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Mo 10.08.09 11:59

„Horrorszenarien bringen nichts“

Manchmal ist die Zeitung doch zu klein. Gerade auf das Interview mit Gunnar Wöbke (heute in der FR) traf dieser Umstand zu. Am Ende des knapp zweistündigen Gesprächs mit dem Skyliners-Geschäftsführers stand allerhand im Block, von dem manches weggefallen ist. Lest hier die Komplett-Version des Interviews. Aus Übersichtsgründen läuft es in drei Teile.

Im ersten Teil geht es vorwiegend um die wirtschaftliche Situation. Im Printinterview hat dies einen Großteil ausgemacht (weswegen sich hier am meisten wiederholt).

Herr Wöbke, Sie waren in der vergangenen Woche mit ihren Geschäftsstellenmitarbeitern zum Teambuilding in Österreich, inklusive Schnorchelkurs. Trifft das Bild des zum Hals stehenden Wassers auch auf die wirtschaftliche Situation des Klubs zu?
Gunnar Wöbke: Das ist ein interessantes Bild, aber da können wir Sie beruhigen. So schlimm ist es derzeit dann doch nicht auch wenn die vergangenen Monate wieder mal kein Zuckerschlecken waren.

Es gab in der Sommerpause einige Nachrichten, die dieses Eindruck vermittelten. Der Klub hat die Teilnahme an der EuroChallenge aus Kostengründen abgesagt, der aktuelle Kader wirkt so, als müsste gespart werden. Also: Wie dramatisch ist es?
Wir können immer nur das Geld ausgeben was wir auch einnehmen. Deswegen verlieren wir leider nach fast jeder Saison ein, zwei Spieler die sich bei uns gut entwickelt haben und die wir deswegen gerne weiterverpflichtet hätten. Für den jetzigen Zeitpunkt sind wir allerdings in der Kaderzusammenstellung schon relativ weit, auch im Vergleich zur vergangenen Saison. Wir sind auf den großen Positionen aufgestellt. Uns fehlt noch ein Spieler für die Position drei und ein Aufbauspieler. Wir suchen zur Komplettierung des Kaders weiterhin noch zwei Perspektivpieler, die wenn möglich mit einer Doppellizenz ausgestattet werden sollen.

Acht Spieler sind gegangen, von den sieben effektivsten Spielern der vergangenen Saison sind fünf weg. Dem gegenüber stehen drei Neuverpflichtungen – und die sind recht unbekannt. Ist das Skyliners Team überhaupt playoff-tauglich?
Das kann noch in alle Richtungen gehen. Ich finde es deswegen verfrüht über so etwas heute zu diskutieren. Unsere Ziele werden wir erst bei der Saisoneröffnung kommunizieren. Sie werden aber vermutlich so ähnlich wie vor der vergangenen Saison sein. Irgendwelche Horrorszenarien auszumalen, bringt ohnehin nichts. Wir gehen davon aus, dass alle Neuverpflichtungen gute Basketballspieler sind und das bei unseren bestehenden Spielern noch Luft nach oben besteht. Da muss teilweise deutlich mehr Leistung kommen als in der vergangenen Saison

Was waren die Gründe für die, sagen wir, Zurückhaltung?
Da sind verschiedene Sachen zusammen gekommen. Neben unserer bestehenden Budgetsituation mahnt die gesamtwirtschaftliche Situation zu großer kaufmännischer Vorsicht. Wir stecken mitten in einer weltweiten Wirtschaftskrise. Eine etwas zurückhaltendes Verhalten ist zur Zeit – nicht nur im Basketball – angebracht und völlig normal.

Völlig normal? Sie haben jahrelang die Bedeutung der europäischen Bühne hervorgehoben, ähnlich Trainer Murat Didin. Warum jetzt der Kehrtwende – warum sparen sie ausgerechnet an der Eurochallenge?
Es gibt eine Reihe von Gründen. Natürlich auch wirtschaftliche, aber eben nicht nur. Die Refinanzierungsmöglichkeiten waren vergangene Saison in der Eurochallenge durch das relativ geringe Interesse der Zuschauer und der Medien nicht hoch. Daneben spielte unsere Entscheidung in die Pro-B mit einem eigenen Team einzusteigen die wesentliche Rolle. Der Arbeitsaufwand hinter den Kulissen, dazu der Aufstieg der Regionalligamannschaft von Eintracht Frankfurt, die wir auch mitbetreuen, hat sich dadurch deutlich erhöht. Dazu zähle ich auch unsere künftige Ausrichtung des Top-Four-Pokalturniers.

Haben die Skyliners nach der Ablehnung der offerierten Wildcard nun künftig schlechte Karten bei den Verbänden?
Davon gehen wir nicht aus. Wir sind mit allen Beteiligten schon im Vorfeld der Entscheidung sehr offen umgegangen und haben das abgeklärt. Es nutzt ja auch niemandem etwas, wenn man sagt, wir spielen mit, und kurz bevor der Wettbewerb beginnt, steigt man aus. Das wäre kontraproduktiv und unprofessionell.

In der vergangenen Saison hatten die Skyliners einen der tiefsten – und wohl auch teuersten Kader ihrer Klubgeschichte. Hat der Klub damals vielleicht über seinem Limit gelebt – und Reserven aufgebraucht, um seinem Hauptsponsor Deutsche Bank kurz vor dem auslaufenden Vertrag einen Titel zu bieten?
Jain. Der tiefe Kader war so nicht unbedingt geplant und hat sich erst im Laufe der Saison entwickelt. Wir haben Ende Dezember relativ viel Geld investiert, um den sportlichen Erfolg, den wir zu diesem Zeitpunkt hatten, gegen Verletzungen abzusichern. Natürlich mit dem Hintergrund möglicherweise auch einen Titel holen zu können. Wir haben dabei aber nicht über unsere finanziellen Verhältnisse gelebt und werden auch die vergangene Saison mit einem kleinen Plus abschließen. In der heutigen gesamtwirtschaftlichen Situation ist ein solcher Kader für die kommende Saison derzeit nicht möglich.

Wie laufen die Vertragsverhandlungen mit Sponsor Deutsche Bank?
Dazu kann ich jetzt noch nicht mehr sagen, als in unserer gemeinsam abgestimmten Pressemitteilung vor einigen Wochen: Beide Partner werten die Gespräche als sehr partnerschaftlich und konstruktiv. Wir gehen davon aus, dass sie bis Mitte August abgeschlossen sein werden.

Für wie lange hat sich der Klub auf die Krise eingestellt?
Wir müssen mit ihr umgehen so lange sie andauert. Es macht heute keinen Sinn darüber zu spekulieren, ob es nur ein paar Monate oder zwei Jahre werden. Man muss sich aber darauf einstellen.

Interview: Jan Szyszka

Fortsetzung folgt.

2 Responses

  1. 1 # Wettertom August 10 2009 @ 12:56

    Gesprache mit der DB: Sollte man also spätestens nächste Woche etwas hören!

  2. 2 # Rivenianer August 10 2009 @ 15:16

    Und wenns mit den Bankern schiefgeht, ist ja vermutlich auch OPEL-SKYLINERS z.Zt. keine Option :-)
    Schade eigentlich…

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