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Sa 07.02.15 11:25

„Es war eine überhastete Aktion von mir zu gehen“

Jacob Burtschi saß mit grauer Jogginghose, grauem Kapuzenpulli und mit hochrotem Kopf am Mittwoch im BCM in der Frankfurter Nordweststadt. Er kam gerade vom Vormittags-Training und war nach seiner dritten Trainingseinheit ziemlich erschöpft. Ich habe mich mit ihm zusammengesetzt und über seine Rückkehr zu den Skyliners gesprochen.

Jacob, Du bist wieder zurück. Was war das erste, was Tez zu Dir gesagt hat?
Oh man (seufzt und lacht). Er hat gesagt: ‚Was machst du wieder hier? Ich hab gedacht, ich wäre fertig mit dir!‘ Wir haben genau da weiter gemacht, wo wir aufgehört haben. Wir joken und albern rum.

Du warst lange raus aus dem Basketball-Geschäft. Wie ist es dir ergangen?
Es war eine überhastete Reaktion von mir zu gehen. Ich hatte aber noch eine Menge Schmerzen, die mich mental und physisch beeinträchtigt haben. Ich wollte nicht zurückkommen, ehe ich das überwunden hatte. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen konnte. Das war mir sehr wichtig. Als der Schmerz erst einmal weg war und ich mich besser gefühlt habe, habe ich im Oktober angefangen zu trainieren. Ich fühle mich körperlich stärker, als je zuvor. Im Oktober hatten die Skyliners aber ein volles Team und mich nicht gebraucht. Ich habe mich nach anderen Gelegenheiten umgeschaut und vor ein paar Wochen kam das Angebot von Soles in Mexiko.

Wie lange warst Du in Mexiko?
Ich war da eine Woche und habe ein Spiel für sie gemacht. Ich war noch im Tryout und dann hat Gunnar angerufen und mir den Monatsvertrag angeboten. Das ist eine gute Möglichkeit für mich gewesen und bin ins Flugzeug gestiegen und am Dienstag angekommen.

Hast Du noch Jetlag?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe vier Tage gebraucht, um aus Mexiko nach Hause zu kommen. Das war eine verrückte Sache. Ich schlafe nicht gut in Flugzeugen und als ich in Frankfurt ankam, habe ich es irgendwie geschafft wach zu bleiben und dann neun Stunden geschlafen.

Und am Mittwoch dann das erste Team-Training…
Genau. Gewichte heben, werfen, Team-Training. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber viel weiter als ich gedacht habe. Ich muss aber noch einiges tun, um richtig ‚game-ready‘ zu sein. Alleine zu trainieren ist komplett anders, als mit dem Team zu trainieren. Ich bin selbstbewusst und ich hoffe, dass ich in zehn bis 14 Tagen so nah an meiner Form sein kann, wie ich es sein muss.

Hast Du nur für Dich alleine trainiert oder auch ein paar Spiele gemacht?
Ich habe ein paar Spiele gemacht, aber nur in der „Old-Mens-League“. Mein Vater trainiert ein High-School-Team. Mit denen habe ich Sprint- und Sprungübungen gemacht. Ein richtiges Fünf-gegen-Fünf-Kaliber wie hier, hatte ich nur für die eine Woche in Mexiko.

Was hast Du sonst gemacht außer zu trainieren?
Ich habe meinem Vater freiwillig geholfen zu trainieren. Mein Neffe spielt da mit. Ich war bei allen Spielen. Bei gutem Wetter habe ich Golf gespielt (grinst).

Wie ist dein Handicap?
Ich bin ein Bogey-Golfer. Auf dem 17er Kurs brauche ich 90 bis 93 Schläge. Hoffentlich wird es nächsten Sommer besser. Aber im Jahr zuvor waren es 110. Also habe ich mich schon deutlich gesteigert (grinst).

Hast Du ein paar Skyliners-Spiele gesehen bevor Du gekommen bist?
Ich habe ein paar Eurochallenge-Spiele auf der Webseite gesehen und am Wochenende immer reingeschaut, wie die Jungs gespielt haben.

