Fr 04.01.13 15:30
„Ich muss mich immer noch an den Wechsel von der Vier auf die Fünf gewöhnen“
Zachery Peacock ist mit 14,7 Punkten im Schnitt der beste Schütze der Skyliners. Ein Spiel hat er in dieser Saison aufgrund einer Sprunggelenksverletzung verpasst, ansonsten steht der gelernte Power-Forward in der Starting-Five immer als Center auf dem Parkett. Vor dem Interview am Donnerstag, hat er mit Co-Trainer Klaus Perwas ein 45-minütiges Individualtraining absolviert. Der in Miami geborenene 2,03 Meter große und 107 Kilogramm schwere Peacock trainiert meistens zwei Mal die Woche indivuell, um sich zu verbessern. Im Interview spricht der studierte Business-Manager (Bachelor) über seine Rückkehr nach Gießen, seine Rolle als Center, seine Stärken und Schwächen und über Piranhas.
Zack, deine erste Profistation war in Gießen. Mit welchen Gefühlen kehrst du am Samstag zurück?
Es ist eine bittersüße Situation. Es ist ein wenig emotional zu meiner ersten Station zurückzukehren. Aber ich freue mich auch darauf und hoffe wir können gewinnen.
In Gießen spielt ihr als Vorletzter gegen den Letzten. Was erwartest du für ein Spiel?
Es wird ein toughes Spiel. Beide Teams werden um ihr Leben kämpfen.
Ihr habt sehr viele knappe Partien in dieser Saison verloren. Was hat euch in diesem Spielen gefehlt?
Es hat nur damit etwas zu tun, die Spiele zu Ende zu bringen. Es gibt kein spezifischen Punkt, den man ausdeuten und sagen kann: Das haben wir immer falsch gemacht. Es ist eine Fähigkeit Spiele zu Ende zu bringen und das Spiel dahinzubringen, dass man es gewinnen kann. Wir müssen härter denken und uns besser konzentrieren.
Hat es auch mit der fehlenden Erfahrung des jungen Teams zu tun?
Wenn man pingelig wäre, könnte man es darauf schieben. Aber die Spiele waren immer sehr knapp und wenn wir die Spiele mit den jungen Spielern gewonnen hätten, was würde man dann sagen? Erfahrung hilft zwar, aber wir müssen mit dem Arbeiten was wir haben.
Im Spiel gegen die Bayern hattet ihr zu Beginn die Chance, hattet aber zu viele Ballverluste und habt zu viele offensive Rebounds zugelassen…
… vor allem die second-chance-points und die offensiven Rebounds haben uns weh getan. Das Spiel ist jetzt aber in der Vergangenheit und wir können es nicht nochmal spielen.
Lass uns über deine Saison sprechen. Du bist der Topscorer und spielst hier als Center. Wie ist das für dich?
Es ist anders. Meine natürliche Position ist der Power-Forward. In der Offensive ist es ein Vorteil für uns, weil die langsameren Fünfer mich verteidigen müssen. Einer der Nachteile ist natürlich für mich in der Verteidigung gegen die großen Jungs. Ich denke, dass es in den meisten Fällen gut für uns läuft. Ich hoffe, ich kann sie weiter so müde spielen (grinst). Ich muss mich immer noch an den Wechsel von der Vier auf die Fünf gewöhnen.
Du wirst aber auch ganz schön müde, wenn du immer das Pick-and-roll so hoch verteidigen musst. Wie kommst du damit klar?
Es ist anstrengend und verlangt mir einiges ab. Dafür habe ich aber unterschrieben. Ich mag das.
Hast du so eine intensive Verteidigung schon mal gespielt?
Das Pick-and-roll mit dem Fallenstellen, habe ich seit dem College nicht mehr gespielt.
Fehlt dir dann nicht manchmal die nötige Frische bei deinen Würfen in der Offensive?
Ja, die Müdigkeit hat schon einen Effekt auf das offensive Spiel, aber ich gebe mein bestes, um es durchzuziehen, meine Würfe zu nehmen und sie zu treffen.
Ich habe das Gefühl, dass du es manchmal zu sehr erzwingst, wenn du mehrere Würfe hintereinander nimmst und nicht triffst?
Das stimmt. Manchmal versuche ich es zu erzwingen. Ich bin nicht perfekt, ich nehme nicht immer nur gute Würfe. Es ist immer noch ein Lernprozess. Ich bin noch nicht der gute Spieler, der ich sein kann.
Was sind das für Dinge, die du noch verbessern kannst?
Das ganze physische Spiel. Außerdem muss ich mein Ballhandling, das richtige Passpiel, wenn ich unter dem Korb stehe und das Aufposten verbessern. Viel wichtiger ist aber die mentale Seite: das Spiel lesen und konzentriert agieren. Nicht battlen, wenn ich es nicht muss. Einfach smarter sein, keine dummen Fouls, sondern richtige Fouls zu machen.
