Sa 04.02.12 09:12
„Ich habe zu viele mentale Spiele mit mir selbst gespielt“
Jacob Burtschi spricht im Interview über seine Zeit bei der Air-Force über die letzten Spiele und warum er selbst noch nicht so richtig ins Rollen gekommen ist. Das soll sich ab dem Spiel gegen Ludwigsburg ändern. Der 27-Jährige spielt im Schnitt 27:53 Minuten und macht dabei 6,3 Punkte. Seine Dreierquote liegt 28,6 Prozent.
Jacob, wie hast du deine freien Tage verbracht?
Ich war in Oklahoma. Es war gut eine mentale Pause vom Basketball zu haben und bei der Familie zu sein. Meine Batterie ist wieder aufgeladen.
Und dann war am Samstag das große Spiel gegen die Pascal Roller-Allstars.
Ja ein großes Spiel. Es hat Spaß gemacht und es war eine gute Atmosphäre.
Lass uns über das letzte Spiel gegen Gießen sprechen, das für euch sehr enttäuschend war. Wie hart war die Niederlage?
Es war schon hart. Gießen hat sich den Hintern aufgerissen und gut geworfen. Wir hatten es einfach diesen Abend nicht. Wir haben uns zurückgekämpft, es war knapp. Am Ende hatten sie aber mehr im Tank, als wir und uns ausgespielt.
Du hattest auch einen kleinen Zwist mit Jermaero. Er hat dich weggeschubst…
…Im Basketball kommt es vor, dass sich die Gemüter erhitzen. Wir waren am verlieren und waren dann auch mal lauter, der eine hat was falsch verstanden und so hatten wir einen kleinen Zwist. Nach dem Spiel haben wir das aber aus der Welt geschafft.
Wie würdest du die Teamchemie im Team generell beschreiben?
Sie ist gut und wird von Tag zu Tag besser. Devin kam vor ein paar Wochen und vor ihm ich. Im Training haben wir eine Menge gemixt, um ein Gefühl füreinander in unserem Spiel zu bekommen. In den letzten Wochen haben wir fünf der letzten sieben Spiele gewonnen und die Dinge in eine andere Richtung wenden können.
Was war der Schlüssel, für diesen Umschwung?
Unsere Defensive war hervorragend, für die meiste Zeit. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Wir wussten, dass wir nicht so viele Punkte, wie einige andere Teams machen. Wir wussten aber auch, dass wenn wir die Spiele knapp halten würden, eine Chance haben zu gewinnen. Und zu unserem Glück, haben wir auch einige Siege einfahren können.
Als nächstes kommt Ludwigsburg, die ihr hier in Frankfurt besiegt habt. Trotzdem ein schweres Auswärtsspiel?
Das wird es. Sie haben gerade zwei neue Spieler bekommen. Sie sind jetzt in einer Situation, wo ihnen eine Niederlage richtig wehtun würde, doch ein Sieg könnte sie näher an uns heranbringen. Ludwigsburg wird ein schwieriges Auswärtsspiel. Doch wir sind auswärts stärker (lacht), das ist positiv für uns.
Du bist selbst als guter Distanzschütze hierhergekommen, konntest es aber bislang noch nicht so zeigen, wie in Hagen.
Nein, ich tue mich derzeit definitiv schwer meinen Wurf zu finden. Aber weißt du was lustig ist, ich dachte ich hätte meinen Wurf im letzten Jahr verloren, nachdem ich den Dreipunktcontest gewonnen hatte. Jetzt da es einen neuen Champion gibt, ist der Fluch vielleicht besiegt (grinst). Vielleicht werde ich jetzt wieder besser werfen. Aber ernsthaft, wenn mein Selbstvertrauen wieder da ist, kommt das von alleine.
Manchmal sieht es so aus, als würdest du zögern zu werfen und passt stattdessen lieber.
Das ist wahr. Weil ich nicht so gut geworfen habe, habe ich versucht jemand anderen zu finden. Ich habe zu viele mentale Spiele mit mir selbst gespielt. Ich habe es zu schwierig gemacht und muss es einfacher machen.
