skyliners.frblog.de

Mo 06.11.17 22:58

Mal wieder viel aus sehr wenig

Wo sind die offensiven Alternativen habe ich vor einer Woche gefragt. Tai Webster hat am Sonntag seine Hand mal ganz weit nach oben gestreckt. Es waren nicht nur die 31 Punkte, elf Rebounds und vier Assists, die das Spiel gegen Oldenburg zu seinem bislang besten für die Skyliners gemacht haben. Mir hat vor allem die Gradlinigkeit in seinem Spiel gefallen. Seine Entscheidungen waren bis auf ganz kleine Ausnahmen immer richtig. Neben seinem 4-Sekunden-Spurt über das ganze Parkett mit dem Fingeroller hoch ans Glas und in den Korb rein, war natürlich sein Block gegen Rasid Malhabasic DAS Highlight dieses Spiels. Auch wenn Malhabasic nicht der tollste Hüpfer ist, gegen diesen Koloss, musst du erst einmal die Chuzpe haben so hochzugehen.

Bei den Skyliners passt derzeit einfach vieles zusammen. Da kann auch der Cheftrainer mal aus persönlichen Gründen wegbleiben, Co-Trainer Klaus Perwas bereitet das Team trotzdem optimal auf die Oldenburger Offense vor. Die Skyliners haben fast keine Dreier zugelassen, bis auf ein paar wenige schlechte close-outs und Turnover, die sofort bestraft wurden, war die Defense diesmal über fast 40 Minuten top. Der beste Oldenburger Run war ein 6:0.

Dabei muss man immer im Hinterkopf haben, dass die Skyliners wieder einmal mit sieben Mann agierten. Die 1:50 von Richard Freudenberg und 30 Sekunden von Armin Trtovac nicht migezählt. Aus meiner Sicht, war es die beste Entscheidung, nicht international zu spielen. Mit dieser dünnen Rotation hätten die Skyliners das auf kurz oder lang nicht durchgehalten. Gordon Herbert sieht das etwas anders: Die Erfahrungen, die vor allem die jungen Spieler machen können, wenn es im Fiba Europe-Cup  gegen Teams – etwa einem Level unter der Bundesliga geht – und das Reisen mit der Mannschaft, seien sehr wertvoll. Dann hätte er auch mehr rotiert, sagte er mir am Sonntag auf Nachfrage. Angesichts der offensiven Ziele, die er vor der Saison formuliert hat, wären aber meiner Meinung nach, einige der knappen Siege mit der Zusatzbelastung nicht zustande gekommen. Zumal die jungen Spieler, wie Garai Zeeb oder Freudenberg ja auch noch in der Pro B spielen, was auch immer wieder zu Terminüberschneidungen führt.

Sei es wie es sei. Die Skyliners fahren mit einer 6-2-Bilanz völlig befreit nach Bamberg, die erst Braunschweig und nun Göttingen aus der Halle geschossen haben. aufspielen. Bei diesem Spiel können die Skyliners nur gewinnen. Natürlich wollen sie sich auf keinen Fall abschlachten lassen, aber selbst eine krachende Niederlage würde vielleicht so einige Fehler aufdecken, die man zuletzt gegen andere Teams immer wieder kaschieren konnte. Aus Pleiten lernt man bekanntlich mehr. Und vielleicht wird Niklas Kiel beim deutschen Meister zu seinem ersten Saisoneinsatz kommen. Gegen Oldenburg durfte er nach seiner überstandenen Gehirnerschütterung wieder in die Halle kommen. Er soll diese Woche mit dem Mannschaftstraining anfangen.

Ich glaube, der größte Vorteil, der sich nach den acht Spielen zeigt ist, dass die Skyliners ein Gerüst von mehreren Spielern haben, die das System von Gordon Herbert bestens kennen. Quantez Robertson, Philip Scrubb, Mike Morrison, Shawn Huff und auch Isaac Bonga. Gegen Oldenburg, sagte Herbert, sei das Team fast die gesamte Partie über nur ein System gelaufen, weil man es simpel halten wollte. Daraus resultierten dann 93 Punkte. Dazu kam mit Jonas Wohlfarth-Bottermann ein Center, der darauf brannte sich nach drei, vier Jahren als Rollenspieler wieder richtig zu beweisen. Er ist ein ganz klares Upgrade zu Mahir Agva auf der Fünf und einer der Schlüssel warum es so gut läuft. Weil er a) unter dem Korb selbst punktet und die Rebounds abgreift und b) weil er in der pick-and-roll-Verteidigung es auch den Guards schwierig macht. Der Siebte im Bunde, Tai Webster, hatte es von allen Neuzugängen sicher am schwierigsten. Spät gekommen, dazu noch auf der Schlüsselposition. Das Oldenburg-Spiel war ein Schritt in die richtige Richtung. Er profitierte am meisten von der Maßgabe, es im Spielaufbau einfach zu halten.

