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Mi 28.12.16 10:35

Das Big Play des Aussortierten

30 Minuten lang habe ich gestern gedacht: Wow, die Skyliners haben jetzt endlich mal einen Schritt nach vorne gemacht. Sie haben defensiv, wie offensiv eine gutes Spiel geboten, hatten Jena völlig im Griff. Und dann kam das letzte Viertel. Es war dann dem vor sechs Tage noch Aussortierten Antonio Graves vorbehalten, die Skyliners zum Sieg zu führen. Mal wieder.

 

Drei ihrer fünf Siege haben die Hessen somit nun schon dem Shooting-Guard zu verdanken. In Berlin, als Markel Starks verletzt ausschied, zu Hause gegen Ludwigsburg per Buzzer-Beater und in Jena machte er 73 Sekunden vor dem Ende mit einem Dreier zum 75:68 den Deckel drauf. Ein big play, wie Cheftrainer Gordon Herbert hinterher konstatierte.

Dabei war Graves nur im Kader, weil der Vertrag mit Ekene Ibekwe nicht verlängert wurde. Offensichtlich, weil der erfahrene Nigerianer sich nicht auf einen weiteren Kurzzeitvertrag einlassen wollte. Als vierter Big Man war Armin Trtovac mit nach Thüringen gereist, der vergangene Saison mit einer Fußverletzung das ganze Jahr aussfiel. Der 19-Jährige wurde aber nicht eingesetzt. Mike Morrison, Shavon Shields und Niklas Kiel kamen aber nicht in Foulprobleme, weil sie es einerseits klug machten und andererseits Jena lieber von draußen agierte, als das Inside-Spiel suchte.

Im Schlussviertel passierte dann jedoch das, was schon die ganze Saison passiert. Die Skyliners ließen alleine in den letzten zehn Minuten neun Offensivrebounds zu, zuvor waren es in drei Vierteln nur sieben. Der Team-Basketball, der 30 Minuten lang zu sehen war, wandelte sich in Einzelaktionen um. AJ English, der sehr variabel in der Offensive war, gelang im Schlussviertel überhaupt nichts mehr.

Gut gefallen hat mir Niklas Kiel, der mit einer perfekten Wurfquote auf sich aufmerksam machen konnte und auch als Center einen guten Job machte. Auf dieser Position dürfte er jetzt öfter spielen, solange die Skyliners keinen weiteren Big Man verpflichten beziehungsweise Mahir Agva und oder Daniel Mayr wieder fit werden.

Gunnar Wöbke ließ jedenfalls nicht durchblicken, ob sie einen weiteren Spieler holen oder nicht. Entweder sie warten bis Agva fit ist und spielen mit einer dünnen Rotation – was durchaus ein Risiko ist, alle zwei Spiele in Foulprobleme zu kommen und dann ohne Big Man dazustehen. Oder sie holen jemanden, der dann aber erst einmal integriert werden muss, was auch immer seine Zeit dauert. „Unsere Entscheidungen basieren alle auf Unsicherheiten“, sagt Wöbke dieser Tage öfter. Ob Graves einen neuen Vertrag bekommt, steht ebenfalls nicht fest. Genauso wenig, ob die Skyliners sieben Ausländer im Kader behalten wollen oder nicht.

Eigentlich wollen sie ja junge deutsche Spieler entwickeln. Doch bis auf Niklas Kiel bekommt keiner der Deutschen mehr qualitative Minuten. Stefan Ilzhöfer bringt einfach nicht genügend Leistung, Max Merz ist nicht gut genug und Gordon Herbert kann es sich nicht erlauben, die Deutschen einfach nur aufs Parkett zu schicken, weil sie Deutsche sind. Er muss Spiele gewinnen. Wenn Isaac Bonga wieder fit ist, könnte ich mir vorstellen, dass er vielleicht ein paar Minuten in der Profimannschaft bekommt, wobei man den Jungen auch nicht verheizen sollte. Schließlich spielt er NBBL und Pro B. Und man darf nie vergessen: Er ist vor wenigen Wochen 17 Jahre alt geworden und geht noch zur Schule. Seine Zeit wird nächste Saison kommen, da bin ich fest von überzeugt.

