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Mo 16.04.12 16:45

Turmhoch überlegen

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn zwischen den Baskets Trier und den Frankfurt Skyliners, analysierte Willi Rausch von der Trierer Tageszeitung „Volksfreund“ gemeinsam mit dem Hallensprecher die Stärken und Schwächen der Skyliners. Unter anderem ließ er dabei verlauten, sodass es jeder hören konnte, „Tim Ohlbrecht ist in seiner Entwicklung stehen geblieben.“ Der deutsche Nationalspieler ärgerte sich darüber zu Recht und schüttelte nur mit dem Kopf. Danilo Barthel blickte mich ebenfalls vielsagend an. Zwar erzielte Ohlbrecht nur zwei Punkte, nahm aber dafür Mike Zirbes aus der Partie und zeigte, dass er unter dem Korb gegen schwerere Gegner bestehen kann.

„Das ist seine Meinung, wenn er darüber so denkt, ist das vollkommen ok“, sagte Ohlbrecht hinterher gelassen. „Ich habe eine gute Rolle in der Mannschaft. Mich lässt sowas kalt.“ Dass er nicht groß gepunktet hat sei nicht so schlimm, da es sein Hauptaugenmerk war Mike Zirbes aus dem Spiel zu nehmen. „Ich hab zwar jetzt nicht die Masse, aber die Technik habe ich schon und ich bin jetzt schon ein paar Jahre in dem Geschäft“, erklärte Ohlbrecht. „Ich sehe zwar vielleicht nicht so aus, aber kann ganz ordentlich was wegdrücken.“ Für den 2,10 Meter großen Center standen am Ende zwei Zähler, drei Rebounds, ein Block und ein Steal auf dem Zettel.

Aber vielleicht lassen wir nochmal das Spiel rekapitulieren.

1. Viertel: Es bahnt sich das an, was Tim Ohlbrecht erwartet hat. Es ist wahrlich kein schönes Spiel. Das Spiel ist geprägt von hustle-plays, wobei sich Jacob Burtschi besonders hervortut und schon in den ersten Minuten mit Sprechgesängen der 50 mitgereisten Fans gefeiert wird. Es steht 10:4, McKinney hat zwei Dreier in Folge erzielt und war gerade dabei in einen Rhythmus gekommen, ehe die Schiedsrichter gegen ihn das dritte Foul pfiffen. Das zweite (ein Offensivfoul), war der lächerlichste Pfiff, den ich in dieser Saison gesehen habe. Trier bekommt Rückenwind, legt einen 11:0-Lauf hin und liegt nach dem ersten Viertel 15:13 voren.

2. Viertel: Katzurin stellt um. Devin Gibson, der für McKinney in die Partie kam, weil Johannes Herber grippekrank fehlt, rückt auf die Position des Point-Guard. Michael Thompson wechselt auf die 2. Das zahlt sich aus. Der 1,77 Meter große US-Boy erzielt innerhalb weniger Minuten acht Punkte (darunter zwei Dreier aus der Ecke). Die Partie bleibt eng, ehe Davidson seine ersten sechs Punkte macht und die Skyliners mit 39:31 in Front bringt.

3. Viertel: McKinney ist wieder auf dem Parkett und macht acht Punkte, der zwölf Skyliners-Punkte im dritten Viertel. Trier beißt sich an der Verteidigung der Skyliners die Zähne aus und erzielt gerade einmal sieben Pünktchen. Phillip Zwiener hatte zwischendurch ein technisches Foul gegen sich gepfiffen bekommen, weil er sich über sein Foul geärgert hatte und gegen die Matte unter dem Korb geschlagen hatte. Völlig überzogen. Wenig später bekam Dragan Dojcin das zweite unsportliche Foul, weil er Gibson im Fast Break stoppte. Das kann man geben.

