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Mo 23.02.09 01:02

„Murat benutzt die Presse“

Im zweiten und abschließenden Teil des großen FR-Interviews geht Pascal Roller auf die Unruhe ein und kritisiert die offene Medien-Arbeit von Trainer Murat Didin als „suboptimal“.

Apropos Top-Four: Die Skyliners stehen im Pokalhalbfinale, in der Liga sind sie auf Playoff-Kurs. Trotzdem wirkt der Klub mitunter wie ein Tollhaus: Co-Trainerin Daphne Bouzikou wurde fristlos entlassen. Lorenzo Gordon zweifelte die Fähigkeit der Ärzte an, Dominik Bahiense de Mello beschwert sich über fehlende Einsatzzeiten. Woher kommt die Unruhe?
Es ist etwas passiert, was über Jahre davor nicht passiert ist: Es sind Sachen an die Presse gekommen, die man hätte vorher – intern – lösen können. Die meisten Problemfälle gibt es ja immer wieder im Mannschaftssport. Sie sind auch völlig normal: Ich sehe die Jungs meistens länger als meine Familie, da kann man nicht immer gut Freund sein. Wenn die Konflikte intern geregelt werden, stärkt das normalerweise auch das Gefüge. Fatal und falsch ist es, wenn manche Sachen noch mitten in der Problemphase nach draußen getragen werden. Das darf nicht passieren.

Wie ist die derzeitige Stimmung im Team? Herrscht Misstrauen? Wird teamintern der Maulwurf gesucht?
Nein, gar nicht. Es erweckt vielleicht den Anschein, das wir intern Unruhe haben. Aber ich muss sagen, wir haben einen extrem guten Teamzusammenhalt. Das steht dem allgemeinen Eindruck vielleicht entgegen, weil soviel zu lesen war. Wir haben aber keine Unruhe in der Mannschaft.

Trainer Murat Didin hat Anthony King zuletzt öffentlich abgewatscht. Wurde das in der Mannschaft besprochen?
Eigentlich weniger. Man muss da einfach auch Murat kennen und verstehen. Er benutzt mitunter halt schon ein bisschen die Presse, spielt ein bisschen damit, um Ziele zu erreichen und hier und da aus einem Spieler mehr zu fordern.

Was halten Sie davon?
Ich würde das als suboptimal bezeichnen. Es wäre besser, wenn man versuchen würde, das intern zu regeln. Natürlich muss ein Trainer seine Spieler kritisieren dürfen, auch um mehr Leistung aus ihnen zu kitzeln. Aber es ist zwiespältig, wenn so was öffentlich zu hören ist. Das kann ein Spieler auch schnell in den falschen Hals bekommen.

Wie fungieren Sie da als Kapitän?
Zunächst einmal will ich das alles nicht überbewerten. Ich beobachte die Situation natürlich und versuche als Mannschaftskapitän da zu sein. Wenn jemand ein Problem haben sollte, würde er das artikulieren. Wenn er damit zu mir kommt, würde ich es ansprechen.

Ist dieser Fall schon eingetreten?
Nein.

Sind Sie mal auf den Trainer zu gegangen, um ihm zu sagen – „So nicht!“?
Nein. Auch nicht. Ich glaube, Dominik kennt und weiß mittlerweile auch wie Murat agiert. Und ob Anthony überhaupt mitbekommen hat, was Murat gesagt hat, weiß ich nicht. Die Presse überschätzt sich manchmal auch. Es ist nicht so, dass wir Spieler jeden Tag die Zeitung lesen und uns ärgern im Sinne von „Was stand denn heute da wieder drin!“.

Am Wochenende können die Skyliners vielleicht positive Schlagzeilen machen. Beim Top-Four könnte zum ersten Mal seit langem wieder ein Titel rausspringen…
Ich sehe Alba Berlin (Anmerkung: Gegner der Skyliners im Halbfinale am Samstag) als Favorit für dieses Turnier. Das hat uns auch unser Spiel in Berlin gezeigt. Ich fahre aber nicht nach Hamburg um zu denken, dass es eine unlösbare Aufgabe für uns wird. Wenn wir einen guten Tag erwischen, wenn wir hochkonzentriert arbeiten, haben wir natürlich eine Chance aufs Finale.

Das BBL-Spiel gegen Alba Berlin haben die Skyliners klar verloren. Was muss diesmal besser werden?
Wir dürfen den Start nicht verschlafen. Das würde viel zu viel Kraft kosten und sich im späteren Spielverlauf oder auch erst am nächsten Tag rächen. Wir müssen einfach einen guten Tag erwischen.

Interview: Jan Szyszka