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Mo 31.08.15 07:54

„Ich fand Doktor Müller-Wohlfahrt schon immer cool“

Johannes Richter stand in diesem Sommer so lange wie kein anderer Skyliners-Profi in der Trainingshalle im BCM. Das lag einerseits daran, dass die anderen deutschen Spieler bei der Nationalmannschaft weilten, andererseits, will der 21-Jährige in dieser Saison einen Schritt nach vorne machen und sich in die Rotation spielen. Im Interview spricht er über seine Ambitionen, sein Medizinstudium und über fehlende Sportangebote im TV.

Johannes, wie war dein Sommer? Geprägt vom Training?
Ich habe natürlich auch viel für die Uni gemacht, habe ein Praktikum absolviert und viel trainiert, um mich basketballerisch zu verbessern – vor allem im athletischen Bereich. Dort will ich stark werden und es so in die Rotation schaffen.

Was hast du im athletischen Bereich gemacht?
Die ersten Monate war ich viel im Kraftraum, um Grundkräftigkeit aufzubauen. Im ersten Schritt wollte ich viel arbeiten und am Ende war es dann mehr Ausdauer. Aber auch an meinem ersten Schritt und meiner Explosivität habe ich gearbeitet.

Wie viel Muskelmasse hast du zugelegt?
Ich habe jetzt wieder ein bisschen abgenommen, fas Fett wegbekommen (grinst). Ich war zwischenzeitlich bei 112 Kilogramm, da hatte ich gut was draufgepackt. Jetzt bin ich aber wieder bei 109. Das sind vier Kilogramm mehr als letzte Saison.

Gibt es ein Ziel, wie viel Kilo es sein sollen?
Da gibt es nicht die perfekte Zahl. Man muss sich wohl in seinem Körper fühlen. Wenn man sich mit 115 Kilo immer noch gut bewegen kann, dann ist es im post sicher vorteilhaft. Gleichzeitig fehlt einem dann die Grundexplosivität und im Spiel vielleicht die Ausdauer, wie bei jemandem, der zehn Kilo weniger wiegt.

Wenn du die vergangene Saison Revue passieren lässt, wie würdest du sie beschreiben?
Es war der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich habe zwischenzeitlich mal viel gespielt, bin für Verletzte eingesprungen. Da habe ich meine Sache, glaube ich, ganz gut gemacht. Jetzt gilt es den nächsten Schritt zu machen: Jedes Spiel zu spielen und meinen Input bringen.

In der Eurochallenge hast du ein paar gute Spiele hingelegt, hast zweistellig gepunktet und gut gereboundet. Wie ist es, wenn man danach wieder nur wenig Einsatzzeit bekommt oder gar nicht spielt?
Zwischen November und Ende Januar habe ich die komplette Zeit relativ konstant meine Minuten bekommen. Danach war es schon ein bisschen frustrierend wieder nur auf der Bank Platz zu nehmen, als Jacob verpflichtet wurde. Das ist das Leben eines Profisportlers. Ich bin noch jung und habe das als Motivation gesehen, den Sommer noch mehr zu machen, um diese Saison voll angreifen zu können.

Auf den großen Positionen wird es keine weitere Verpflichtung geben. Siehst du das auch als Zeichen, dass du deine Spielzeit bekommen wirst?
Mir wird die Chance gegeben und ich muss sie ergreifen. Wenn ich das nicht tue, dann kann auch Aaron wieder auf die Vier hinter Danilo wechseln. Da sind wir schon sehr variabel aufgestellt.

Wie bist du überhaupt zum Basketball gekommen? Wann hast du angefangen?
Ich habe sehr früh mit Schwimmen angefangen, Tischtennis gespielt und bin auch mal ein Jahr zum Fußball gekommen. Das war aber nicht unbedingt meine Stärke. Da hatte ich damals schon zu große Füße (grinst). Mit acht, neun bin ich zum Basketball gekommen – zur Minimannschaft im Verein meines Vaters. Da hatten wir einmal die Woche Training bis ich zwölf, 13 Jahre alt war. Dann bin ich zu den Franken Hexer gewechselt, da wurde das Ganze schon professioneller.