4. Viertel: Die große Jermareo Davidson-Show. Mike Zirbes sitzt die meiste Zeit auf der Bank. Auf dem Parkett steht Andreas Seiferth, der gegen den 2,08 Meter großen Center der Hessen überhaupt keine Chance hat. 13 seiner 19 Punkte erzielt Davidson im Schlussviertel. Er kassierte übrigens auch ein unsportliches Foul, weil er sich über einen abgepfiffen Schrittfehler ärgerte und irgendetwas in Richtung Seiferth sagte. 21:14 entscheiden die Skyliners das letzte Viertel deutlich für sich.

Stimmen zum Spiel:

Marius Nolte: Ich denke, Trier hat eine gute Defense gespielt, die uns vor einige Probleme gestellt hat. Viele shot-clock violations. Unser Vorteil gegen eine Mannschaft wie Trier ist, dass unsere Defense auch sehr gut steht. Von draußen fehlt den Trierern dann auch von außen bisschen die Qualität und das Wurfglück, um gegen unsere sehr kompakte Defense anzukommen. Das war heute der Schlüssel. Es war sicher nicht das schönste Spiel, aber wir haben von der Intensität und den hustle-plays die wir hatten, haben wir ganz klar gezeigt, dass wir gekommen sind, um das Spiel zu gewinnen. Hat ja dann auch funktioniert.

Ich kann mich noch erinnern, als wir darüber gesprochen hatten. Es war absolut ein Ziel, die gute Defense, die uns auszeichnet, konstant über 40 Minuten abzurufen und bin ganz froh, dass wir die Rotation und das System verstanden haben. Das wir es a – laufen und b – nicht verrückt machen lassen, wenn es einmal nicht funktioniert.

Jacob Burtschi: Wir sind einer „defensive-zone“. Das war der Schlüssel für unseren Playoff-push. Wir müssen das weiter aufrecht erhalten. Das war Schritt Nummer fünf und Schritt sechs wird Tübingen sein. Trier hat einen guten Job gemacht und uns nicht in einen Rhythmus kommen zu lassen, aber wir haben einen Weg reingefunden und uns davon nicht mehr abbringen lassen.

Jermareo Davidson ist jemand, der um die größeren und schweren Spieler rumgehen kann und über die kleineren kann er drüberschießen, deshalb hat er in der NBA gespielt. Er hat das Business im Schlussviertel übernommen und ist ein wichtiger Faktor für uns.

Die größte Stärke war, dass immer eine Antwort hatten. Es gab einige schwierige Situationen , die nicht zu unseren Gunsten waren.  Wir hätten auch einbrechen können, haben aber zurückgeschlagen. Jimmy hat einige tough-shots mit dem Ende der shot-clock reingemacht, die es wirklich ausgemacht haben.

Jimmy McKinney: Wir haben es verdient. Wir haben eine großartige Defense gespielt. Wir machen das jede Woche und verdienen jeden Sieg.

Was ich nicht verstehe: Ich habe ein cooles Verhältnis zu den Schiedsrichtern und bin jetzt sechs Jahre in der Liga. „But they don’t give me nothing.“ Sie sprechen nicht mit mir, sie sagen nicht: schau auf deine Hände Jimmy. Sie geben mir keine Warnungen, obwohl ich ja eigentlich zu einigen von ihnen gute Verhältnisse habe. Ich habe meine ersten zwei Würfe daneben geworfen, die „wide-open“ waren, bin dann aber in einen Rhythmus gekommen, aber sie haben mich rausgenommen.

Die zweite Halbzeit ist meine Halbzeit. Ich liebe es in der crunchtime, wenn das Spiel knapp ist und die Uhr am runterticken ist.

Fazit: Ein verdienter Sieg der Skyliners, die turmhoch überlegen waren und wahrscheinlich noch höher gewonnen hätten, wenn die Schiedsrichter die Partie in der Anfangsphase so verpfiffen hätten. Im zweiten Viertel gab es auch einige fragwürdige Pfiffe gegen Trier. Schade das Tim Ohlbrecht nicht 14,15 Punkte gemacht hat. Das wäre eine schöne Geschichte gewesen und eine gute Antwort auf den „Expertentalk“ in der Halle.

