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Mi 30.05.18 10:24

Rückblick und Ausblick

Die erste Entscheidung für die neue Saison ist gefallen: Marco Völler wird den Skyliners zwei weitere Jahre erhalten bleiben. Das ist insofern überraschend, als dass der gebürtige Offenbacher während der abgelaufenen Saison eigentlich nur dafür geholt wurde, um im Profikader für etwas Entlastung zu sorgen und dann in der zweiten Mannschaft, in der drittklassigen Pro B, für die Frankfurter Korbjäger aufzulaufen. Es kam bekanntlich anders und nun wird der 29-jährige Power-Forward in Frankfurt bleiben. Ohnehin lief vieles in der Saison 2017/2018 nicht so wie geplant für die Skyliners. Bis Dezember standen sie auf dem dritten Platz, ehe sich ein Leistungsträger nach dem anderen verletzte. Es gab eigentlich während der gesamten Saison keine einzige Trainingswoche in der alle fit waren. Das sind wir ja schon irgendwie gewohnt in Frankfurt, aber dieses Jahr war es besonders schlimm. Zwar war es eine Spielzeit in der mehr drin gewesen wäre, aber angesichts der Umstände haben die Hessen fast das Optimum herausgeholt.

Die Skyliners sind in den Playoffs zu früh auf den FC Bayern getroffen. Ein Viertelfinale gegen Bayreuth, Oldenburg oder Bonn – und die Skyliners hätten sicher eine gute Chance gehabt, das Halbfinale zu erreichen. Besonders bitter sind da sicher in der Rückrunde die Niederlagen gegen Ludwigsburg, Bayern und in Braunschweig, die man trotz hoher Führungen leichtfertig vergeben hat. Dann waren da aber auch die Partien gegen Bamberg und Berlin, die man trotz dünner Rotation für sich entscheiden konnte.

Die Skyliners waren vor der Saison ins Risiko gegangen, hatten mit Phil Scrubb und Jonas Wohlfarth-Bottermann zwei Spieler in den Kader geholt, die schwere Knieverletzungen hatten. Das wurde ihnen während der Saison zum Verhängnis, da die beiden Leistungsträger aufgrund von Verletzungen anderer Spieler, viel zu viel spielen mussten, sich kaum regenieren konnten und so die alten Probleme wieder auftraten. Als die Skyliners im März wieder halbwegs komplett waren, hat man gesehen was in dem Team drin steckt, auch wenn viele auf dem Zahnfleisch gingen – erwähnt sei hier nur Tai Webster.

Das Saison-Klassenbuch in Kürze:

Tai Webster: War von Anfang an als Scorer da. Hat etwas gebraucht, um seinen Touch von Außen zu finden. Sein Zug zum Korb ist überragend. Allerdings oft Probleme gehabt, auf den Ball aufzupassen. Auch in der Defense immer wieder mit Aussetzern und deswegen von Cheftrainer Gordon Herbert oft ausgewechselt. Trotzdem – ohne ihn fehlte immer eine Scoringoption. Wird schwer ihn zu halten.

Isaac Bonga: Machte seine besten Spiele in den Playoffs. Hatte die erwarteten Auf und Abs während der Saison. Vor allem in der Defense mit viel Lehrgeld, in der Offense nicht immer mit den besten Entscheidungen. Zog zum Korb wenn er werfen sollte, warf, wenn er ziehen konnte. Überragende Freiwurfquote. Sollte er nächstes Jahr noch dabei sein, wird er Starting-Point-Guard.

Garai Zeeb: Wenn er auf dem Parkett stand, machte er seine Sache gut. Opfer des Herbert-Systems immer mit kurzer Rotation zu spielen. Er hat zwar noch Vertrag, aber wenn er sich weiterentwickeln will, sollte er – trotz Vertrag – zu einem Team gehen, wo er mehr Spielzeit bekommt. Bei den Skyliners ist das unwahrscheinlich.

Philip Scrubb: Bester Offensivspieler der BBL. Sein Ausfall im Dezember war ein Schlag ins Kontor, danach ging es erstmal steil bergab. In den Playoffs wurde er von den Bayern gut in die Mangel genommen. Eigentlich ist der Kanadier nach so einer Saison nicht zu halten.

AJ English: Kam nach der Verletzung von Scrubb mit der guten Erfahrung aus der vergangenen Spielzeit zurück, als er der go-to-guy in der Offensive war. Hatte aber jeglichen Touch verloren und war irgendwie ein Fremdkörper im Team. Die vorzeitige Trennung war nur folgerichtig.