Du hast auch einige Probleme mit deinen Rebounds (holt nur 3,9 Rebounds), wenn es gegen „big guys“, wie Kenneth Frease oder Jared Homan geht. Wie ist es für dich gegen diese Spieler zu spielen?
Sich mit den Spielern von München zu messen, raubt dir so viel Kraft sie auszuboxen und auf der anderen Seite gegen sie in der Offensive zu spielen. Ich hab das erste Mal so eine Erfahrung gemacht. Und Rebounds gegen diese Spieler zu holen, ist wirklich schwer. Ich hatte nur zwei Rebounds gegen sie. Das gehört alles zum Basketball. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich am liebsten nicht mehr solche match-ups haben (grinst).
Gegen Gießen wirst du auf Elvir Ovcina treffen. Kennst du seinen Spielstil?
Ja, in meinem ersten Jahr habe ich mit ihm zusammengespielt. Er ist ein begabter big-man, der den Ball schießen kann…
…und er hat angefangen Dreier zu werfen…
… das habe ich gehört. Das wird eine Herausforderung für mich ihn an der Dreierlinie zu verteidigen. Ich denke, es ist ein Vorteil für mich ihn so hoch zu verteidigen. Wenn er das so spielt, ist es leichter für mich.
Lass uns über das Team sprechen. Es ist ein fast komplett anderes Team, als im vergangenen Jahr. Wie kommst du mit deinen Mitspielern zurecht?
Das klappt wirklich super. Es sind alles gute Typen. In einigen Trainingseinheiten kommt es schon mal vor, dass es hitzig wird. Das ist aber ein gutes Zeichen, andernfalls würde es zeigen, dass wir nicht hart genug trainieren.
Spielst du im Training die meiste Zeit gegen Marius und Big Joe?
Das haben wir gewechselt. Letzte Woche habe ich mit Marius zusammen gespielt. Dadurch machen sie es jetzt noch tougher für mich. Das bringt mich aber weiter.
Was machst du im Individualtraining?
Ich werfe viel oder arbeite am low-post mit Coach Klaus. Werfe Dreier. Es ist eigentlich ein Allroundtraining.
Was machst du außerhalb des Basketball-Feldes hier in Frankfurt?
Ich schaue TV und versuche zu relaxen. Die Trainingseinheiten und die Individualtrainingseinheiten rauben meinem Körper viel Kraft.
Und die meiste Zeit hängst du wahrscheinlich mit den Jungs rum?
Wir spielen ab und zu Karten…
…was spielt ihr da?
Spades.
Ah ja. Das mag ich auch. Und ansonsten spielt ihr wahrscheinlich Playstation?
Die Jungs ja, aber ich nicht. (grinst) Ich schaue ihnen zwar zu, kann ich damit nichts anfangen. (ahmt die Steuerung mit einem Controller nach). Ich bin der realitätsbezogene Mensch und will selbst Einfluss auf das Spiel haben. Wenn ich einen Fehler mache kann ich ihn korrigieren, aber in solchen Spielen ist es tricky.
Hast du dir schon die Stadt angeschaut?
In den ersten Tagen in denen ich hier war, habe ich sehr viel sight-seeing gemacht. Ich bin raus und habe dann versucht den Weg wieder zu meinem zu Hause zu finden (grinst). Ich hab das jetzt hinter mir und brauche kein GPS mehr, weil ich meine Umgebung kenne. Wenn mir langweilig ist, gehe ich gerne in den Tierladen hier im Zentrum. Die haben ein paar coole Fische: sogar Piranhas. Ich mag es ihnen zuzuschauen, wenn sie gefüttert werden. Solche Sachen sieht man normalerweise nur im TV.
Kannst du dir vorstellen auch ein Aquarium mit Piranhas zu kaufen?
Piranhas? Ich würde das gerne tun. Wenn ich mir ein Haus kaufe, dann vielleicht. Aber wenn ich Kinder habe, könnte das gefährlich werden. Also muss ich das überdenken (grinst).
Im Interview mit Skyliners-Sprecher Thomas Nawrath habe ich gelesen, dass du ein sehr religiöser Mensch bist. Wie wichtig ist dir das?
Religion ist das Wichtigste in meinem Leben. Ohne Religion würde ich nicht hier sein. Und ich versuche mich dafür jeden Tag zu verbessern.
Dion ist auch sehr religiös. Sprecht ihr beide über religiöse Themen?
Ja das machen wir ab und zu. Auch mit den anderen Spielern vom Team. In jedem Team hatte ich Mitspieler, mit denen ich darüber gesprochen habe. Wir haben unsere Meinungen ausgetauscht und respektieren uns am Ende des Tages.
Du kommst aus Miami, wohnst aber in Atlanta. Für wen bist du? Die Heat oder die Hawks?
Definitiv die Heat. Ich bin ein „hometown-fan“. Mein zweites Team wären die Hawks, aber an den Heat führt kein Weg vorbei.
Und wie stehen die Chancen in diesem Jahr für die Heat?
Gut. Wir werden dieses Jahr und in den kommenden drei, vier Jahren den Titel gewinnen.