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So 24.09.17 21:45

Tendenzen, Zweifel und Potenziale

Die Wahl ist vorbei, kümmern wir uns über die wichtigen Dinge: Die bevorstehende Saison der Skyliners :) Was können wir erwarten? Welche Perspektive hat diese junge Mannschaft? Am Dienstag werden Gunnar Wöbke und Gordon Herbert ihre Ziele und Einschätzungen zum Team vortragen. Es gibt ein paar Gewissheiten, ein paar Ungewissheiten – fast so wie bei der Bundestagswahl.

Angela Merkel wird Bundeskanzlerin, wie die Koalition letztlich aussehen wird, muss sich noch zeigen, es gibt aber eine Tendenz zu Schwarz-Grün-Gelb. Bei den Skyliners heißt das: Tez Robertson ist der Kapitän, die größte Rolle neben ihm wird Phil Scrubb übernehmen, wer sich sonst noch so zum Leistungsträger aufschwingen kann, wird sich noch zeigen.

Die Vorbereitung lief für die Skyliners mehr als holprig. Das fing mit der fehlenden Fitness bei Quantez Robertson und Mike Morrison an, ging weiter mit den Verletzungen von den beiden plus Jonas Wohlfarth-Bottermann. Der finnische Nationalspieler Shawn Huff ist wegen der EM erst seit einer Woche da, dazwischen gab es immer viele kleinere Verletzungen bei Isaac Bonga, Niklas Kiel. Meine erste Frage am Dienstag wird sein, wie oft er letztlich jetzt Fünf-gegen-Fünf trainieren konnte. Oft war das nicht. Dafür hat er in der Vorbereitung auch mehr Testspiele angesetzt, als vorgesehen war, um überhaupt seine Spieler in den Wettkampfmodus zu schicken. Das letzte Testspiel gegen Bonn – ein 72:70-Sieg – hat zumindest gezeigt, dass es nicht ganz so schlecht um das Team bestellt ist, wie man es angesichts dieser Vorbereitung zu befürchten hätte. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass viele Spieler ein großes Entwicklungspotenzial haben. Die große Frage wird sein, inwieweit sie in der Lage sind das auf hohem Niveau regelmäßig abzurufen.

Zweifel sind insbesondere bei der Point-Guard-Position angebracht. Da ist zum einen Tai Webster, ein 22-Jähriger vom College. Mit einem Rookie in die Saison gehen ist einerseits mutig und hat ja mit Justin Cobbs auch schon mal geklappt. Allerdings ist die Verpflichtung eher den mangelenden finanziellen Möglichkeiten geschuldet, als die volle Überzeugung: Webster ist so gut, der wird das zusammen mit Isaac Bonga schon schaukeln. Bonga wird im November gerade einmal 18 Jahre alt. Dass er ein Wahnsinnspotenzial hat, steht außer Frage. Dass er auch mal schwächeln wird, wird man ihm ebenfalls zugestehen müssen. Interessant wird sein, wie stark er aus diesen Schwächephasen herauskommen wird. Sollten Webster und Bonga von der Eins nicht die verlässlichen Spielgestalter sein, werden die Skyliners entweder nachrüsten müssen oder Phil Scrubb wird noch mehr auf der Eins spielen müssen.

Der Kanadier wird die erste Scoringoption sein und in den entscheidenden Momenten den Ball in die Hand bekommen. In der Vorbereitung hat er einen fantastischen Eindruck gemacht. Nicht nur weil er fast immer Topscorer war, sondern vor allem weil er körperlich richtig stabil wirkt. Er hat während seiner Reha sehr viel am Oberkörper gearbeitet. Er hat richtig Bock, wenn das Knie hält, wird er nach dieser Saison nicht zu halten sein, weil er dann mindestens 15 bis 16 Punkte im Schnitt gemacht haben wird. Der 24-Jährige wird eine ähnliche Rolle wie AJ English sie innehatte übernehmen und wahrscheinlich als sechster Mann von der Bank kommen und dann 33 Minuten plus spielen. Sein Vorteil gegenüber English: Er ist kein Egospieler und kann auch mal den nebenstehenden Mann anspielen, statt selbst abzudrücken.

Weiter geht es mit Tez Robertson. Der Kapitän wird wieder zwischen zwei und drei hin- und herpendeln und wie immer die Defensive anführen. Trotz seines wenig vorbildlichen Verhaltens in der Vorbereitung, wird er dank seiner guten Gene sicher keine körperlichen Probleme während der Saison haben. Ob er sich mit 32 nochmal offensiv steigern kann, ist eher nicht zu erwarten. Dafür ist er als Dreierschütze einfach nicht konstant genug.

Dann kommt schon Richard Freudenberg, der laut Gordon Herbert zu Beginn der Vorbereitung noch weit vom BBL-Niveau weg war, sich aber in den vergangenen Wochen sehr gesteigert hat. Ich bin sehr gespannt, welches Niveau der 18-Jährige in seiner ersten Profisaison erreichen kann. Er wird sich vielleicht auch einige Male nur mit ein paar wenigen Minütchen Spielzeit abfinden müssen. Auch für ihn wird wie bei Bonga gelten – wie stark kann er aus Schwächephasen herauskommen? Er wird fast ausschließlich auf der Drei eingesetzt werden, das haben die Skyliners Freudenberg bei der Vertragsunterzeichnung zugesichert und war einer der Gründe, warum er vom College nach Deutschland zurückwollte.