Jordan Sibert: Machte zwei gute Spiele für die Skyliners. Sein allererstes und in Spiel zwei in den Playoffs gegen die Bayern. Schoss zu viele Fahrkarten, nutzte seine Chancen, die er bekam nicht. Natürlich war es schwer in ein komplett neues System zu kommen, trotzdem hätte er mehr draus machen müssen.

Quantez Robertson: Kam mit Übergewicht aus dem Urlaub und brauchte erstmal mehrere Wochen, um wieder auf sein Idealgewicht zu kommen. Zu Beginn fiel es nicht so auf, weil es insgesamt als Team lief. Gegen Ende der Saison und in den Playoffs, als es drauf ankam, war er dann voll da. Mit Abstand bester Akteur in der wichtigsten Phase der Saison, nicht nur in der Verteidigung, sondern auch in der Offensive mit Akzenten. In seinem Alter sollte er diesen Sommer besser auf seinen Körper achten.

Richard Freudenberg: Hat lange gebraucht, um sich an das BBL-Niveau und die Körperlichkeit in der Liga zu akklimatisieren. Hat immer mal wieder Ausreißer nach oben und nach unten gehabt, oft stand er aber einfach nur in der Ecke in den paar Minuten, die er auf dem Spielfeld stand. Er wird den Sommer nutzen müssen, um nochmal ein bisschen mehr an Kraft zuzulegen und nächste Saison konstanter zu agieren.

Shawn Huff: Ordentliche Saison mit wenig Fehlern, aber es fehlten so die Spiele wie Partie 3 in den Playoffs gegen die Bayern, wo er dann mal übernahm. Das lag aber auch daran, dass die Skyliners den Ball die gesamte Saison nicht so gut bewegt haben, wie man das so gewohnt war aus den vergangenen Jahren und so nicht so viele freie Würfe erspielt wurden.

Niklas Kiel: Zwei Gehirnerschütterungen, eine Muskelverletzung. Ein komplett verlorenes Jahr. Ihm ist zu wünschen, dass er endlich mal verletzungsfrei bleibt. Konnte immerhin an seinem Oberkörper arbeiten. Eine gute Voraussetzung fürs neue Jahr.

Marco Völler: Kam als die Not auf den großen Positionen riesig war. Warf alles rein, punktete anfangs sogar konstant. Beschränkte sich auf die einfachen Dinge, gefiel auch als Assistsgeber unter dem Korb. Mit „nur“ 1,99 war er unter dem Korb gegen deutlich größere und stärkere Gegner überfordert. Aber was erwartet man auch wenn man einen Power Forward als Center aufbietet? Offensiv limiert, aber dafür ist er nicht geholt worden, sondern um zu rackern und zu arbeiten. Das hat er gut gemacht.

Jonas Wohlfarth-Bottermann: Beste Saison als Profi. Hat Verantwortung bekommen und übernommen. Allerdings musste er zu viele Minuten abspulen und so traten die alten Probleme wieder am Knie auf. Kämpfte sich aber wieder ran. Gute Präsenz unter dem Korb, gute Hakenwürfe, aber über alle anderen Würfe hüllen wir den Mantel des Schweigens.

Mike Morrison: War erst wieder gegen Ende der Saison der Energizer von der Bank, der so wichtig fürs Team ist. Sein Dreier gegen die Bayern in Spiel zwei dürfte in die Skyliners-Geschichtsbücher eingehen. Als Typ super, aber eigentlich hat er sich nicht weiterentwickelt. Freiwürfe immer noch eine Katastrophe, dazu immer noch zu viele dumme Fouls. Ein neuer Vertrag macht eigentlich keinen Sinn, weil er als Spielertyp Wobo zu ähnlich ist.

Armin Trtovac: Hat wenig Gelegenheit gehabt sich zu zeigen. Er wird im Sommer vor allem an seinen ersten Schritten und am Wurf arbeiten müssen. Wenn er das tut, kann er Wobo gut ergänzen.

 

Dann lasst uns mal den Blick nach vorne richten. Die Skyliners haben  acht Spieler unter Vertrag für die kommende Saison und darüber hinaus: Garai Zeeb (2019), Jonas Wohlfarth-Bottermann (2019), Quantez Robertson (2019),  Niklas Kiel (2020), Richard Freudenberg (2020), Isaac Bonga (2020),  Marco Völler (2020), Armin Trtovac (2021). Die Veträge von Shawn Huff, Mike Morrison, Jordan Sibert und Daniel Mayr sind ausgelaufen. Bei Tai Webster und Phil Scrubb gibt es Optionen auf eine Vertragsverlängerung bzw. verschiedene Optionen für Outs ins europäische Ausland bzw. NBA. Die Topscorer dürften kaum zu halten sein.

