skyliners.frblog.de

So 04.11.12 18:35

„Ich versuche jetzt meine offenen Würfe zu nehmen, die ich früher ab und zu verweigert habe“

Danilo Barthel hat mit seinem Monsterdunk gegen Bonn am vergangenen Spieltag ein Ausrufezeichen gesetzt: Ich bin in der Liga angekommen! Es war der Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins, dass der 21-Jährige in dieser Saison ausstrahlt. Barthel steht durchschnittlich 18 Minuten auf dem Parkett und hat eine feste Rolle im Team. Dazu erzielt er 4,5 Punkte und holt 4,3 Rebounds. Unglücklicherweise hat er sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen und hat dadurch rund fünf Kilo verloren. Seit Donnerstag ist er wieder im Training und stand am Samstag gegen Langen für die Pro B auf dem Parkett. Dort erzielte er 14 Punkte, holte sechs Rebounds und verteilte drei Assists in knapp 18 Minuten. Im Interview spricht er über seine Entwicklung und seine Erwartungen an sich selbst und an die Saison. Jetzt ist auch der FR-Artikel online.

Danilo, wie viele SMS hast du nach deinem Monsterdunk gegen Bonn bekommen?
Sehr, sehr viele. Ich habe viele Rückmeldungen und posts bekommen. Das hat mich natürlich sehr gefreut.

Wie oft hast du dir das Video danach noch angeschaut?
Das Video wurde ja erst gegen halb eins am gleichen Tag online gestellt und da waren noch zwei Freunde von mir in der Wohnung. Wir haben uns das Video zehnmal in Folge angeschaut. (grinst)

War dieser Dunk ein Ausdruck des neuen Selbstvertrauens, dass du in dieser Saison ausstrahlst?
Ich versuche immer mit sehr viel Selbstvertrauen in die Spiele reinzugehen und jetzt meine offenen Würfe zu nehmen, die ich früher ab und zu verweigert habe. Der Trainer sagt mir: du hast eine 50 prozentige Chance. Entweder du triffst oder du triffst nicht. Wenn es ein guter Schuss ist, hat niemand etwas dagegen.

Was habt ihr im Spiel gegen Bonn besser gemacht, als in den Wochen zuvor?
Wir waren sehr aggressiv, vor allem in der Verteidigung. Wir haben den Gegner unter 60 Punkten halten können. Das heißt nur 15 Punkte pro Viertel. Das ist stark und das ist die Zielvorgabe, die wir haben, um Spiele zu gewinnen. Wir wollen aggressiv sein, Ballverluste forcieren und dadurch leichte Punkte machen.

Du warst in den vergangenen beiden Partien in der Starting-Five. Wie hast du es geschafft Dion Dowell auszustechen?
Ich denke nicht, dass ich ihn ausgestochen habe. Wir ergänzen uns gut. Wir versuchen uns zu unterstützen und das kein Abbruch in unser Spiel kommt.

Coach Katzurin hat erzählt, dass er dir vor der Saison gesagt hast: du musst deine Chance in diesem Jahr mit beiden Händen anpacken. Welchen Ansporn hat dir das gegeben?
Einen sehr großen. Dieses Jahr ist die Situation anders und er hat mir von Anfang an gesagt, dass ich spielen werde. Dadurch konnte ich mich auch mental darauf einstellen. Ich versuche alles dafür zu tun und trainiere hart, um diese Chance wahrzunehmen.

Wie ist eigentlich das Verhältnis mit dem Coach. Kommt er oft auf dich zu, um mit dir zu reden oder ist es auch umgekehrt?
Er kommt auf mich zu und sagt mir was ich besser machen kann und was ihm gefallen hat. Und natürlich was er von mir erwartet.

Was erwartet er und was erwartest du vielleicht selbst von dir?
Ich erwarte von mir selbst, dass ich zunächst gut in der Verteidigung bin. Dass mein Mann keine einfachen Punkte macht, dass ich gut Rebounde und ausboxe. Was vorne passiert ist der Bonus. Ich versuche meine offenen Würfe zu nehmen und aggressiv zu sein und zum Korb zu ziehen. In der Vorbereitung hat mir der Coach in einem Spiel, in dem ich sehr viele Würfe genommen habe gesagt, dass ich wieder mehr den drive zum Korb suchen soll, da ich auf der Vier recht schnell bin für meine Größe. Ich muss einen guten Mix von beidem finden.

Gerade wenn du zum Korb ziehst, sehe ich den Coach immer Beifall klatschen, auch wenn der Ball mal nicht reingeht. Kriegst du das im Spiel mit?
Natürlich. Ich merke wenn was positives oder negatives kommt und versuche dann das Positive aufzunehmen.

Du stehst im Schnitt 18 Minuten auf dem Parkett. Wieso wird diese Saison dein Durchbruch werden?
Ich habe letztes Jahr schon Erfahrungen sammeln können und versuche sie dieses Jahr umzusetzen. Ich kann mit mehr Selbstvertrauen spielen, meine offenen Würfe nehmen und dem Team so auch weiterhelfen.

Du arbeitest sehr fleißig im Training. Hast du im Sommer überhaupt Urlaub gemacht?
Nein gar nicht.

Worauf hast du den Fokus in diesem Sommer im Training gelegt?
Ich habe viel an meinem Schuss gearbeitet, damit er schneller und gezielter wird. Natürlich auch sehr viel an meinen Bewegungen. Ich habe viel im athletischen Bereich gearbeitet – zum Teil auch mit Athletiktrainer Dennis Wellm, damit ich mehr Masse aufbaue.

