aber ich glaube Miami wird es diese Saison schaffen.

6 Responses

  1. 1 # Frankie März 9 2012 @ 19:28

    Sehr gutes Interview, aber MIAMI spielt definitiv eine schlechtere Defense als die Skyliners ;-) …..Ich glaube er meinte „Showtime Offense“ LOL

  2. 2 # ScheSche März 9 2012 @ 22:13

    Danke für das Interview!

    Aber den Vergleich von 12,4 zu 12,3 mit 0,1 Punkten Unterschied finde ich seltsam. Wie viele Körbe sind das in der Saison? Ein Dreier oder doch zwei? Aber wie er sich in den letzten Spielen (seit Braunschweig) gesteigert hat, ist offensichtlich. Er ist in der Form seines Lebens! Würde jetzt das Allstar-Team gewählt werden, hätten wir einen Starter sicher!

  3. 3 # ScheSche März 9 2012 @ 22:14

    Übrigens, einen Tip habe ich noch für die, die nicht auf die BBL-Seite schauen:

    http://www.beko-bbl.de/news/news.html/die-etwas-andere-spieltagsvorschau-die-bayern-on-the-road-der-trojanische-tiger-und-gordon-herbert-als-psychologe.html

  4. 4 # Timur Tinç März 9 2012 @ 23:37

    @Frankie: Er meinte tatsächlich Defense :)

    @ScheSche: Das mit der Statistik war mir einfach nur ins Auge gestochen. Wenn Jimmy so weiter spielt wird er seinen guten Schnitt bestätigen und verbessern. Die Karikaturen auf der BBL-Seite sind super :)

  5. 5 # m.s März 10 2012 @ 12:55

    Was ist eig. Mit gray es hieß ende Februar !?

  6. 6 # Frankie März 11 2012 @ 17:31

    m.s. : Nix ist mit Gray. Er wird nicht mehr spielen. Warum auch, für was? Kurzes Gastspiel in Frankfurt, off to the next PG !

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