Es wird sicher noch ein bisschen dauern bis es weitere Entscheidungen geben wird. Die größte Frage ist: Was macht Isaac Bonga? Wenn er in den NBA-Draft geht könnten die Skyliners große Kasse machen, denn der 18-Jährige müsste für 650.000 aus seinem Vertrag gelöst werden bzw. das NBA-Team eine Ausbildungsentschädigung zahlen. Ein Schritt in die NBA macht nur Sinn, wenn der Point-Guard Signale eines Teams bekommt, ihn auf jeden Fall früh zu ziehen – denn das würde ihm einen Millionenvertrag garantieren. Ob er dann sofort in den Profikader geht oder in die G-League oder nochmal nach Europa verliehen wird, muss dann der Klub entscheiden. Geht es nur nach seiner Entwicklung, würde ich sagen, er soll noch ein Jahr hier in Frankfurt als Starting-Point-Guard Erfahrung sammeln und dann wechseln. Aber wie schon gesagt, sollte es ein Team geben, dass ihn früh ziehen will, wäre er dumm das finanziell lukrative Angebot auszuschlagen. Wie er sich entscheidet, werden wir in den kommenden Tagen erfahren. Bis zum 11. Juni hat er noch Zeit seinen Namen aus dem Draft rauszunehmen.

Bis die Skyliners jemand Neues unter Vertrag nehmen werden, wird a) von der Bonga-Frage abhängen, weil mit dem zusätzlichen Geld man natürlich ganz anders planen kann und b) in welchem europäischen Wettbewerb die Skyliners spielen.

Die Hessen spekulieren auf eine Wildcard in der Champions League oder im Eurocup, für den Fiba Europe-Cup dürften sie als Achter der Bundesliga gesetzt sein. In der abgelaufenen Saison nahm Würzburg als 14. Teil, weil andere – unter anderem die Skyliners – vor ihnen auf den niedrigsten Wettbewerb verzichtet hatten. Die Skyliners ärgern sich darüber, dass die Fiba für die Teilnahme an der Champions League für die neue Saison mindestens den fünften Tabellenplatz voraussetzt. Das sei mit den Ligen so nicht abgesprochen gewesen, sagte mir Gunnar Wöbke, der geschäftsführende Gesellschafter. Er erwartet Mitte Juni eine Entscheidung. Dieses Kuddelmuddel mit den europäischen Wettbewerben ist einfach nur nervig und vollkommen undurchsichtig.

Vergangenes Jahr war es so: Meister Bamberg ging in die Euroleague, die Halbfinalisten Ulm und Bayern waren im Eurocup, dazu bekam Alba Berlin als Sechster und Viertelfinalist eine Wildcard, zwei Teams waren in der Champions League gesetzt (Bayreuth als Tabellenvierter und Viertelfinalist sowie Oldenburg als Fünfter und Halbfinalist) und zwei (der Siebte Bonn und der Achte Ludwigsburg) haben die Qualifikation gespielt – und es dann geschafft. Zumindest in die könnten die Skyliners als Achter auch kommen, wenn die Fiba von ihren neuen Plänen abrückt, ansonsten bleibt nur der Fiba Europe Cup.

Dann schauen wir uns mal den Kader für die kommende Saison an, wenn alle Spieler, die Vertrag haben, bleiben:

PG: Bonga/x/Zeeb
SG: Tez/x
SF: Freudenberg/x
PF: Kiel/x/Völler
C: Wobo/Trtovac/x?

Nach der Vertragsverlängerung mit Völler wird es für Mike Morrison besonders eng. Die Skyliners brauchen einen großen Spieler, der werfen kann. Und sie können es sich nicht nochmal erlauben, zwei Center im Kader zu haben die 45 % oder schlechter Freiwürfe werfen. Eigentlich wäre Daniel Mayr, als wurfstarker Fünfer genau der richtige Spielertyp für die Position, aber ich bezweifle, dass die Skyliners ihm nochmal einen Vertrag geben, da auch weiterhin nicht sicher ist, wann und ob der 2,18-Meter-Mann Basketball spielen kann. Es wird sich die Frage stellen, ob die Skyliners in Trtovac genug Potenzial sehen, um eine gute Rolle in der BBL zu spielen. Der Beginn der Vorbereitung dürfte darüber Aufschluss geben. Dann wird sich zeigen, wie gut der 2,12-Meter große Center im Sommer gearbeitet hat. Ansonsten bräuchten die Skyliners noch einen wurfstarken Fünfer aus dem Ausland.

