So 22.04.12 19:09
„Win or go home“
So blickt Jacob Burtschi auf die letzte Partie der regulären Saison in Bonn. Die Skyliners haben es sich nach der unnötigen und auch unerklärlichen 89:96-Niederlage gegen Tübingen wieder einmal selbst schwer gemacht es in die Playoffs zu schaffen. Ohne eine funktionierende Defensive kann man eben kein Spiel gewinnen. Mittlerweile ist auch der FR-Artikel der morgigen Printausgabe schon online sowie Fotostrecke zum Spiel.
Vor dem Spiel: Die Vorzeichen sind nicht gut. Nachdem Johannes Herber krankheitsbedingt in Trier fehlte, fällt Michael Thompson mit einer Schulterverletzung aus. Wenige Minuten vor dem Ende des Abschlusstrainings am Samstag, verletzte sich der 23 Jahre alte Point-Guard an der rechten Schulter, wegen der er im Dezember schon einmal zwei Wochen ausgefallen war. Eine Kernspintomographie am Montag soll Aufschluss darüber geben, ob er in Bonn spielen kann. „Das gehört zur DNA dieses Teams“, kommentierte Muli Katzurin später zynisch die Veletzungsmisere.
1. Viertel: Devin Gibson beginnt als Point-Guard für Thompson. Zunächst sieht es auch gut aus. Jimmy McKinney ist sofort da, macht drei Dreier und die Skyliners führen nach dem ersten Viertel 21:16. Trotzdem merkt man schon, dass es in der Defense nicht ganz optimal läuft.
2. Viertel: Tübingen geht das erste Mal in der 17. Minute mit 30:28 in Führung. „Wir haben im zweiten und dritten Viertel nachgelassen“, kommentierte Tim Ohlbrecht, der zu dieser Zeit draußen saß und für Jermareo Davidson Platz machen musste. Der 2,08 Meter große Center kommt überhaupt nicht in die Partie. Seinen drei Zählern mit einem „and-one-Spiel“ folgte in der Folgezeit kein einziger Punkt mehr. Igor Perovics Taktik Davidson den Zahn zu ziehen, indem er ihn doppeln ließ, ging voll auf. Davidson wurde launisch und stritt wieder mit Trainer Katzurin. „Daran habe ich gemerkt, dass er heute nicht fokussiert war“, sagte Katzurin. Einen kleinen Bruch in dem Viertel gab es auch als Gibson kurzzeitig eine Verschnaufspause bekam.
3. Viertel: Die Partie ist eng. Die Skyliners gehen sogar mal wieder in Führung, doch zum Ende des Viertel setzen sich die Tübinger ab.
4. Viertel: Viertelübergreifend gelingt ihnen ein 9:0-Lauf (71:57) und führen mit 14 Punkten. Die Skyliners beginnen zu kämpfen. Ein tausendprozentiges Offensivfoul gegen Devin Gibson – der von Young weggeschubst wird – wird von den Schiedsrichtern nicht geahndet. Jetzt ist auch das Publikum wach und pfeifft die gegnerischen Spieler gnadenlos aus. Warum ist die Stimmung eigentlich nicht immer so? So macht das richtig Spaß und richtig schwer für den Gegner, der in der Folgezeit einen Fehler nach dem anderen machte und sogar ein unsportliches Fouls kassiert. Zuvor gab es je ein technisches Foul gegen die Bank der Skyliners und Tübingens Trainer Igor Perovic. Die Skyliners führen plötzlich mit 82:79, doch können es nicht verhindern, dass Reggie Redding seinen einzigen Dreier im ganzen Spiel zehn Sekunden vor Schluss versenkt. Jimmy McKinney bekommt den Ball, zieht zum Korb und versucht einen Floater, der daneben geht. Jacob Burtschi bekommt den Rebound, schmeißt den Ball in die Luft, doch das Leder landet im nirgendwo und die Partie geht in die Verlängerung.
