So 31.08.14 11:27
„Ich nehme meine direkten Duelle persönlich“
Richard Williams ist heiß auf die neue Saison. Der neue Point-Guard der Frankfurt Skyliners, brennt darauf sich zu beweisen. Das habe ich ihm im ersten Blog-Interview der Spielzeit 2014/2015 deutlich angemerkt. Der 27-Jährige scheint nicht der typische US-Amerikaner zu sein, der einfach nur alles auf sich zukommen lässt. Er steht schon um 8.30 Uhr in der Trainingshalle, er erinnerte sich gegen nicht nur gegen Konstantin Klein und Johannes Voigtmann in der Pro B gespielt zu haben, er wusste sogar die Namen der Vereine (Gotha und Breitengüßbach). Das hat mich erstaunt. Genauso erstaunlich fand ich, dass er gesagt hat, dass ihm der Spilstil von Gordon Herbert vertraut ist und ihn seit seiner Zeit in der Pro B verfolge. Williams hat sich in seiner Freizeit viele Spiele bei Sport 1 angeschaut. Williams kommt vom Absteiger SC Rasta Vechta. Nachdem er dort 14,7 Punkte erzielt hat, 4,4 Assists und 1,9 Steals beigesteuert hat, hat er die Aufmerksamkeit bekommen, die er sich gewünscht hat. Williams war Herberts „Wunschspieler auf der Point-Guard-Position.“ Im Interview geht es vor allem um seinen bisherigen Karriere-Verlauf und wie er es aus der Pro B in die Bundesliga geschafft hat.
Richie, wie sind Deine ersten Eindrücke aus Frankfurt?
Ich mag es sehr. Die Stadt ist größer, und somit gibt es mehr zu erleben als in Vechta. Meine Mitspieler sind nett. Ich mag den Coach, er legt viel Wert auf Disziplin. Details sind ihm unheimlich wichtig. Das hält dich fokussiert und konzentriert im Training.
Du warst am Wochenende beim Bundesliga-Spiel der Eintracht mit dem Team. War es das erste Fußballspiel was du gesehen hast?
Nein, es war mein Zweites. In meiner Zeit in Vechta waren wir bei einem Spiel von Werder Bremen. Aber das war nichts zu dem, was ich am Wochenende gesehen habe. Es war unglaublich. 46000 Menschen, davon haben 30000 die ganze Zeit gesungen und Fahnen geschwenkt.
Kommen wir zum Basketball. Du hast dich früh entschieden nach Frankfurt zu kommen. Was war der Grund dafür?
Erstens wollte ich in der BBL bleiben. Zweitens verfolge ich Coach Herbert seit ich in der Pro B bin. Ich bin sehr vertraut mit dem was er tut und wie sein Team spielt. Ich habe meine eigenen Recherchen angestellt über seine ehemaligen Spieler und habe nur Gutes gehört.
Mit wem hast Du gesprochen?
Mit Jacob Burtschi. Ich habe schon im College gegen ihn gespielt. Und ich habe mit Grayson Moyer geredet, er ist einer meiner Jungs aus San Diego. Er hatte auch eine Menge guter Dinge, über den Coach zu sagen.
Wie würdest du dich als Point-Guard beschreiben?
Ich bin ein „pass-first-point-guard“, und ich mag es wirklich Verteidigung zu spielen. Ich bin taff und furchtlos. Ich weiß nicht, was andere über mich denken…
…ich würde noch hinzufügen: Balldieb
Ja ein bisschen (grinst). Ich spiele das Spiel einfach mit einer Menge Leidenschaft und Liebe. Ich mag es nicht zu verlieren, und ich tue alles was nötig ist, um zu gewinnen.
Wie bekommt man ein guter Stealer?
Zuvorderst ist es wichtig, defensiv zu spielen und sich reinzuhängen. Das andere ist Antizipation, immer einen Schritt weiter sein, als die Offensive. Diese Instinkte kommen einfach davon, ein Point-Guard zu sein. Wenn Du darauf achtest, meistens sind die Point-Guards die Leader in der Steal-Statistik, denn du musst in der Offensive antizipieren, wo der Pass hinkommen muss. Das gleiche gilt für die Defensive.
Wann hast Du mit dem Basketball angefangen?
Ich habe mit acht Jahren angefangen. Meine Mutter war mein erster Coach. Ich habe in einer „Community-Recreation-League“ gespielt. Ich habe als Shooting-Guard gespielt, weil mein Bruder den Point-Guard gespielt hat. Erst in meinem Senior-Jahr in der High-School bin ich auf die Eins gewechselt, um besser auf mich aufmerksam zu machen, um rekrutiert zu werden. Denn niemand schaut nach einem 1,72 Meter bis 1,78 Meter großen Shooting-Guard (grinst). Es sind nicht so viele Allen Iversons unterwegs. Seitdem spiele ich als Point-Guard.
Ich habe gelesen, dass Du nach dem College-Jahr in die Sommerschule gegangen bist, um deinen Abschluss zu machen, weil Du es deinem Coach versprochen hattest. Kannst Du mal darüber erzählen?
Jeder im College hat die Bestrebung, in die NBA zu kommen. Als ich die Chance bekam, diesem Traum nachzugehen, habe ich unglücklicherweise die Schule vernachlässigt. Ich musste ein paar Fächer nachholen. Ich habe mich mit meinen Eltern und Coach Steve Fisher hingesetzt. Uns war es wichtig, dass ich die Schule beende. Deswegen bin ich im Sommer geblieben und habe meinen Bachelor-Abschluss in Sozialwissenschaften gemacht.
Wie ging es dann für dich weiter?