War es schon immer dein Ziel, Profi-Basketballer zu werden?
Das war damals noch in weiter Ferne. Mir hat es Spaß gemacht und ich bin am Ball geblieben. In dem Alter habe ich noch mehr Schwimmen trainiert, war sogar mal Vierter bei den Deutschen Meisterschaften über 50 Meter Freistil.

Dann hättest du da es ja auch dort weit bringen können.
Vielleicht, aber Schwimmen war nicht meine Sportart. Wir sind im Training fünf Kilometer durchgeschwommen. Wir haben zwar bisschen variiert, aber im Prinzip war es immer dasselbe. Da war Basketball schon abwechslungsreicher.

Du bist mit 16 in das Jugendprogramm nach Bamberg gewechselt. Wie lief das ab?
Ja, zuvor habe ich noch die U17-Weltmeisterschaft in Hamburg gespielt. Da bin ich kurzfristig noch reingerutscht. Das war ein Wahnsinns-Erlebnis. In der Zeit wurde ich von Bamberg kontaktiert und bin dann im Juli gewechselt.

Was konntest du aus der Zeit mitnehmen?
Ich habe fast eineinhalb Jahre mit der ersten Mannschaft trainiert. Die ganzen Rahmenbedingungen waren sehr professionell. Es standen wirklich eine Menge Trainer am Rand.

Von welchem Spieler hast du am meisten gelernt?
Ich habe sehr viel auf Pedrag Suput geschaut. Er war damals – fand ich – der beste Bundesligaspieler. Mit ihm habe ich ein halbes Jahr lang zusammen trainiert und er hat mich ganz schön in die Mangel genommen (grinst).

Inwiefern?
Vor allem im körperlichen Spiel. Er hatte ja seine 115 Kilogramm drauf.

Du bist dann vor zwei Jahren trotzdem nach Frankfurt gekommen. Was waren deine Beweggründe?
Ich war damals 19 und habe ein gutes Abitur geschrieben. Da stand auch die Frage noch im Raum: Schaffe ich es, Profibasketballer zu werden? Ich habe in Heidelberg dann einen Studienplatz in Medizin bekommen. Und wenn man so einen Platz einmal hat, sollte man ihn nicht wieder hergeben. Da war ich bereits mit den Skyliners in Kontakt und hatte ein gutes Gefühl, dort, den Profisport mit dem Studium gut zu verbinden. Das war auch in der Rückschau der richtige Schritt für mich, weil ich in Bamberg nicht zum Zug gekommen bin.

Was hattest du für ein Abi?
Ich hatte ein 1,5er Abi. Aber mir wurde etwas gutgeschrieben wegen der Nationalmannschaft und weil ich bei einem Mathematikwettbewerb ganz gut abgeschnitten hatte.

Wie bewertest du deine Anfangszeit in Frankfurt?
Mit wir ja nicht geplant worden, weil ich vor zwei Jahren mitten in der Saison kam. Im ersten Jahr habe ich gebraucht, um mich zu akklimatisieren mit der Uni und dem Sport. Mit Danilo und Joe hatte ich außerdem zwei starke Spieler vor mir, sodass ich wenig gespielt habe. Letzte Saison habe ich von Verletzungen profitiert und in diesem Jahr will ich kontinuierlich Spielzeit bekommen.

Lass uns über dein Studium reden: Wie läuft es?
Ich bin auf dem Campus am Universitätsklinikum in Frankfurt. Da gab es ein bisschen Hickhack beim Wechsel von Heidelberg nach Frankfurt, deswegen mache ich auch erst nächstes Jahr mein Physikum. Normalerweise macht man das nach vier Semestern, bei mir es zwei Semester länger dauern.

Wie kamst du auf das Fach Medizin?
Ich wollte schon immer Arzt werden. Ich möchte auch nach meiner aktiven Zeit etwas machen, was mit Profisport zu tun hat. Dann kann man entweder Trainer oder Manager machen. Ich fand aber schon immer Doktor Müller-Wohlfahrt (langjähriger Teamarzt des FC Bayern und aktueller Teamarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft) cool – seinen guten Ruf. Bislang habe ich ihn nicht persönlich kennengelernt. Auf so eine Richtung hätte ich Lust.