Der Vater des ganzen Konstrukts ist natürlich der Chefcoach. Aus wenig, so viel herauszuholen, das macht Gordon Herbert in der Bundesliga keiner nach. Dazu hat er mit Perwas einen hervorragenden Assisten. Alleine seine Arbeit am Wurf mit Isaac Bonga in der Preseason hat sich sofort bezahlt gemacht.

Natürlich haben die Skyliners in mehreren Partien auch ihre Schwächephasen gehabt, und doch immer wieder einen Weg gefunden zu gewinnen – außer in Ludwigsburg und München. Wenn man bedenkt, dass die Skyliners in der zweiten Saisonhälfte meist noch stärker spielen, als in der ersten, dann dürfen wir uns noch auf ein paar schöne Spiele freuen. Immer vorausgesetzt: es bleiben alle fit.

 

13 Responses

  1. 1 # NurSo November 7 2017 @ 13:53

    Ich muss eingestehen, dass ich diese Spielstärke, solch mehr oder weniger souveräne Siege wie in den Heimspielen gegen Bayreuth und Oldenburg, nicht für möglich gehalten habe. Die Gründe sind oben sehr treffend herausgearbeitet. Ich kann mir keinen anderen Trainer als GH vorstellen, der das mit diesem Spielermaterial geschafft hätte. Respekt !

  2. 2 # Doppeldribbel November 8 2017 @ 14:36

    @Timur: Vielen Dank für deine ausführliche und vor allem treffende Zwischenbilanz. Es ist irgendwie schon komisch: Ein 6/2 hätte ich vor der Saison nicht für möglich gehalten, und wenn überhaupt, dann nur unter aller-optimalsten Bedingungen. Und die haben wir ja nicht mal gehabt, wie @Aydo schon richtig dargestellt hatte (Quote Tez, Ausfall Kiel, unkonstante Spieler wie Webster oder Huff).

    Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass alle Siege (außer vielleicht OLD) am seidenen Faden hingen und man normalerweise nicht immer mit einem Sieg vom Parkett geht. Umso erstaunlicher ist die Mentalität des Teams bisher in den Crunchtimes.

    Und da sind wir natürlich zu einem großen Teil beim Trainer(-Team). Ich sage es nun schon seit Jahren (egal, ob GH nun gerade bei uns war oder nicht): Ich halte ihn für den perfekten Skyliners-Trainer. Er hat immer (und zwar wirklich immer) alles mögliche aus seinen Kadern und Bugets herausgeholt – und meistens noch ein bisschen mehr. Das hat kein anderer Trainer in Frankfurt geliefert. Man denke in den vergangenen 10 Jahren mal an Didin (trotz relativen sportlichen Erfolgs), Sunara, Barton oder Katzurin. Und andererseits ist das GH auf seinen anderen Stationen in Frankreich, Griechenland oder bei ALBA nicht in dieser Form gelungen. Daher spricht doch sehr viel dafür, dass die Konstellation Skyliners/Herbert für beide Seiten ziemlich perfekt ist. Möge seine Gesundheit und seine Lust noch lange vorhanden sein. Den Tag, an dem – in welch ferner Zukunft auch immer – ein anderer Trainer an der Seitenlinie stehen wird, werde ich ganz sicher nicht feiern.

  3. 3 # Doppeldribbel November 8 2017 @ 14:57

    Und zum nächsten Spiel @Bamberg…

    Was spricht für uns?

    – Sehr wichtiges EL-Spiel gegen Fener am Freitag
    – Wir können befreit aufspielen

    Was spricht gegen uns?

    – Alles andere:-))

  4. 4 # Timur Tinç November 8 2017 @ 15:01

    @Doppeldribbel: Hahaha genau so ist es :D

  5. 5 # Aydo November 12 2017 @ 11:41

    Ich bin mir nicht sicher, wie viel Kraft den Bambergern das Spiel am Freitag gekostet hat. So oder so: die sind und bleiben diese Saison verletzbar.

    Die Schlüssel: unser Tempo aufdrücken, extremes Lowscoring-Game, Passwege der Brösels gut stören. Dazu gerne wieder ein Sahnetag von Scrubb und Webster.

  6. 6 # Aydo November 12 2017 @ 21:38

    Da war gefühlt wieder mehr drin heute. Selbst ohne Mike haben wir Bamberg bis zum Ende die Stirn geboten und das allein ist eine überragende Leistung. Gereicht hat es m.M.n. nicht aus folgenden Gründen:

    – Scrubb wurde gut rausgenommen
    – Lo war nicht zu kontrollieren
    – Tez auf beiden Seiten schwach

    Eigentlich schade, dass die Niederlage bei diesem Matchup am Ende an den Guards hängt. Aus dem vermeintlichen Vorteil auf Groß hat Bamberg nichts gemacht. Einmal mehr dank Wobo (vier Blocks, Wow!).