Sofort nach meinem Abschluss im Sommer 2009 war der Markt geschlossen. Ich hatte das Glück, im Januar in Island bei FSU Selfoss zu spielen. Das Team war nicht gut, wir waren Letzter. Individuell habe ich gut gespielt, aber das hat niemanden interessiert. Ich habe danach kein Angebot bekommen, also bin ich zurück nach San Diego in die ABA, um dort 2010/2011 semiprofessionell zu spielen. Ich hatte Erfolg und das Glück in Europa, in der Pro B in Hannover, einen Job zu bekommen. So hat meine Karriere ihren Verlauf genommen.
Wie kam der Kontakt zu Hannover zustande?
Mein ABA-Coach Zack Jones kommt jedes Jahr nach Deutschland und organisiert Basketball-Camps mit Michael May, der zu diesem Zeitpunkt der Coach von Hannover war. Coach Jones hat mich empfohlen und für mich gebürgt, sodass Coach May mich unter Vertrag genommen hat.
Anschließend hast Du Schritt für Schritt deine Karriere bis in die erste Liga gemacht. Wie war das für Dich?
Ich wusste, dass es ein Prozess werden würde, auch wenn er härter geworden ist, als ich gedacht hätte. Ich hatte eine Menge Erfolg in der Pro B, wir waren Erster konnten aber nicht aufsteigen. Ich habe nicht das Interesse bekommen, was ich mir erhofft hatte nach meiner Saison. Aber Coach Elzie (Patrick Elzie, Cheftrainer von Rasta Vechta, Anm. d. Red.) hat mich vom ersten Moment an geliebt. Wir hatten ein Trainingsspiel gegen Vechta in der Vorbereitung und Coach Elzie hat mich zur Seite genommen und gesagt: ‚Was machst du hier in der Pro B? Du bist gut.‘ Ich dachte im ersten Moment, dass er sowas zu allen sagt. Doch ein paar Tage nachdem die Wechselperiode in der Pro B gestartet ist, hat er mich angerufen und mich unter Vertrag genommen. Er hat zu mir gesagt: ‚Wir wollen in die erste Liga und du kommst mit mir‘. Und so ist es gekommen.
Ist das der Grund warum Du nach dem Aufstieg im Vechta geblieben bist?
Ja, so ist es.
Willst Du es jetzt allen zeigen, dass du auch bei einem Team wie Frankfurt gut spielen kannst, das größere Ambitionen als Vechta hat?
Ich spiele definitiv mit einem ‚Chip auf meiner Schulter‘ (Redensart für gereizt sein, etwas mit sich herumtragen, was einen geärgert hat, Anm. d. Red.), weil, wenn du auf das Papier schaust denken viele: was ist so besonders an ihm? Er ist ein 1,78 Meter groß, wiegt 75 Kilo. Und dann siehst du mich spielen und denkst immer noch: Er ist nicht athletisch, aber er schafft es irgendwie. Er ist schnell, er ist ein O.k.-Shooter. Ich weiß nicht was Coaches in mir sehen, aber ich schaffe es den Job zu erledigen.
Wie fühlt es sich an, einer der Ältesten im Team zu sein?
Das ist das erste Mal für mich (grinst). Ich habe angefangen mich alt zu fühlen, als ich meine Mitspieler gefragt habe, wie alt sie sind. Viele gehen noch zur Schule und ich habe mein zehnjähriges High-School-Treffen im kommenden Jahr. Ich vergesse niemals, wo ich herkomme. Es hat mich viel Arbeit und Geduld gekostet hierher zu kommen. Diese Erfahrungen machen mich sehr dankbar.
Was erwartet Gordon Herbert von dir?
Wir haben noch nicht so viel gesprochen, aber er will von mir, dass ich penetriere und den Ball kicke, denn wir haben einige gute Werfer im Team. Wir haben noch keinen vollen Kader und so kann man noch nicht sagen, wie die Rollen im Detail sein werden. Ich kann der Scorer sein, ich kann der Setup-Typ sein, das muss sich noch zeigen. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie anders sein wird, als in Vechta.
Da warst Du ja der go-to-guy…
… Ich war Mr. Do-it-all. (grinst).
Kennst du einige deiner neuen Mitspieler von früher?
Ja ich habe in der Pro B gegen Konsti gespielt, als er in Gotha war. Und auch gegen Johannes, als wir in den Playoffs mit Hannover gegen Breitengüßbach gespielt haben. Und natürlich habe ich viel von Tez Robertson gesehen.
In Frankfurt wird viel Wert auf Defensive gelegt. Kommt dir das entgegen?
Ja, ich war schon immer ein Spieler, der gerne verteidigt. Ich nehme meine direkten Duelle persönlich. Wenn ich 30 Punkte mache, will ich nicht, dass du auch 30 machst. Das ist eine Frage des Stolzes.
Hat deine Rückennummer, die 33, eine besondere Bedeutung für dich?
Meine Lieblingsnummer ist 3, aber die kann ich in der BBL nicht tragen. Der Lieblingsspieler meiner Kindheit war Allen Iverson. Ich habe nicht das Stützband am linken Arm, aber dafür den Sleeve (Ärmel) am rechten Arm.
Macht einen sehr smarten, fokussierten und „ernsthaften“ Eindruck, der Junge! Weiß sich offensichtlich gut selbst einzuschätzen. Er könnte wirklich geeignet sein, eine tragende Rolle zu übernehmen und gleichzeitig Konsti Klein ein wenig „anzuleiten“, ohne auf dem Ego-Trip zu wandeln (ala Dawan Robinson).
Klingt doch ganz hübsch.
also lassen wir uns Mal überraschen wie er sich so gibt. :-)