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Do 11.08.11 10:37

Vorfreude auf Leuer

Drei langgezogene Schritte bilden den Auftakt. Knapp drei Sekunden später saust der Ball durch die Reuse. Die Zeit reichte Jon Leuer. Eleganter Handwechsel bei der Ballführung, Drehung um die eigene Achse, Korbleger. Jubel. Die beeindruckende Szene ist zwar nur Teil eines Videoclips im Internet, dennoch weckt der Ausschnitt Vorfreude auf den neuen Power Forward der Skyliners Frankfurt.

Dessen Vita beeindruckt: Leuer war nicht nur einer der Topscorer in seinem Team der University of Wisconsin in der amerikanischen Collegeliga NCAA. Bei der diesjährigen NBA-Draft wurde er auch in der zweiten Runde von den Milwaukee Bucks gewählt. „Wir haben keinen Magic Johnson verpflichtet“, schiebt Skyliners-Sportdirektor Kamil Novak voran, „aber Jon ist ein sehr talentierter Spieler, der sehr variabel spielen kann.“

Dass die Hessen sich die Dienste des 22-jährigen US-Amerikaners sichern konnten, ist mehreren Faktoren geschuldet. Der drohende Streik in der NBA spielt eine Rolle. Ein anderer Grund sind die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in den bisher führenden europäischen Basketball-Ligen Spanien und Griechenland. „Da ist eine Spirale in Gang gekommen“, sagt Novak.

Die deutsche Basketball-Bundesliga, bislang in der Rangfolge eher dritt- bis zweitklassig, profitiert davon. Vielversprechende Talente wie Jon Leuer, ehemalige NBA-Spieler wie Bobby Brown (nach Oldenburg) oder der aus der BBL bereits wieder abgeworbene Je’Kel Foster (Bayern München), werden zur neuen Saison in der Liga auflaufen. BBL-Sprecher Dirk Kaiser will das Ganze zwar nicht überbewerten, weiß aber genau um die Vorzüge der BBL: Die „von allen geschätzte Zahlungsmoral“ der deutschen BBL-Klubs. Novak spricht zudem von einem „gestiegenen Stellenwert“ der BBL in Europa und kommt zu dem Schluss: „Ich glaube, dass die kommende Saison in der Qualität, allein von den Namen der Spieler her, die beste überhaupt werden kann.“

Aufgrund der aufrüstenden Konkurrenz könnte das auch den Druck auf die Skyliners bei der Teamzusammenstellung erhöhen. „Wir nehmen das zur Kenntnis, machen uns aber gar keine Gedanken“, erwidert der Tscheche. Zwei Schlüsselstellen sind im Team des neuen Trainers Muli Katzurin, der am Sonntag in Frankfurt erwartet wird, noch offen: Neben dem neuen US-Aufbauspieler Justin Gray will sich der Klub mit einem weiteren Guard und einem Center verstärken.

Die Gespräche mit einzelnen Kandidaten aus den USA sollen schon weit fortgeschritten sein. Novak schlägt sich dafür die Nächte um die Ohren. Aufgrund des Zeitunterschieds ziehen sich die Gespräche mit Agenten mitunter bis weit nach Mitternacht.

Auf Videos alleine verlässt Novak sich aber nicht. Im Falle von Jon Leuer hat der gut vernetzte ehemalige tschechische Rekordnationalspieler mehrere komplette Spiele des US-Amerikaners gesichtet. Spektakuläre Offensivaktionen sind Novak dabei eher unwichtig. Er legt Wert auf Spiele, in denen der Spieler auch mal einen „schlechten Tag“ hat. Dies sei für die Analyse viel wertvoller, sagt Novak. Wie viele schlechte Tage er von Jon Leuer auf Video gesehen hat? Novak lacht. Und schweigt.

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