14 Responses

  1. 1 # MAG April 17 2012 @ 6:37

    Ist schon ein wenig „peinlich“ wenn man solche Aussagen über einen gegnerischen Spieler live in der Halle verkündet – zeugt nicht gerade von Kompetenz und ich könnte mir so etwas NIEMALS bei uns vorstellen…das soll nicht heißen, das der Reporter seine Meinung kundtun darf (in seinen Artikeln), aber der Ort und die Zeit waren einfach sagen wir Mal daneben…

    Zu Jimmy und den Refs:
    Das finde ich auch sehr merkwürdig. Jimmy ist, wie er selbst sagt, seit 6 Jahren in Frankfurt und der Liga (aktuell mit einer der „dienstältesten“ in der Liga gesamt?)…das er dann trotzdem nichts von den Refs zurückbekommt in Form einer Warnung wundert mich schon – denn ich sage einem Spieler, wenn ich pfeife, manchmal lieber schon kurz „Ohne Hände“…“Lass die Hände weg“ bevor ich ihm ein eher unnötiges Foul aus heiterem Himmel pfeife…aber gut, ich bin ja auch kein Bundesliga-Ref…

    Danke Timur für den wie immer guten Bericht! :-)

  2. 2 # Stephan April 17 2012 @ 7:35

    In Sachen Zwiener muss man die Schiedsrichter in Schutz nehmen: Laut Aussage von Trierer Fans, vor deren Augen und Ohren sich das Ganze abspielte, war der Schlag auf die Matte von einer Ansprache an die Refs begleitet. Damit war das Technische Foul (es war kein Unsportliches), das er dafür bekam, völlig berechtigt. Da dies zu einem Zeitpunkt geschah, zu dem sich die TBB noch in Schlagdistanz befand, war dies eine selten dämliche Aktion des Nationalspielers.

  3. 3 # Stephan April 17 2012 @ 7:47

    P.S.: Schöner Artikel über Jermareo Davidson heute in der Printausgabe der FR: http://www.fr-online.de/skyliners-frankfurt/frankfurt-skyliners-streetballer-und-rapper,1473456,14847654,view,asFirstTeaser.html

  4. 4 # Timur Tinç April 17 2012 @ 7:58

    @Stephan: Wenn Zwiener was in Richtung Refs gesagt hat, ist der Pfiff dann natürlich berechtigt.
    Danke für den FR-Link. Da warst du schneller als ich :)

  5. 5 # Harald April 17 2012 @ 9:06

    Dass man in der Halle live solche Aussagen und Einschätzungen über gegnerische Spieler abgibt, ist einfach nur unprofessionell. Man schneidet sich damit doch ins eigene Fleisch und gibt Motivationshilfe das Gesagte zu widerlegen.

    Inhaltlich gebe ich Willi Rausch aber durchaus Recht mit seinen Aussagen über Ohlbrecht. Auch wenn er sich in Frankfurt langsam gemausert hat.
    Es war schon Wahnsinn, was der Kerl mit 16, 17 schon alles drauf hatte. Ich habe damals einige Spiele von ihm gesehen und war mir sicher, dass er mit Anfang 20 entweder NBA oder Euroleague (mit großer Rolle) spielen würde. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass er vor 4 Jahren noch als möglicher Top 3 NBA Draft Pick galt in den verschienen Mock-Drafts.
    Er hat sich leider wirklich spielerisch nicht großartig weiterentwickelt in den letzten Jahren. Wenn die Aufgabe von jemandem mit Tims Anlagen einzig darin bestehen soll, einen Maik Zirbes aus dem Spiel zu nehmen, dann ist imho irgendetwas falsch gelaufen!
    Spielerisch hätte Tim die Anlagen dafür, ein absoluter Leistungsträger bei jedem Team der Liga zu sein und nicht nur gegnerische Spieler aus dem Spiel zu nehmen.
    Schon eigenartig, dass außer Michael Koch in der ersten Bonner Saison niemand Tim diese Rolle zugetraut hat.
    Es müssen da andere Faktoren eine Rolle spielen, die man als bloßer Zuschauer nicht erkennen kann. Denn sonst macht das keinen Sinn!

