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Mi 07.12.16 14:19

Freiwürfe und Ballverluste

Wenn sich Gordon Herbert aufregt, dann macht er es richtig. Während der Partie gegen den AS Monaco nahm er sich erst Kwame Vaughn und anschließend Antonio Graves nach zwei Turnovern der beiden vor, schimpfte wie ein Rohrspatz nach deren Auswechslungen, brüllte sie an und machte abfällige Gesten. Nach der Partie waren es die Schiedsrichter, die sich den Unmut des Kanadier zugezogen haben – und der Technische Komissar der Fiba, Jörg Rüter.

Es ging um die vielen Freiwürfe, die die Monegassen bekommen hatten. 36 an der Zahl, 26 haben sie davon verwandelt. Alleine elf ihrer letzten Punkte in der Partie kamen von der Freiwurflinie. Der letzte Treffer aus dem Feld war 4:40 vor Schluss. „Wie kann es sein, dass sie 36 Freiwürfe bekommen. Auf unserem Court“, pflaumte Herbert, Rüter nach der offiziellen Pressekonferenz an. Er habe so etwas noch nie erlebt und er coache hier in Frankfurt acht, neun Jahre.

Mir kam dabei sofort die Partien gegen Ulm aus den Playoffs in den Sinn. Im ersten Spiel hatten die Skyliners 33 Freiwürfe gegen sich – auf heimischen Parkett. In Ulm waren es 45. Einer der Gründe für die beiden Niederlagen zu Beginn.

Jedenfalls waren die 36 eine ordentliche Hausnummer und Gordon Herbert fragte Rüter, ob er das in seinen Report schreiben werde. Klar werde er das, versicherte Rüter, der auch Kommissar in der BBL ist und Herbert lange kennt. Wobei die Foulpfiffe 25:16 natürlich auch eine eindeutige Sprache sprechen. Es waren sicher ein paar kleinliche Pfiffe dabei, aber im Großen und Ganzen waren es ziemlich dumme Fouls der Skyliners, und gerade am Ende wollten sie auch foulen.

Das große Problem der Hessen bleiben die Ballverluste: 22 waren es am Dienstagabend. Neun im dritten Viertel. Nachdem die Skyliners in der ausgeglichenen, aber nicht guten Partie endlich mal ordentlich aus der Halbzeit gekommen waren, brachen sie in den letzten fünf Minuten der dritten zehn Minuten mal wieder vollkommen ein. Offensiv lief da gar nichts zusammen und sie konnten von Glück reden, dass sie nur mit drei Punkten Rückstand in das letzte Viertel gegangen sind.

Im Schlussviertel waren sie eigentlich immer wieder dran – vor allem dank Einzelaktionen, allen voran Shavon Shields – aber die Wende konnten sie aufgrund von Ballverlusten, verhunzten Fastbreaks und Unvermögen unter dem Korb, nicht erzwingen. Und die Monegassen machten es clever, brachten den Ball immer wieder unter den Korb – und bekamen die Pfiffe.

Die Skyliners waren einmal mehr sehr limitiert in ihren Offensivbemühungen. Kwame Vaughn kam nur auf fünf Zähler und hatte mal wieder große Probleme, das Team zu führen. Der einzige, der mit Einzelaktionen etwas reißen kann, ist Shavon Shields. Aber es sind und bleiben Einzelaktionen. Ekene Ibekwe traf gar nichts, Antonio Graves bekommt ohne gute Ballbewegung einfach keine Bälle und wenn er es mal auf eigene Faust versucht, klappt es nicht. Quantez Robertson war gestern offensiv etwas verbessert, aber seine Turnover im ersten Viertel (vier Stück) waren haarsträubend. Max Merz trifft außer offenen Dreiern einfach gar nichts. Sein Zug zum Korb wird jedesmal, wirklich jedesmal abgewehrt. Er stoppt schon immer selber ab, weil er genau weiß, dass er es nicht schaffen wird. Stefan Ilzhöfer hat überhaupt keine Aktionen mehr, Mahir Agva schmort weiter auf der Bank.

Trotz dieser Defizite wäre ein Sieg gegen den Tabellenführer aus Frankreich drin gewesen, bei denen John Bryant mittlerweile nur noch eine Karikatur aus seinen besseren Zeiten in der BBL ist. So etwas behebiges habe ich lange nicht mehr gesehen.

Was die Skyliners brauchen ist viel mehr Team-Basketball, mehr Ballbewegung, das Einstellen der dummen Turnover und Einzelaktionen von den Spielern, die es können. Bislang ist das nur Shields. Vaughn hat es ein paar Mal andeuten können. Mehr ist da offensiv nicht. Und wenn es im Angriff nicht läuft, muss es über die Defense gehen. Gegen Monaco hat das ganz ordentlich geklappt, denn fehlenden Fight kann man den Skyliners nicht absprechen. Gegen die Bayern werden selbst mit vier Trainingstagen mehr, diese ganzen Defizite nicht zu beseitigen sein.

2 Responses

  1. 1 # Rookie Dezember 7 2016 @ 18:00

    Oha! Höre bzw. lese ich da auch bei Dir einen gewissen Frust heraus?

    Ich habe das Spiel nur am Liveticker verfolgt und mich über die vielen Fouls geärgert. Aber dieses Phänomen scheint doch der derzeitigen Spielweise geschuldet und nicht der Willkür der Schiedsrichter. Egal, ob auf dem eigenen oder einem gegnerischen Court. Oder liege ich da falsch?

    Richtig übel sind die vielen Ballverluste und der defizitäre Spielaufbau. Anscheinend gelingt es den Gegnern, sich in der Pause auf die wenigen erfolgreich umgesetzten Systeme der Skyliners einzustellen und dagegenzuhalten. Das erklärt auch die regelmäßigen Einbrüche im dritten Quarter und die vielen Einzelaktionen, denen nicht jeder Spieler physisch bzw. technisch gewachsen ist. Dass Max Merz überhaupt noch versucht, zum Korb zu ziehen, muss doch mit fehlenden Alternativen zusammenhängen.

    Auch ich wünsche mir mehr Team-Basketball. Wenn es zudem gelänge, die unnötigen Ballverluste zumindest zu reduzieren und den Gegner etwas seltener an die Linie zu schicken, könnten die Skyliners auch mal knapp gewinnen anstatt dauernd nur zu verlieren…

  2. 2 # Timur Tinç Dezember 8 2016 @ 16:37

    Gefrustet ist einzig und allein Gordie. Ich bin ziemlich entspannt :)
    Und du liegst richtig, es liegt definitiv nicht an den Schiedsrichtern, sondern vielmehr an den eigenen Turnovern. Hat der Coach auch einen Tag später in der FAZ nochmal bestätigt: „Wir haben nicht wegen der Schiedsrichter verloren. Wir müssen in den eigenen Spiegel schauen.“

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