„Wir sind nach dem personellen Umbruch im letzten Sommer auf einem guten Weg, werden im Rahmen unserer Entwicklung aber auch noch Spiele verlieren“, sagte gestern Gordon Herbert. Er dürfte nach der Leistung im Schlussviertel wieder frustriert gewesen sein, so wie er das auch schon nach der Partie gegen Domzale war: Auf meine Frage: „Wie geht’s?“, antwortete er: „Not so good.“ Warum? Weil seine Mannschaft in den letzten Minuten schlecht gespielt hatte. Herbert ist mit diesem Team nicht zufrieden und das wird sich auch in den kommenden Wochen nicht ändern.

4 Responses

  1. 1 # Doppeldribbel Dezember 28 2016 @ 13:31

    Jopp, war nach dem 3. Viertel auch recht entspannt. Nicht nur wegen der Leistung der Skyliners, sondern vielmehr machte mir Jena nicht den Eindruck, nochmal zurückkommen zu können. Denn außer den Dreiern von JJ war da nicht viel. Umso schlimmer, dass man tatsächlich gegen einen solchen Gegner nochmal in Nöte kam und völlig seinen Rhythmus verloren hat. Die Mannschaft hat mir bis dahin ganz gut gefallen. English sieht in seinen Aktionen manchmal etwas seltsam aus mit seinen dünnen Beinchen, aber vor allem in der ersten Halbzeit strahlte er Ruhe aus, war ballsicher, brachte Struktur in die Offense und scorte sogar. Bis auf unsere Sorgenkinder mm und SI (die dann auch nicht mehr auftauchten) war das eine „seriöse“ Leistung in den Vierteln 1-3.

    Mal sehen, wie man nun in Tübingen darauf aufbaut, ich halte die Tübinger für etwas breiter aufgestellt und damit gefährlicher als Jena, die außer den Veteranen JJ, McElroy und Knight nicht viel zu bieten hatten.

    Dennoch darf man positiv festhalten, dass ein wichtiger Sieg eingefahren wurde und zumindest phasenweise Fortschritte zu erkennen waren. Dass alles immer noch auf sehr wackeligen Füßen steht, war allerdings im letzten Viertel deutlich zu erkennen!

  2. 2 # Aydo Dezember 28 2016 @ 13:56

    Ich fand den Auftritt über weite Strecken in Ordnung, auch wenn es überflüssig war, sich noch einmal so in Bedrängnis bringen zu lassen.

    AJ hat mir super gefallen, er bringt m.E. viel mit, um ein richtig Guter zu werden. Souveränes Ballhandling, guter Schuss, viel Übersicht. Ein paar Aktionen waren wild, aber er ist Rookie.

    Bis gestern habe ich übrigens Rödl als Fachmann immer sehr geschätzt – bis er anfing, Vaughn mit Theodore zu vergleichen und ihm ähnliche Clutch-Fähigkeiten zuzusprechen. WTF? Vaughn ist ein 0-8-15-Spieler, nicht mehr oder weniger.

  3. 3 # Timur Tinç Dezember 28 2016 @ 13:59

    @Aydo: Ja, dieser Vergleich hat mich auch sehr gewundert. Theodore führt übrigens im Moment die Wertung aller Spieler bei der Wahl zum Allstar-Spiel in der Türkei an.

  4. 4 # wettertom Dezember 30 2016 @ 14:37

    Melde mich als Optimist auch nochmal zu Wort:
    Ich denke die Mannschaft ist nun so stabil um Punkte gegen Teams wie Tübingen einzufahren.

    Sollte man auch gegen Gießen gewinnen, sehe ich die PO´s wieder in Reichweite!

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