Zu etwas anderem: Du bist mit 25 Jahren erst sehr spät Profi geworden, weil du in der Air-Force warst.
Ja, ich war drei Jahre im Militär. Es war schwer wieder in Form zu kommen, aber ich habe hart gearbeitet und Hagen hat mir eine Möglichkeit gegeben. Ich bin froh, dass ich meinen Traum weiterverfolgen kann.
Hast du in diesen drei Jahren Basketball gespielt?
Ich habe überall Basketball gespielt. In unserer Trainingshalle Pickup Basketball und im All-Air Force Team. Mit dem sind wir dann zwei Monate im Jahr im Land rumgereist.
Du hast gesagt, ein Traum ist wahr geworden, als du Profi geworden bist, war es aber auch ein Traum Air Force-Soldat zu werden.
Ja klar, ich bin stolz meinem Land gedient zu haben. Es war eine große Ehre. Ich fühle mich sehr gesegnet und glücklich.
Kannst du mir einen kleinen Eindruck geben, wie es auf der Akademie war?
Wir mussten um 6.30 Uhr aufstehen. Dann gab es Frühstück, Unterricht und am Nachmittag Training. Am Nachmittag hatten wir einen sogenannten ACQ – Academic Call of Quarters. Das heißt, wir haben von 19 bis 22 Uhr in unseren Zimmern gelernt und mussten dann ins Bett. Es war alles sehr strukturiert und uns wurde immer gesagt was zu tun ist. Es gab schließlich Konsequenzen, wenn man seinen Job nicht perfekt gemacht hat, da es um das Leben von Menschen ging. Ich hab einen Eindruck davon bekommen und das hat meine Augen geöffnet über das was so vor sich geht. Jetzt ist es aber wesentlich relaxter.
Das heißt du stehst nicht mehr um 6.30 Uhr auf?
Nein, ich stehe auf, wenn mein Körper dazu bereit ist (grinst).
Sprechen dich deine Mitspieler auf die Zeit bei der Air-Force an? Machen Sie vielleicht sogar Späße darüber?
Wir haben ein paar Mal drüber gesprochen. Sie wollten wissen, wie es auf der Akademie zugeht. Sie konnten sich das nicht vorstellen und haben zu mir gesagt: wie konntest du das durchhalten. Es war hart, aber ich hatte eine Menge Spaß mit den Leuten mit denen ich dort war.
Hattest du spezielle Aufgaben beim Militär?
In meinem ersten Jahr, war ich Assistant-Coach in der Vorbereitungsschule der Air Force. Ich habe, also meistens Kids im Alter von 18 Jahren, die noch nicht auf dem College waren, gecoacht. In den letzten beiden Jahren war ich der „Bravo Crew Commander“ eines Raketenabwehrgeschwaders. Ich kam mit einem guten Job-Titel. Wenn ich kam, war alles geregelt (grinst). Es war hart, weil ich im Rhythmus vier Tage Arbeit, vier Tage frei gearbeitet habe. Es waren sehr ernste vier Tage an denen ich gearbeitet habe.
Hat dir dein Beruf geholfen, auch auf dem Feld eine Führungspersönlichkeit zu sein?
Es hilft, ich hatte ein paar Leute unter mir, für die ich verantwortlich war. Aber ich bin nicht der Typ, der sagt: Mach dies oder mach das. Ich bin keiner der Leuten sagt, wie sie ihren Job zu tun haben. Das mache ich auch mit meinen Mitspielern nicht. Ich bin jemand, der ermutigt und versucht, wenn jemand gerade schlecht drauf ist, aufzumuntern. Gerade wenn wir gerade am verlieren sind. Aber meine Mitspieler machen das auch mit mir.
Wie bist du eigentlich zum Basketball gekommen?
Ich bin das jüngste von fünf Brüdern. Mein Vater ist ein High-School-Trainer seit mittlerweile über 40 Jahren. Alle meine Brüder haben mindestens ein paar Jahre Basketball gespielt. Man kann sagen, Basketball ist das Leben in meiner Familie. Ich spiele seit ich laufen kann.