Du hast augenscheinlich körperlich ziemlich zugelegt. Wie viel Kilo an Muskelmasse sind dazugekommen?
Im vergangenen Jahr hatte ich noch 100 Kilo, die ich durch die Krankheit leider wieder habe. Mein Normalgewicht liegt aber mittlerweile bei 105 bis 106 Kilo.

Genug also, um dich einem Jason Boone, wie im Testspiel gegen Würzburg oder einem Brian Harper gegen Trier entgegenzustellen?
Klar. Da kann man schon Angst bekommen wenn so eine Walze auf dich zugerannt kommt…

..aber du bist trotzdem stehen geblieben…
…ja das ist was der Coach will und hoffentlich gibt es ein Offensivfoul. Gegen Boone gab es leider keins.

Lass uns nochmal auf deinen Wurf zu sprechen kommen. Der ist ja ziemlich hoch. Hast du auch versucht den hohen Bogen bei deinem Wurf abzustellen?
Mir persönlich fällt das gar nicht so auf, wenn ich werfe. Ich sehe es dann immer in den Videos und wunder mich selbst, dass er immer so hoch ist. Einerseits ist es nicht schlecht, dass ich so einen hohen release habe – dadurch ist der Ball lange in der Luft. Andererseits muss ich gezielter mit dem Handgelenk arbeiten, dass mehr Rotation drin ist. An der Höhe muss ich jetzt aber nicht unbedingt etwas verändern. Das ist einfach bei mir so. (grinst)

Sprechen wir über den bisherigen Saisonverlauf. Ihr trainiert erst seit rund zwei Wochen mit dem kompletten Team. Wie schwierig ist es als Spieler jeden Tag andere Trainingsbedingungen vorzufinden?
Es wird uns eigentlich ziemlich einfach gemacht. Die Spieler kommen rein, werden sofort gut integriert. Für die, die schon da sind ist die Umstellung aber nicht so groß.

Du spielst in dieser Saison nicht nur auf der Vier, sondern auch auf der Fünf. Ist das auch im Training so?
Nein, da spiele ich ausschließlich die Vier.

Wie groß ist dann die Umstellung für dich, wenn du auf die Fünf gestellt wirst?
Die ist schon groß, weil ich davor noch nie auf der Fünf gespielt habe. Ich versuche die einfachen Dinge zu machen, wie etwa gute picks zu stellen.

Bei dir kommt in diesem Jahr eine enorme Doppelbelastung hinzu. Du musst am Wochenende insgesamt mehr als 50 Minuten spielen. Wie sehr belastet dich das?
Sehr. Ich denke, dass ich vielleicht auch deswegen krank wurde. Das ist aber eine Gewöhnungssache. Ich habe es letztes Jahr auch hinbekommen. Ich spiele seit Jahren in mehreren Mannschaften. Ich achte darauf mich gut zu erholen. Ich setze mich nach dem Training in den Whirlpool im Schwimmbad oder gehe ins Kältebecken, um mich zu Regenieren. Dazu versuche ich viel Schlaf zu bekommen und gut und gesund zu essen.

In der Pro B hast du mit Konstatin Klein und Johannes Voigtmann zwei weitere sehr gute deutsche Spieler an deine Seite bekommen, die die Liga mit Larry Wright zusammen dominieren können.  Was ist drin für das Team?
Wir wollen alle in die Playoffs kommen. Das haben wir bislang noch nie geschafft. Im bisherigen Saisonverlauf haben wir gesehen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Gegen die Favoriten in unserer Liga: Hanau und Rhöndorf haben wir nur mit zwei Punkten verloren. Von Platz 1 bis 6 ist alles drin.

Wenn wir jetzt auf das BBL schauen ist Platz 1 bis 6 eher unrealistisch, wenn man ehrlich ist. Wie viel Potenzial steckt aus deiner Sicht trotzdem in dem Team?
Ich denke, dass wir wie in der letzten Saison am Ende an den Playoffs kratzen können. Wir können auch mit den Topteams wie Artland und Bonn mithalten, wenn wir einen guten Tag haben. Das haben wir bewiesen. Dafür müssen wir aber konstant spielen

Hat das Team genug Potenzial um am Montag auch Bamberg zu schlagen?
Ich hoffe es doch mal. Wir werden gut auf das Spiel eingestellt werden und dann wird es sich zeigen. Wir haben letztes Jahr auch die Überraschung geschafft, zu Hause gegen Bamberg zu gewinnen, womit niemand gerechnet hätte.

Zum Abschluss: Welche Erwartungen hast du persönlich an dich für diese Saison?
Ich will eine feste Rolle haben, die ich durch die ganze Saison konstant halten kann. Egal wie viele Minuten es letztendlich werden. Ich will dem Team weiterhelfen. Ich will mit Selbstvertrauen agieren, auch mal in schwierigen Situationen punkten oder wichtige stops in der Verteidigung schaffen.

One Response

  1. 1 # wettertom November 5 2012 @ 8:55

    Klasse Entwicklung dieses Jahr!

Schreibe einen Kommentar

Die mit * gekennzeichneten Felder, sind Pflichtfelder.

Um Spam zu vermeiden, füllen Sie bitte das Captchafeld aus. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.