Fr 23.01.09 01:58
„Wie ein großes Kind“
Zwecks möglichen Diskussionsbedarfs (siehe hier) heute auch mal der heutige FR-Drucktext rund um Lorenzo Gordon im Blog. Nähere Infos zum Spiel kommen später…
In seiner Mimik lässt Lorenzo Gordon sich nichts anmerken. Freundliches Lächeln zur Begrüßung. Händeschütteln. Small Talk. Erst wenn die Sprache auf den Zustand seines seit fast zwei Woche schmerzenden linken Knöchels kommt, ändert sich die Miene des Power Forwards der Skyliners Frankfurt. „Es tut weh. Richtig weh“, sagt Gordon und verzieht das Gesicht. Diverse Untersuchungen hat der 25-Jährige über sich ergehen lassen, seitdem er in der Basketball-Bundesliga am 10. Januar mit dem Quakenbrücker Adam Hess zusammenprallte. Eine klare Diagnose fehlt Gordon seitdem. Röntgen und Kernspintomographie ergaben keinen Befund. Der Klub gönnte seinem Top-Scorer, der immer noch an eine Knochenabsplitterung glaubt, dennoch wegen einer „starken Prellung“ eine einwöchige Genesungspause. Wenn es nach Gordon ginge, hätte diese Pause länger gehen können, vielleicht sogar müssen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich am Dienstag schon spielen kann“, sagt Gordon und grinst gequält. Schmerztabletten hätten ihn für das Pokalviertelfinalspiel in Braunschweig fit gemacht.
Was sich kurzfristig durch den Sieg samt Einzug ins Final-Four rechnete, könnte allerdings negative Folgen haben. So räumte Gordon noch am selben Abend ein, dass der Einsatz sich negativ ausgewirkt habe. „Mein Knöchel fühlt sich wieder viel schlechter an.“ Eine weitere Schonfrist für den 111 Kilogramm schwere Hünen gilt aber als unwahrscheinlich: Trainer Murat Didin hat den Druck auf Gordon erhöht. Die Leidensfähigkeit seines offensivstärksten Spielers zweifelt Didin, mittlerweile auch öffentlich, an. „Lorenzo denkt nur, dass er verletzt ist. Wir glauben aber, dass er nicht richtig verletzt ist“, sagt Didin und verweist auf diverse Untersuchungen und Ärztemeinungen, demnach Gordon schon Anfang vergangener Woche – und damit zwei Tage nach seiner Verletzung – einsatzfähig gewesen sei. Keinen Zweifel lässt Didin daran, wie sehr ihn die vermeintliche Hypersensibilität des diplomierten Naturwissenschaftlers nervt. „Manchmal ist er wie ein großes Kind“, sagt Didin über Gordon und verdreht theatralisch die Augen.
Von Mimik und Inhalt erinnert das fast schon an die öffentliche Kritik, mit der Didin vor rund einem Jahr öffentlich die Verletzungsanfälligkeit von Stefano „Nino“ Garris anprangerte. Der Ausgang ist bekannt: Wenige Monate später verließ Garris die Skyliners. Im Fall Gordon, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft, scheint eine solche Entwicklung fern. Sportliche Leistung und charakterliches Auftreten auf und neben dem Parkett sprechen für den US-Amerikaner. Sein Trainer baut ihm daher auch eine Brücke: Gordon habe im Spiel gegen Braunschweig begriffen, dass er sich überwinden kann. „Lorenzo hat jetzt ein anderes, besseres Schmerzniveau“, sagt Didin.
Heißt: Zum Hinrundenauftakt am Sonntag (17 Uhr) in Bonn, gleichzeitig das Duell zwischen Tabellendrittem und – viertem, erwartet Didin Gordon auf dem Parkett.
Werde mir ein Bild in Bonn von Lorenzo machen. Auf jeden Fall gut, dass nächste Woche kein Spiel ist und man bis zum Köln Spiel auf ihn Rücksicht nehmen kann.