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Do 18.06.20 08:58

Ins Schicksal ergeben – Ungewisse Zukunftspläne

Am Samstag wird der Skyliners-Tross seine Koffer und Taschen packen und sich auf den Rückweg nach Frankfurt machen. Dann wird es vielleicht noch ein paar Gespräche geben bis sich die Spieler in ihre Heimat machen und dann eine sehr lange Zeit warten müssen, wie es für sie weiter geht. Stand heute ist noch überhaupt nicht absehbar wann und in welcher Form die neue Basketballsaison losgeht. Geschäftsführung und Trainerteam werden hingegen sehr viel zu tun haben, um diese verkorkste Saison aufzuarbeiten und sich für die kommende Spielzeit besser aufzustellen.

Die Niederlage gegen Ulm war keinesfalls überraschend. Die Art und Weise, wie sich die Skyliners in ihr Schicksal ergeben haben, hingegen schon. Da war nichts mehr von dem Willen und der Energie aus den ersten zwei Spielen gegen Alba Berlin und Ludwigsburg zu sehen. Nach dem ersten hohen Rückstand haben die meisten Spieler wohl selbst erkannt, dass sie mit dieser Mannschaft einem wesentlich tiefer und qualitativ besserem besetztem Team aus Ulm die Stirn nicht bieten können. Das ist nicht professionell, aber zumindest menschlich nachvollziehbar.

Letztlich war die zu kurze Vorbereitungszeit und der personelle Aderlass vor und während des Turniers nicht zu kompensieren. Es fing mit der Absage von Matt Mobley an (dafür kam Yorman Polas Bartolo), ging weiter mit der Verletzung von Leon Kratzer vor Trainingsstart (Gytis Masiulis wäre auch so gekommen), den gesundheitlichen Problemen von Shaquille Hines (die Skyliners hüllen sich hier in Schweigen, was er tatsächlich hat. Entweder irgendeine Krankheit oder einfach nicht fit genug aus den USA zurückgekehrt), der Verletzung von Lamont Jones im zweiten Spiel gegen Lubu (auch wenn er dem Team bis dahin nicht geholfen hat und gegen Alba eine Minute vor Schluss einen entscheidenden Wurf daneben gesetzt hat) und der letztlichen Entlassung aus dem Vertrag. Dazu kamen angeschlagene Spieler wie Tez Robertson (Hüfte) und Marco Völler (im Spiel gegen Bamberg umgeknickt).

Jones erzielte 16,2 Punkte im Schnitt, Kratzer 10,1, Hines 9,4. Das sind 35 Punkte, die einfach mit diesem Kader nicht zu kompensieren waren. Darüber hinaus fehlte es ohne Kratzer und Hines an Größe unter dem Korb. Masiulis ist körperlich noch längst nicht so weit, um gegen die Big Man der Liga dagegenzuhalten, Richie Freudenberg spielt zu weit weg vom Korb und zu oft zu soft, um beim Rebound ordentlich dagegenhalten zu können.

Für die Skyliners kann es gegen Ulm nur noch darum gehen, sich nicht nochmal abschlachten zu lassen und „mit erhobenem Haupt“ (Völler) das Turnier zu verlassen. Eine ausführliche Saisonanalyse folgt die nächsten Tage. Der Kader, das hatte ich mehrfach geschrieben, war auf Kante genäht. Dazu wurden Spieler geholt, die nicht in der Lage waren auf BBL-Niveau zu spielen (Schmidt, Waleskowski) und wenn dann noch Verletzungspech (Kiel vor der Saison, Hickey vor Saisonstart, Hines, Vargas, Kratzer) dazukommt und du nur noch einen go-to-guy hast (Jones), dann dein vermeintlicher Starting-Point-Guard nach Verletzung zurückkehrt und trotz miserabler Leistungen 30 Minuten fordert, du ihn rausschmeißt, viel zu spät einen Ersatz (Joe Rahon) holst, der aber nicht scoren kann, hast du in der BBL keine Chance.

Die Skyliners werden neben der Integration ihrer Youngster Spieler brauchen, die ein Team tragen können. Anderen Klubs gelingt es schließlich auch, mehrere gute Scorer zu holen. Warum tun sich die Skyliners damit so schwer? Die Geschäftsführung muss aufhören, um jeden Cent zu knausern, sondern dann auch mal in Qualität investieren – sonst werden auch noch die treuesten Fans verprellt. Der Unmut ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gewachsen, weil schon die vergangene Saison bis zur Integration von Tyler Larson (im März) einfach zum davonlaufen war. Noch ein Übergangsjahr können sich die Skyliners nicht erlauben.

Wie es in den kommenden Monaten weitergeht steht in den Sternen. Wie hoch wird der Etat sein? Wie hoch sind die Verluste diese Saison? Wann geht die neue Spielzeit los? Alles offene Fragen. Gunnar Wöbke rechnet damit, dass frühestens im Oktober/November gespielt wird. „Das oberste Ziel ist, dass wir alle Spiele vor Zuschauern spielen“, sagt er. Wenn das später als November sein sollte, dann fände er das besser, als halbgare Lösungen.