Verlängerung: Mittlerweile ist auch Tim Ohlbrecht wieder drin, der Ende des Schlussviertels in die Partie für den glücklosen Davidson gekommen war. Der Nationalspieler lag im dritten Viertel mit Schmerzen auf den Boden, weil er einen Tritt dahin abbekommen hat, wo es Männern besonders weh tut und auch gleichzeitig in die Magengegend auf die operierte Stelle am Blinddarm. Mit seiner Einwechslung stabilisierte sich das Spiel. Doch gleich der erste Dreier in der Verlängerung von Vaughn Duggins saß und Tübingen führte 85:82. Ohlbrecht geht an die Freiwurflinie und versenkt einen von zwei. Es war übrigens der einzige von 29 Freiwürfen, der an diesem Abend daneben ging. Die Skyliners können die Gäste nur mit Fouls stoppen. Und da beide Teams fünf Fouls haben, geht Reggie Redding an die Linie und macht beide. Tez Robertson zieht unnachahmlich zum Korb, 85:87. Wieder geht Redding an die Freiwurflinie. Anschließend ist es Young, Tez verkürzt erneut. 87:91. Ballgewinn Skyliners, wieder ist Tez am Ball, doch dieses Mal versucht es mit dem Kopf durch die Wand und verlegt den lay-up. Da hätte er den Ball rauslegen müssen. Ein einfacher lay-up von Pavelas Cukinas bringt letztlich die Entscheidung.
Fazit: „Unsere defense war nicht da“, kommentierte Muli Katzurin hinterher. 44 Punkte unter dem Korb standen am Ende für Tübingen auf dem Zettel. Da waren einige viel zu leichte Punkte dabei. „Wir haben ihnen die Mitte aufgemacht und sie einen Korbleger nach dem anderen machen lassen“, analysierte Jacob Burtschi. Devin Gibson befand: „Unsere Rotationen haben nicht gestimmt und wir hatten heute keine gute Teamchemie.“ Von der Intensität und der Aggresivität, die die Skyliners in den vergangenen Wochen so stark gemacht hatte, war nichts zu sehen. 61 Prozent Trefferquote zur Halbzeit, 57 Prozent nach 45 Minuten für Tübingen waren die Folge. Selbst kamen die Skyliners auf 38 Prozent.
Besonders enttäuscht war Jimmy McKinney, der trotz 28 Punkten und damit sein Bestwert, seit er in der BBL ist, nur traurig aus der Wäsche schaute. „Ich hatte es in der Hand“, sagte McKinney. Doch wegen ihm ging das Spiel ganz sicher nicht verloren. Keine Verteidigung, kein Thompson und somit keine Verschnaufpausen für den unermüdlichen Devin Gibson und keine Punkte von Jermareo Davidson waren letztlich entscheidend für die unnötige Niederlage.
Trotzdem haben es die Skyliners noch in der eigenen Hand, in die Playoffs zu kommen. Ich hab schon mal durchgerechnet, wie die Skyliners noch in die Playoffs kommen können.
Playoff-Chancen: Die Skyliners können es noch aus eigener Hand schaffen, müssen aber die Nachholpartie zwischen Braunschweig und Bonn am Mittwoch abwarten. Alle drei Teams haben derzeit 34 Punkte. Gewinnt Braunschweig, reicht den Skyliners ein Sieg mit einem Punkt im direkten Duell in Bonn am kommenden Samstag. Gewinnt Bonn am Mittwoch und Braunschweig die letzte Partie in Berlin, müssten die Hessen mit 16 Punkten Unterschied in Bonn gewinnen, da sie ihr Heimspiel gegen die Baskets mit 64:79 verloren hatten. Verliert Braunschweig in Berlin und Frankfurt gewinnt mit weniger als 16 Punkten, wird es auf einen Dreiervergleich hinauslaufen. Da hätten die Skyliners die besten Karten, da sie beide Spiele gegen Braunschweig gewonnen haben.
Optimal wäre es wenn Braunschweig gegen Bonn gewinnt. So müssten die Skyliners einfach nur in Bonn gewinnen. Und da Braunschweig höchstwahrscheinlich in Berlin nichts reißen wird, würden sie mit einem Sieg Siebter werden. Problematisch wird es nur wenn Bonn in Braunschweig gewinnt und Braunschweig in Berlin gewinnt.
Aber erstmal den Mittwoch abwarten.
Es wird eine gar gräuliche Woche…jeden Tag die Gedanken und der Blick auf die Tabelle…
Mir fällt gerade bei genauerem Blick auf die Tabelle auf, wenn Bonn in Braunschweig gewinnt und Braunschweig in Berlin verliert, die Skyliners in Bonn verlieren wegen des direkten Vergleichs gegen Braunschweig auch noch in die Playoffs kommen können. Außer Bremerhaven gewinnt bei dieser Konstellation in München. Denn dann kommt es zum Dreiervergleich zwischen Bremerhaven, Braunschweig und Frankfurt und da hat Bremerhaven die Nase vorne und würde 8. werden.