Ich persönlich würde Shawn Huff im Kader behalten, da er als erfahrener Profi die jungen großen Spieler wie Kiel und Freudenberg führen kann. Natürlich brauchen die Skyliners auch wieder zwei Guards, die hochprozentig scoren können. Die werden sicher zu finden sei. Da die Skyliners sehr viele Deutsche im Kader haben, wäre auch noch Platz für einen weiteren Guard, der diesmal besser einschlagen sollte als AJ English oder Jordan Sibert. Wenn dieser Guard von Anfang dabei wäre, wäre das sicher hilfreich. Dann wäre er sofort in den Systemen drin und die Minuten könnten vom ersten Tag an gut verteilt werden.

Als Ziel für die neue Saison haben sich die Skyliners Platz sechs gesetzt. Sollten sie im Fiba Europe Cup antreten, werden sie sicher auch ins Top-Four wollen. Das erste Pokalspiel findet bereits am 3. Oktober statt. Bin mal gespannt, wie der neue Modus angenommen wird.

 

4 Responses

  1. 1 # Doppeldribbel Mai 31 2018 @ 8:49

    @Timur: Hab’s jetzt zweimal gelesen und (fast) nix gefunden, was ich nicht unterschreiben würde. Tipp-Topp!! Zwei Sachen:

    Ich mag MM und er ist für uns ein perfekter Backup so wie das zusammen mit JV war. Nun haben wir Wobo und ich gebe dir ganz am Ende recht – das passt einfach nicht (gut). Ein klar besserer Ersatz auf der 5 kostet halt richtig Kohle und da wird man wohl abwarten, was mit Bonga passiert. Rein „emotional“ könnte ich auch mit Wobo/MM leben.

    Wenn ich dein Roster richtig lese, würdest du mit RF auf der 3 starten?! Da schwingt aber schon ein Großteil Hoffnung mit oder…?!? Ich würde mir eher wünschen:

    PG: Bonga/A/Zeeb
    SG: B/A/Tez
    SF: Tez/Freudenberg
    PF: Kiel/C(Huff?)/Völler
    C: D/Wobo/Trtovac

    A/B dürften natürlich gerne Webster und/oder Scrubb sein, aber ich denke, das wird wohl nix…! Tez sehe ich nicht so gerne auf der 2, es fehlt ihm einfach die Konstanz im Scoring. Auf der 4 hoffe ich sehr, sehr auf NK. Die Ansätze in der Saison 16/17 waren vielversprechend und mit einer gesunden Vorbereitung kann er (analog Barthel) sehr wichtig werden.

  2. 2 # Timur Tinç Mai 31 2018 @ 8:58

    @Doppeldribbel: Habe das mit dem Namen geregelt :)

    Ich würde mit Freudenberg nicht unbedingt starten, habe ihn nur auf diese Position geschrieben. Letztlich hängt es davon ab, wie der Kader aussehen wird. In der Europapokalsiegersaison hat Gordie ja immer eine große Lineup aufs Feld gebracht. Sollte ein Huff bleiben könnte ich mir sehr gut: Bonga, Tez, Huff, Kiel und Wobo vorstellen. Dann wären es inklusive Bonga sogar gleich vier über 2 Meter.

    Tez pendelt sowieso immer zwischen 2 und 3. Gordie sieht auf den Positionen auch keinen großen Unterschied.

  3. 3 # 2soul Mai 31 2018 @ 20:52

    Als Agent von Bonga fände ich die Idee, ihn auf der 1 starten zu lassen auch gut. Aus Sicht der Skyliners sehe ich das eher kritisch. Dafür ist sein Spiel einfach noch zu unkonstant.
    Gordon Herbert hat doch immer mit scoring Point Guards spielen lassen. In die Liste Wood, Theodore, Cobbs, Webster passt Bonga imho nicht rein. Ich denke schon, dass ein neuer Starter für die 1 kommen wird, mit dem dich Bonga die Minuten teilen wird.
    Morrison sehe ich auch eher nicht mehr in FFM. Neben WoBo, Völler und Kiel wäre wirklich ein Spieler mit etwas mehr Range gut.
    Wo geht eigentlich die Entwicklung von Freudenberg hin? Wenn er kräftiger wäre könnte ich ihn mir langfristig auf der 4 vorstellen.

  4. 4 # Timur Tinç Mai 31 2018 @ 20:57

    @2soul: Freudenberg ist gekommen, um auf der 3 zu spielen. Das haben die Skyliners ihm auch zugesichert, als sie ihn geholt haben.

    Wenn Bonga in die NBA soll, dann muss er starten und 25+Minuten spielen. Er hat ja einen guten Drive, im Sommer muss er noch stabiler im Wurf werden. Sein Körper ist halt auch noch lange nicht fertig entwickelt. Er wird in den nächsten Wochen sicher noch ein paar Kilo Muskelmasse aufbauen.

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