    Ich kann eine Niederlage beim Meister einordnen, muss mich trotzdem über Tez ärgern. Er hat heute weder Zisis noch Lo noch Taylor genug stören können. Plus kein Faktor in der Offense. Ganz tiefes Loch.

  7. 7 # Doppeldribbel November 13 2017 @ 9:09

    @Aydo: Gut mitgehalten und Stirn geboten ja, „mehr drin“ war allerdings mMn nicht. Hatte nie das Gefühl, dass wir eine Siegchance haben, Bamberg hätte (gefühlt) immer zwei Gänge hochschalten können.

    Bei Tez hast du völlig recht. Wenn vorne nix geht, dann kann ich das bei ihm immer akzeptieren. Dann sollte er es allerdings auch nicht forcieren. Die zwei Bauchrutscher durch die halbe Halle aufgrund überpowerter Dribblings kann man sich sparen…!

    Ich denke, es lag auch nicht an MMs Fehlen gestern. Er hätte gar nicht so viel besser machen können als WoBo in seinen 32 Mins. Viel blöder ist immer noch der Ausfall von Kiel, zumal Huff (trotz 26 Min) gefühlt überhaupt nicht auf dem Platz steht. Im Grunde deckte WoBo gestern den gesamten Frontcourt alleine ab (und das auch noch richtig gut:-))

    Unter diesen Voraussetzungen war das gestern okay. Die Skyliners haben wieder mal bewiesen, dass sie unangenehm zu spielen sind – in welcher Aufstellung und welch kleiner Rotation auch immer!

  8. 8 # Helmut November 13 2017 @ 10:09

    Ich denke schon, dass Morrisons Fehler Einfluss auf die Guardrotation hatte, da noch mal mehr Helpdefense gespielt werden musste als sonst. Bei Tez hinterließ das das vage Gefühl, er habe seine eigenen Gegenspieler nicht im Griff, Bonga stolperte insbesondere in der Schlussphase ohne Orientierung wirkend durch die Zone. Ich meine das nicht mal als Kritik, sondern sehe es der fehlenden Foulmöglichkeit auf 5 und 4 geschuldet und der Bamberger Qualität. Es war nicht so viel in dem Spiel drin, wie es vordergründig den Anschein hatte.

  9. 9 # Maurizio November 13 2017 @ 13:00

    https://www.sportando.com/en/france/pro-a/253713/aj-english-and-limoges-csp-will-part-ways-after-this-week-s-eurocup-game.html

    Tough luck AJ… ;)

  10. 10 # Timur Tinç November 13 2017 @ 16:23

    @Maurizio: Er wird doch nicht…. zurückkommen?! :)

  11. 11 # Aydo November 13 2017 @ 17:05

    @Timur

    Er ist zwar ein hochprozentiger Werfer, toller Crunchtime-Spieler und oft einer für das Highlight-Band. Aber ich bin nicht sicher, wie gut er ins aktuelle Team passt. Er ist eben auch einer, der gern für die eigene Statistik spielt…

  12. 12 # Timur Tinç November 13 2017 @ 17:12

    War auch nicht ganz ernst gemeint. Er hat vergangene Saison nur reingepasst, weil Vaughn so ein schwacher Point-Guard war und du einen Spielertyp brauchtest, der vorne scort. Die Last soll in dieser Saison auf mehr Schultern verteilt werden und wenn da ein Egozocker reingeworfen wird, ist der Frust schneller größer, als noch vergangenes Jahr, wo da niemand Offensivgefahr ausstrahlte.

  13. 13 # Doppeldribbel November 13 2017 @ 19:07

    Also 1.: AJE wird sicher nicht zurückkommen. Ich denke, die Skyliners haben finanziell nix auf der Naht.

    Aber 2.: Ich habe ihn gar nicht als solch extremen Egoshooter empfunden. Etwas pointiert formuliert war Scoring-Option 1 und 2. Und nachdem Shields weg war auch noch 3. Ich vermute, das war auch vom Trainer so vorgegeben und glaube, er kann sich auch anders ins Team einbringen. Könnte ihn mir im Backcourt mit Webster und Scrubb (unterstützt von Bonga und Tez) ausgezeichnet vorstellen.

    Aber da Punkt 1. eintreten wird, brauchen wir uns da keinen Kopp drum zu machen:-))

Schreibe einen Kommentar

Die mit * gekennzeichneten Felder, sind Pflichtfelder.

Um Spam zu vermeiden, füllen Sie bitte das Captchafeld aus. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.