It’s crazy.
„…der in der Folgezeit einen Fehler nach dem anderen machte und sogar zwei technische Fouls kassierte.“
@Timur: Es war je ein Technisches Foul gegen Tübingen und die Skyliners (Tübingen Coach, Skyliners Bank) oder meinst Du das Unsportliche Foul von Tübingen an Gibson, der sich dadurch trotzdem nicht hat stoppen lassen und das and1 gemacht hat? Krasse Szene – sieht man nicht alle Tage sowas…die Halle hat gebebt.
Nur leider merkt man, das Thompson gefehlt hat…:-(
@Timur: Ich denke so wirds kommen: Bonn verliert in Braunschweig und gewinnt daheim gegen Frankfurt. Aber da Braunschweig in Berlin verliert und auch Bremerhaven in München werden die Skyliners trotzdem auf Platz 8 landen!
Upps merke gerade, dass es dann für Platz 8 nicht mehr reichen würde… :(
Sag ich doch: Es wird eine „grausame“ Woche, weil sich nun schier unmögliche Konstellationen in der Tabelle egeben können…bei jedem Blick und bei jeder neuen Rechnung sieht man etwas anderes…
Naja, wenigstens hat man das Heft noch selbst in der Hand! Wer hätte nach 10, 15 Spielen überhaupt damit gerechnet, dass man mit einem Sieg in Bonn am letzten Spieltag die Play-Offs noch klarmachen kann!
Ich habe gestern noch mit einem Kumpel aus Bremerhaven telefoniert. Bei denen (siehe Timurs Post) siehts ganz anders aus. Die müssen siegen und selbst noch auf drei andere Teams hoffen…
@MAG: Ja ich meinte das unsportliche Foul an Gibson. Konnte in dem Trubel gar nicht erkennen was eigentlich passiert war. Aber das er den macht, war richtig stark.
@Harald: Gerechnet hat damit wohl wirklich keiner vor zwei, drei Monaten. Am Mittwoch werden die Rechenoptionen erst einmal weniger. Also noch zwei Tage schlafen und abwarten :)
Wie seht ihr eigentlich die Taktik am Ende der regulären Spielzeit:
– man führt mit 3 Punkten und Göttingen greift an bei ca. 20 – 15 s Spielzeit. Göt hatte eigentlich nur Chancen bei einem 3 Punkte Wurf im Spiel zu bleiben. Dies hat man genutzt!
– Warum lässt man nicht 2 Punkte zu und verteidigt die 3er Linie? Danach hätte es dann Freiwurfduelle gegeben.
– Oder man foult mit dem gleichen oder besseren Ergebnis?
@Wettertom: Ich glaube du meinst Tübingen und nicht Göttingen :)
Du hast natürlich völlig Recht, wenn die Skys die Dreierlinie zugemacht hätten, wäre der Dreier nicht gefallen. Ich glaube Hodzic hat aber einen ziemlich guten Block gestellt und Tez ist nicht mehr rangekommen. Trotzdem hätte man das geschickter verteidigen können. Ich werde Muli in der PK danach fragen.
Also, erstmal muss man den Mittwoch abwarten, dann kann man endlich richtig rechnen!
Aber, was haltet ihr von der Theorie, Alba Berlin verliert absichtlich gegen Braunschweig, damit sie bloß nicht gegen die Skyliners in den POs spielen müssen und ob 2. oder 3. ist doch egal.
Ist mir nur in den letzten Tagen so eingefallen, da niemand der TOP 4 gegen die Skyliners spielen möchte.
Warum sollte es für Alba egal sein, ob man 2. oder 3. wird? Im Halbfinale ist Heimvorteil sicher nicht allzu schlecht. V.a. wenns gegen die Ulmer gehen sollte.
Außerdem glaub ich nicht, dass Alba nicht gegen die Skyliners spielen will. Eher ists andersrum für mich vorstellbar, dass Frankfurt lieber gegen Ulm oder Bamberg spielen würde als gegen Berlin. Schließlich ist Alba das einzige Top 8 Team gegen das die Skys beide Spiele in der Saison verloren haben.
@Timur: Danke, natürlich Tübingen. Das Spiel hat mich wahrscheinlich zu sehr an Göt erinnert :-(
So. Braunschweig hat gewonnen. Weiter gehts mit der Spekulation