 

7 Responses

  1. 1 # Tobias Juni 18 2020 @ 10:36

    @Timur: Schau doch mal auf die Sponsoren Liste und gehe die Pyramide von oben nach unten. Was glaubst du, wer da zahlt und wie viel? Außer Fraport passiert da nicht viel glaube ich, und die haben in naher Zukunft andere Probleme, die sie lösen müssen. Auf viele Fragen keine Antworten ( Kader / Herbert ohne Kommentar ), da kamen „Fragen“ auf. Na ja, den Dome lehnen sie ja auch ab, und ich sage er wird kommen! Und wie du schon schreibst, andere schaffen es auch. Crailsheim und Vechta konnten und können mithalten, offenbar besseres Scouting und ein besserer Coach? Basketball hatte in Frankfurt 10 tolle Jahre ( 1999 – 2010/11 ) danach ging es eher rückwärts. Ok, Klein – Voigtmann – Barthel war super, die mussten irgendwann gehen und sich weiterentwickeln. ABER: Es gibt doch genug günstige und gute US Spieler, dazu haben sie ja offenbar einen guten Nachwuchs.

    Jetzt hat man mit CORONA natürlich eine richtig besch… Baustelle, aber drum herum muss auch mal der „Refresh“ Knopf gefunden werden glaube ich. Große Ziele kleine Münzen…..

  2. 2 # Paul Juni 18 2020 @ 15:43

    Interessant, dass GW laut Interview mit Timur erst wieder mit Zuschauen spielen möchte. Ein Argument das Turnier stattfinden zu lassen war, dass man dies als Testlauf für die nächste Saison in Bezug auf das Hygienekonzept und die Abläufe nutzen wolle. Nun also doch erst, wenn wieder Zuschauer zugelassen sind. Der Blick auf das betriebliche Bankkonto hat wohl Spuren hinterlassen.

  3. 3 # Timur Juni 18 2020 @ 15:50

    @Paul: 1. Hat GW das im Podcast gesagt und noch weiter ausgeführt. 2. Ist es doch logisch, dass es nur Sinn macht vor Zuschauern zu spielen, da es sonst keine Einnahmen gibt. 3. Das Turnier hat man zum einen gespielt, weil sonst Magentasport und evtl. Sponsoren Regressforderungen hätten stellen können und man als Sport komplett von der Bildfläche verschwunden wäre, so wie es der Handball gerade beklagt. Zum anderen konnte man ja im Mai noch nicht absehen, wie Lockerungen aussehen und man befürchten musste, dass die Einschränkungen länger ausfallen würden. Das kann übrigens immer noch passieren, sollten die Zahlen wieder in die Höhe schnellen. So war es ein guter Testlauf, der den Worst-Caste auch für die Zukunft simuliert hat. Wenn aber die Aussicht besteht mit Fans zu spielen, kann ich den Gedankengang verstehen, dass man lieber wartet anstatt direkt mit Minus in die Saison zu starten.

  4. 4 # Doppeldribbel Juni 19 2020 @ 9:06

    Naja, eine Aufarbeitung der Saison dürfte nicht schwierig sein bzw. lange dauern. Die Saison war auf allen Ebenen komplett für den Eimer, @Timur hat all das oben perfekt auf den Punkt gebracht.

    Das einzig Positive: Die Skyliners sind/waren beim Endturnier dabei. Das finde ich richtig und wichtig! Die Leistungen gegen ALBA und Lubu waren angesichts des Kaders gut, gegen Vechta traten zwei einäugige Teams gegeneinander an, gegen Bamberg war’s schwach und zum Ulm-Match schreib ich nix. Ich hoffe, Ulm gibt am Samstag abend im Rückspiel nur Halbstoff, dann wird es vielleicht nicht ganz so böse…

    Wie so oft, stehen die Skyliners nun vor dem x-ten Umbruch. Keine Ahnung, wer von dem bisherigen Kader bleiben wird. Es ist im Grunde auch wurscht, denn jeder davon ist (mehr als) ersetzbar. Keiner hat über die Saison eine Leistung gebracht, dass man sagen könnte: Mensch, der muss aber unbedingt bleiben! Vielleicht Kratzer, aber der dürfte in der Liga ohnehin Begehrlichkeiten geweckt haben. So wird die Aufgabe sein, mit kleinem Budget einen Kader ala Vechta, Crailsheim, Göttingen zusammenzustellen und versuchen, Platz 8 anzustreben.

    Die Planungen sind unter Corona-Bedingungen (noch) schwieriger als sonst. Aber auch hier gibt es einen kleinen positiven Aspekt: Das geht allen anderen (zumindest in der Skyliners-Gewichtsklasse) auch so.

  5. 5 # Paul Juni 19 2020 @ 21:02

    Ulm schaltet in Q3 vom ersten in den zweiten Gang und schon sehen wir nur die Rücklichter.

  6. 6 # Tez Juni 19 2020 @ 21:12

    Ich wünsche mir für nächste Saison ein kompletten Umbruch, vor allem bei den Importspielern. Tez und Gytis würde ich gerne nächste Saison Wiedersehen.
    Ansonsten bitte liebe Verantwortliche der Skyliners Spieler verpflichten, die den Korb treffen. Sprich einen PG, SG und Center die scoren können wären schön. Vor allem, da es im Eurocup darum geht, sich gut zu präsentieren.

  7. 7 # Paul Juni 19 2020 @ 21:23

    Nach solch einer ersten Halbzeit, eine solche nicht Leistung in HZ 2 hinzulegen ist eine Frechheit. Nehmt entweder Geld in die Hand oder macht den Laden dicht.

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