    Ich verstehe nicht, warum McKinney als Veteran einen Bonus bei den Refs fordert.
    Gute Schiedsrichter behandeln alle Spieler gleich und beurteilen die einzelnen Situationen unabhängig von den Namen der Beteiligten.
    Viel gesprochen sollte mit allen Spielern werden!Nicht nur mit den bekannten Gesichtern! So viele Englischkenntnisse traue ich den Kollegen dann doch zu! ;)

  6. 6 # MAG April 17 2012 @ 9:57

    Ich denke, darum geht es Jimmy (und so meinte ich es auch):
    Sonderbehandlung auf keinen Fall – das widerspricht ja auch der Neutralität, die ich als Ref haben muss – aber ein kleiner Hinweis (auf englisch) sollte doch im möglichen Spielraum drin sein. ;-)

  7. 7 # kre April 17 2012 @ 19:34

    Sonderbehandlungen gibt es zuhauf, wenn man überlegt was Spieler wie Suput oder Jacobsen alles machen dürfen bevor gepfiffen wird. Aber was solls, ist halt so

  8. 8 # bjoern April 18 2012 @ 3:07

    timur

    ich hätte deinen kollegen vom volksfreund erstmal die meinung gegeigt und gefragt was das sollte.

    jeder darf seine meinung kundtun aber das war nur noch peinlich und unprofessionell

  9. 9 # Harald April 18 2012 @ 10:54

    @kre: Sicher lässt sich nich abstreiten, dass es Sonderbehandlungen gibt. Die Refs sind halt auch notgedrungen Beobachter der Liga (wahrscheinlich eh die genauesten überhaupt) und wissen, z.B. dass ein Suput, Jacobsen oder auch D. A. in gewissen Situationen schwer zu stoppen sind und entscheiden dann halt im Zweifelsfall auf Verdacht auf Foul gegen den Starspieler. Ist halt menschlich und lässt sich bis zu einem gewissen Grad nicht vermeiden. Aber offiziell würde das sicher kein Ref zugeben. Und es macht daher auch keinen Sinn, einen „Veteranen-Bonus“ öffentlich einzufordern. Zumal McKinney leistungsmäßig noch ne ganze Ecke fehlt, um wirklich von Bonus-Pfiffen zu profitieren. ;)

  10. 10 # Timur Tinç April 18 2012 @ 11:36

    @Björn: Ich hab den Kollegen nicht gesehen.

    @Harald: Was fehlt denn McKinney deiner Meinung nach noch?

  11. 11 # javier gonzales m. April 18 2012 @ 12:04

    @ Harald ..
    Das wüsste ich auch gerne ..

  12. 12 # Harald April 18 2012 @ 12:55

    V.a. Konstanz! McKinney hat es erst im sechsten BBL-Jahr geschafft, die Rolle des GoToGuy auszufüllen. Die Jahre davor war er entweder Dauerverletzter oder Ergänzungsspieler. Sorry, aber Leute wie Suput, Jacobsen, Allen, Wood oder auch Paulding, Foster, etc. stehen für mich einfach eine Stufe über McKinney! Diese Spieler haben z.B. nicht wie McKinney mal vor einigen Jahren eine Saison mit 3 Punkten im Schnitt abgeschlossen, sondern spielen kontinuierlich auf einem Level, bei dem man sagen kann: Da gibts kaum einen besseren in der BBL!
    McKinney ist ja erst seit dieser Saison Führungsspieler bei den Skyliners. Und so geplant war das wohl auch nicht. Erst die Verletzung von Gray hats möglich gemacht. Es hat einige Zeit gedauert bis er mit dem Druck und der Verantwortung zurecht gekommen ist. Mittlerweile macht er seine Sache sehr gut. Aber um zum Konzert der ganz Großen zu gehören, müsste er imho diesen Level auch in den PlayOffs und über die Saison hinaus halten und vielleicht mal seine Mannschaft zu einem Titel führen. ;)

  13. 13 # Frankie April 18 2012 @ 18:41

    Harald: Warten wir mal die Playoffs einfach ab, oder? ;-)

  14. 14 # MAG April 19 2012 @ 8:24

    Gut Ding will eben Weile haben…;-)

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