Shawn Huff wird eine größere Rolle übernehmen, als vergangene Saison und auf der Drei und Vier spielen. Der Finne soll die gleiche Rolle wie sie einst Aaron Doornekamp innehatte ausfüllen: Vorbild und Leader sein. Ob er genauso gut treffen wird, wie es Doornekamp 2015/2016 tat, wird davon abhängen wie gut das Zusammenspiel der Skyliners sein wird. Das wird ohnehin eine der zentralen Dinge sein: Teamplay, Ballbewegung. Ohne das werden die Hessen nicht erfolgreich sein können, da es bis auf Scrubb niemanden in diesem Team gibt, der mit Einzelaktionen das Spiel an sich reißen kann. Webster ist zumindest ein ordentlicher Pick-and-Roll-Spieler, vielleicht kann er es auch ein bisschen.

Aber kommen wir erstmal zum nächsten Großen: Niklas Kiel. Danilo Barthel hat seinerzeit drei Jahre gebraucht, um es bei den Skyliners in die Starting Five zu schaffen. Kiel ist vor kurzem 20 geworden und hatte im Sommer mehr Tiefs als Hochs. Das fing mit der sehr schwachen U20-WM an und ging in der Vorbereitung weiter. In den letzten Spielen ist es besser geworden, aber da war noch viel Luft nach oben. Er ist für mich die größte Unbekannte im Team. Was kann er wirklich leisten? Das Potenzial ist zweifelsohne da. In seinem ersten Profijahr hat er noch keinen stabilen Wurf etablieren können, wie gut sein low-post-Spiel ist hängt davon ab, wie gut er sich gegen körperlich stärkere Spieler durchsetzen kann. Ich glaube, dass ihm das Training mit Jonas Wohlfahrt-Bottermann sowie Shawn Huff guttun wird. Und genug Trainingseinheiten wird es dank des Verzichts auf den Fiba Europe-Cup – für mich die absolut richtige Entscheidung – genügend geben.

Zu den letzten Positionen, die Center: Wobo und Mike Morrison. Beide waren durch Verletzungen mehr als acht Tage raus, Morrison bekam außerdem einen Denkzettel vom Coach für sein Verhalten – was auch immer vorgefallen ist – und war nicht mit beim Turnier in Bayreuth. Wobo und Morrison sind zwei ähnliche Spielertypen. Morrison bringt die athletischere Komponente mit rein, ist jedoch wie bekannt arg limitiert. Außer dem Spiel unter dem Korb und die Energie, die er aufs Parkett ist, ist da nicht viel. Wenn er richtig eingesetzt wird, reicht das, in dem jungen Team eigentlich nicht. Deshalb wird es umso wichtiger sein, dass Wobo ein paar andere Akzente setzt. Mir hat er ja gesagt, dass er auch ein bisschen werfen und dribbeln darf. Bin mal gespannt aus welcher Distanz die Würfe kommen werden.

Wobo, Morrison und Robertson sollen das Team defensiv anführen. Das ist natürlich auch in dieser Saison die zentrale Komponente. Gordon Herbert sprach davon, „zwei, drei Dinge großartig“ machen zu wollen. Neben der Verteidigung wird das wie angesprochen schon das Teamplay sein. Viele Assists rausspielen wird der Schlüssel sein, um offensiv gegen die individuell besser besetzten Teams mitzuhalten. Da Herbert bei seinen Einwechslungen stärker werden will, sehe ich folgende Starting Five: Webster, Robertson, Huff, Kiel und Wobo. Sollte Bonga stark auftrumpfen, könnte er auch schon mit jungen Jahren die Starterposition übernehmen. Das wird sich genauso herauskristallisieren, wie die Rolle von Kiel. Wenn er nicht die Erwartungen erfüllt, kann er ganz schnell auf der Bank landen.

Ich finde es schwierig, eine Prognose abzugeben, da ich bislang nur ein Spiel selbst gesehen habe. Natürlich wird Gunnar Wöbke das Ziel Playoffs ausgeben. Herbert wird sagen, wir schauen, wo wir im Februar/März im Playoffrennen stehen. Wenn sie ehrlich sind, werden sie sagen, dass wirklich alles zusammenpassen muss, damit es für die Top Acht reicht. Da darf sich keiner verletzen, da müssen die jungen Spieler sich so gut entwickeln, wie es alle hoffen und die auserkorenen Leistungsträger und Leader konstant auf gutem Niveau spielen und in knappen Spielen die Akzente setzen können. Vielleicht werden die Skyliners, wenn es nicht läuft, einen sechsten Ausländer nachverpflichten. Nur mit fünf in die Saison zu gehen, liegt zuvorderst natürlich am Geld, gleichzeitig haben die Deutschen dadurch eine Chance, die sie bei anderen Klubs eher nicht bekommen würden. Es wird eine spannende Saison. Ich glaube aber, dass es ohne Nachverpflichtung und einem sechsten Ausländer nicht für die Playoffs reichen wird, da es bei so vielen sehr jungen Spielern immer Höhen und Tiefen geben wird. Und von Verletzungen waren die Skyliners in den vergangenen Jahren sehr selten verschont geblieben.

Nochmal der Kader:

PG: Webster/Bonga/Scrubb/Zeeb
SG: Tez/Scrubb/Bonga
SF: Huff/Tez/Freudenberg
PF: Kiel/Huff
C: Wobo/Morrison/Kiel

2 Responses

  1. 1 # wettertom September 24 2017 @ 22:29

    Rot-Grün-Gelb muss noch geändert werden.

    Na dann bin ich mal gespannt auf Di.

  2. 2 # Timur Tinç September 24 2017 @ 23:26

    Rot-Grün-Gelb. Hab wohl in dem Moment zu viel der SPD zugehört… :)

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