Sa 07.05.11 07:32
Schein und Sein
Die Statur samt Positionsbeschreibung lässt Brachiales vermuten. Michael Meeks, Center des Basketball-Bundesligisten BG Göttingen, muss ein Mann fürs Grobe sein. 110 Kilogramm Körpergewicht verteilt Meeks auf 2,07 Meter Körperlänge. Dass er auch zupacken kann, erlebten die Skyliners Frankfurt – und speziell Kimmo Muurinen im zweiten Viertelfinalduell mit den Göttingern.
Ende des dritten Viertels soll Meeks dort abseits des Balles mit einem Schlag gegen den Hals des Frankfurter Power Forwards für einen hässlichen Tiefpunkt gesorgt haben. Bei den Skyliners stößt die Szene übel auf – und trübt die Freude über den wichtigen Auswärtssieg zur 2:0-Führung in der Best-of-Five-Serie.
„Es war ein extrem hartes und intensives Spiel, das von beiden Seiten fair geführt wurde. Mit Ausnahme dieser Szene“, sagt Kamil Novak. Der Skyliners-Sportdirektor hat sich die Sequenz des vermeintlichen Ellenbogenschlages, in dessen Folge es zu Rudelbildung samt Verhängung von Unsportlichen Fouls kam, mehrfach auf DVD angesehen. Auf Meeks ist er seitdem nicht gut zu sprechen.
War es Absicht? Oder war es nur ein Versehen beim Ausblocken? Eindeutig lässt sich das nicht sagen. Die Einordnung des mit 39 Jahren derzeit ältesten Profis in der BBL liefert keine eindeutige Tendenz. 2006 wurde der damals noch für Bonn spielende Meeks wegen eines Unsportlichen Fouls im Playoff-Viertelfinale für sechs Spiele gesperrt.
Gleichwohl hat Meeks sein Spiel längst umgestellt. Statt unter den Körben, setzt der Hüne auf Würfe aus der Distanz. Dass Meeks zumindest abseits des Parketts ein Feingeist ist, zeigen seine Interessen. Der kanadische Nationalspieler, der auf Kingston, Jamaika, geboren wurde und auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hat sich neben der Karriere als Profi-Basketballer ein zweites Standbein als Fotograf aufgebaut.
Den Mannschaftskalender der Göttinger hat er genauso erstellt wie er auf Hochzeiten fotografierte. „Ich spiele gerne mit Kontrasten“, sagte Meeks der Zeitschrift Five und räumte nebenbei ein, dass er, der vermeintlich harte Brocken, gerne im Mode und Beauty-Bereich arbeiten möchte.
Wieder eine andere Sichtweise bauen in Göttingen die örtlichen Medien auf. Ihr Tenor: Neben einer angedeuteten Benachteiligung der BG durch die Schiedsrichter, seien die Skyliners für schon fast „rugbyähnliche Verhältnisse“ auf dem Parkett verantwortlich. DaShaun Wood provoziere und wiegele auf, derweil Dominik Bahiense de Mello Gegenspieler John Little schon im ersten Spiel einen Schlag an die Schläfe verpasst habe.
Die Skyliners versuchen die Querelen um die vermeintliche Überhärte in der entscheidenden Phase der Saison auszublenden. Und sie üben sich in Demut. Trotz einer „richtig guten Ausgangsposition“ (Novak), erwarten sie ein enges, drittes Spiel am Sonntag (15 Uhr, Ballsporthalle).
Die Aufholjagd der wütenden Göttinger im zweiten Spiel, die nach einem 45:63-Rückstand noch bis auf 63:68 verkürzen konnten, hat Eindruck hinterlassen. „Das wird noch einmal ein Kampf. Man hat gesehen, dass Göttingen nie aufgibt“, sagt zuletzt stark aufspielende de Mello.
Eigentlich wollte ich ja nichts zu diesem Foul schreiben, da ich dachte, kaum jemand hätte zu diesem Zeitpunkt seine Augen da gehabt – aber aus meiner Perspektive war es ein klares D, nicht nur ein U. Um (aus meinem Blickwinkel) die Absichtlichkeit der Bewegung nicht zu erkennen, bräuchte es sehr viel guten Willen oder eben Unsicherheit eines Schiedsrichters. Aber sie haben es wohl gar nicht gesehen, was abseits des Balles nun einmal vorkommen kann.