Hat sich irgendwas am Spielstil geändert?
Nein, es ist immer noch das Gordie und Klaus Tag-Team. Wir sind kein Team, dass den Gegner mit 100 Punkten outscort. Der Coach glaubt an die Verteidigung und an den Weg, sich einen guten Wurf zu erarbeiten. Wir sind sicher nicht das talentierteste Team, aber wir sind in Reichweite zu den Playoffs. Und am Ende geht es nur darum, da rein zu kommen.

Und Du wirst dem Team wieder deine Defense und dein Hustle geben?
Ich hoffe, dass ich immer noch einiges tun kann (grinst). Das ist eine meiner Stärken. Und natürlich auch ein paar Dreier reinwerfen, um die fehlenden Punkte von Danilo wettzumachen.

Mit Danilo habt ihr einen Inside-Spieler verloren, du bist das nicht. Das bedeutet, dass Ihr jetzt noch mehr Outside spielen müsst oder?
Das könnte sein. Danilo ist ein guter post-up-Spieler und hat viele Offensivrebounds geholt. Ich kann das aber auch oder zumindest ein paar tip-outs besorgen, um einen Extra-Ballbesitz zu bekommen. Ich hoffe, dass ich genug tun kann bis er wieder da ist.

Du konntest Dir kein schwereres Spiel aussuchen. Am Sonntag geht es gegen Berlin…
Dann ich kann zeigen aus was ich gemacht bin (grinst). Alba ist kein großartiges Team. Alles deutet darauf hin, dass sie gewinnen werden. Aber man weiß nie was passiert. Was gibt es besseres, als gegen die Wand zu stehen und den Sieg zu schnappen. Niemand erwartet von uns zu gewinnen. Wir haben keinen Druck. Vielleicht können wir sie ja überraschen.

Zwei Tage nach Berlin habt ihr schon das nächste Spiel gegen Tartu. Eine gute Möglichkeit, um Dich wieder ins Team reinzufinden?
Absolut. Das hilft. In sieben Tagen drei Spiele bringt mich wieder ins Team rein. Das nutzt mir sehr, um mich an die Geschwindigkeit schneller zu gewöhnen.

Eine letzte Frage: Woher kommt eigentlich der Name Burtschi?
Mein Vater ist im Alter von drei Jahren adoptiert worden und hat den Namen seiner Adoptiveltern angenommen.  Ich habe später recherchiert und herausgefunden, dass der Name aus der Schweiz kommt.

 

4 Responses

  1. 1 # Timur Tinç Februar 7 2015 @ 17:31

    Hier auch der FR-Artikel zu Burtschi und wie Gordon Herbert seine Rückkehr bewertet sowie Neuigkeiten zu Justin Cobbs: http://www.fr-online.de/skyliners-frankfurt/skyliners-unverhofft-kommt-oft,1473456,29778354,view,asFirstTeaser.html

  2. 2 # Frankie Februar 7 2015 @ 21:32

    Ne, ich sehe das anders. Es war vielmehr ein großer Fehler, nach der OP so schnell wieder auf dem Court zu stehen! Und mal ehrlich, wenn ich mir diese Story reinziehe, und die von Dawan davor, dann frage ich mich schon, wann ein Arzt grünes Licht gibt, und wann er es besser lässt?

  3. 3 # Timur Tinç Februar 7 2015 @ 21:55

    Das sehe ich genauso. Burtschi ist sicher viel zu früh zurückgekehrt. Und da Spieler ja immer behaupten wieder spielen zu können, statt sich Zeit zu nehmen richtig auszukurieren, kommt dann sowas dabei raus. Dazu empfehle ich nur die Lektüre von Johannes Herber und dessen Buch „Almost Heaven“, wo er das ziemlich gut beschreibt.

  4. 4 # rivenianer Februar 8 2015 @ 12:00

    Da muß ich dem sachlichen Beitrag von @Frankie zustimmen, Leistungssport 8 Wochen nach einer Bandscheiben OP? Gruselig. Meine Bandscheiben OP war Anfang November, jetzt kann ich allmählich wieder an Sport denken, und das ist dann mit Sicherheit kein Basketball!

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