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Do 24.11.16 13:30

Der Gordon-Herbert-Faktor

Es ist schon manchmal erstaunlich, wie schnell sich Dinge von einen auf den anderen Tag ändern können. Die Skyliners waren in Gießen auf dem absoluten Tiefpunkt der Saison angelangt. Es war keine Weiterentwicklung, nicht einmal Stagnation, sondern eher Rückschritt zu beobachten. Plötzlich kommt der Cheftrainer zurück und die Skyliners fighten sich gleich zweimal in eine Partie gegen Aris Thessaloniki zurück, drehen sie und schaukeln sie auch über die Zeit.

Vielleicht hat diese Mannschaft diesen neuen Impuls gebraucht. Vielleicht sind nicht alle Spieler mit der Art von Klaus Perwas zurechtgekommen, mit seinem Coaching, mit seiner Körpersprache. Oder vielleicht wollten sie auch nicht? Jetzt müssen sie jedenfalls liefern. Sie müssen sich dem Coach zeigen, müssen ihm folgen, sonst kann es ganz schnell vorbei sein. „Er hat jeden Einzelnen von uns ausgesucht und weiß, wie er uns benutzen will“, sagte Graves, der sofort nach der Schlusssirene auf seinen Trainer zugelaufen kam und ihn umarmte, was Herbert etwas irritiert zur Kenntnis nahm. Der Kanadier ist niemand, der seinen Spielern um den Hals fällt. Er ist eher der Lehrertyp, der sich im Stillen freut, wenn er seinen Jungs etwas beibringen kann. Graves sprach auch von einer anderen Atmosphäre, die das Team zusammengebracht hat“, ohne das negativ gegenüber Perwas zu meinen, den er für sein Basketballfachkenntnis sehr schätzt, wie er mir schon mal gesagt hat. „Es sind einfach zwei andere Trainertypen“, so Graves.

Herbert hat in den Trainingseinheiten (zweimal am Montag, einmal Dienstag, einmal Mittwochfrüh) viel runtergebrochen, ist in die Details der Spielzüge gegangen, wie Graves berichtete. Auch Kwame Vaughn fand, dass das Spiel einfacher, die Kommunikation besser war. Das sind Kleinigkeiten, die trotzdem einen großen Unterschied machen können. Man muss halt auch bedenken, dass Perwas nie Chefcoach, sondern immer nur Co war. Es ist nicht einfach, ein Team, das nicht dir ist, die Systeme eines anderen Coaches beizubringen, die ganze Planung, die vorher der Chef gemacht hat, zu übernehmen, alles zu koordinieren. Mit ein bisschen mit mehr Vorlaufzeit hätte das ganze auch anders aussehen können, so war halt vieles improvisiert, nicht eingespielt und dadurch nicht gut genug.

Die erste offensichtliche Änderung war die Starting Five: Niklas Kiel rückte für Stefan Ilzhöfer rein und Shavon Shields somit auf die Position 3. „Ich bevorzuge eine physische Aufstellung“, begründete Herbert, der seit zwei Jahren mit drei großen beginnt. Gebracht hat es zu Beginn rein gar nichts, die Skyliners lagen früh 0:7 hinten. Das lag mal wieder an den unfassbar vielen Ballverlusten, am Ende waren es 22. Das Gute war, dass man die Griechen zu 20 Ballverlusten zwang – dank 13 Steals.

Die Feldwurfquote war mit 51 Prozent endlich mal gut, weil auch die schweren Würfe mal fielen. Es waren schon ein paar mehr freigespielte Würfe dabei, aber immer noch sehr viele Eins-gegen-Eins-Situationen – wobei Kwame Vaughn das Team deutlich besser in die Spielzüge gebracht hat, als sonst. Die deutschen Spieler um Merz, Ilzhöfer und Kiel haben indes keine große Rolle gespielt. Das Inside-Spiel war ohne Mahir Agva sehr bescheiden, weil Mike Morrison selbst einfachste Dinger wieder mal daneben geschmissen hat. Dafür hat sein Einsatz gestimmt, er holte zehn Rebounds und war der emotionale Leader auf dem Parkett. Ganz wichtige Punkte kamen von Ekene Ibekwe, der nur auf 16 Minuten wegen seiner frühen Foulprobleme kam. Agva sah keine einzige Minute, weil Herbert mit seinen anderen big men zufrieden war und er sehr ungerne auf eine Zehn-Mann-Rotation erhöht. Gegen Oldenburg wird das vielleicht schon wieder anders aussehen.

Unerfreuliches passierte dann nach dem Spiel. Eintracht-Ultras haben den Fans von Aris Thessaloniki aufgelaufert, die darauf vorbereitet waren, und prügelten sich mit ihnen vor der Halle und auf dem Parkplatz. Mehr dazu auf der FR-Seite.

Traurig übrigens, dass so wenige Fans im Fanblock waren. Was ist da nur los? Spiele auf europäischem Parkett sind ja in der Regel immer schlechter besucht, aber selbst bei Bundesligaspielen ist er ja nicht mehr voll. Übrigens gab es vor kurzem einen guten Text von Michael Körner auf Telekombasketball zu Fangesängen in der BBL. Den kann ich zu 100 Prozent unterschreiben.

3 Responses

  1. 1 # Tez November 25 2016 @ 11:33

    Sagt mal ist bekannt ob die Skyliners nochmal auf dem Transfermarkt aktiv werden?

  2. 2 # bussard November 25 2016 @ 12:15

    Interessant zu lesen, ich habe das spiel nur am Ticker verfolgt und bin nun gespannt wie man sich gegen Oldenburg verkaufen wird…
    Ich finde die über 20 To´s immer noch sehr krass, ich hoffe, dass der positive Trend anhält. Mal sehen was Gordie so rausholen kann …

  3. 3 # Timur Tinç November 25 2016 @ 12:17

    @Tez: Wöbke hatte gesagt, dass sie nicht explizit suchen, aber wenn sich ein gutes Angebot auftun sollte, würden sie sich das anschauen. Es laufen ja die Verträge von Ibekwe und Graves in einem bzw. zwei Monate aus und die Skyliners haben noch zwei Spots zu vergeben. Könnte also gut sein, dass in den nächsten Wochen noch was passiert – wobei Ibekwe eher keinen Vertrag mehr bekommt, als Graves.

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