Teamarzt beim FC Bayern?
Nicht unbedingt beim FC Bayern, es gibt ja noch andere gute Fußballvereine in Deutschland (grinst).

Was ist dein Lieblingsverein?
Der „Club“ (1. FC Nürnberg). Da läuft es ja gerade nicht so gut. Jetzt haben sie noch den besten Spieler abgegeben, den Niklas Stark, der kommt aus meiner Heimatstadt. Mit ihm habe ich ab und zu mal was unternommen.

Wie lässt sich das Studium mit dem Sport vereinbaren?
Ich muss gestehen, ich gehe in keine Vorlesung. Ich besuche die Pflichttermine – das sind zwei bis vier in der Woche – und lerne dann sehr viel aus den Büchern. Bei Medizin gibt es wirklich gute Bücher, sodass das ganz gut funktioniert.

In welche Richtung soll es in der Medizin bei dir gehen?
Nach dem Allgemeinmedizinstudium werde ich meine Facharztausbildung machen – vermutlich innere Medizin oder Orthopädie.

Kommen wir nochmal zur aktuellen Situation. Wie geht man damit um, wenn so viele Spieler verletzt oder nicht da sind und das erste Testspiel abgesagt werden musste?
Das muss man ein bisschen relativieren. Natürlich klingt das nicht gut, wenn man nur vier Profis im Training hat. Es sind aber viele Kleinigkeiten. Max kommt bald zurück, Danilo ist bald im Training wieder voll dabei, Joe und Aaron sind bei der Nationalmannschaft und sind ja fit. Da braucht man ein, zwei Wochen, um sich einzuspielen und dann passt das. Es liegt ja auf der Hand, das noch zwei Guards integriert werden müssen, aber wann die kommen, muss man das Management fragen.

Für welche Sportarten interessiert du dich außerhalb des Basketballs noch?
Zum Leidwesen meiner Freundin für alle Sportarten (grinst). Ob es Leichtathletik ist, American Football, Handball, Schwimmen. Wenn die Sportreportage im TV ist, wird immer eingeschaltet.

Hast du auch Pay-TV?
Nein, ich finde das bisschen fragwürdig, wie das in Deutschland gehandhabt wird. Wenn ich sehe, was für Sportarten im europäischen Ausland gezeigt werden, sehe ich das sehr, sehr kritisch.

Wieso?
Als ich in Kroatien im Urlaub war, gab es ungefähr 20 Sportsender, wo man permanent Basketball- oder Fußballspiele sehen konnte. Ich frage mich, ob das in Deutschland auch nicht über Werbeeinnahmen machbar wäre. Wir haben hier keinen einzigen Sportsender, wo pausenlos Sport gezeigt wird – mit Ausnahme von Eurosport, wo aber sehr viel Tennis und Radsport gezeigt wird.

Es gibt ja jetzt immerhin Telekom-Basketball. Wie siehst du das?
Das war sicher der richtige Schritt, aber es immer noch nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Zehn Euro pro Monat klingen zwar erst mal wenig, aber wer bezahlt sie letztlich?

Wie siehst du generell die Wahrnehmung des Basketballs in der Öffentlichkeit?
Es ist sehr am wachsen. Das Problem ist, dass der Fußball eine Vormachtstellung hat. Der Basketball muss die Lücke kleiner machen. Eine Heim-EM ist da ein kleiner Schritt. Vergangene Saison war Alba Berlin im Top8 in der Euroleague. Der FC Bayern pumpt Geld rein. Die Etats der Vereine und die Zuschauerzahlen steigen. Das geht in die richtige Richtung.

Was ist bei der Basketball-EM für Deutschland möglich?
Ich habe ein Bracket ausgefüllt und getippt, dass Deutschland im Halbfinale gegen Spanien rausfällt. Europameister wird Serbien. Ist ein gewagter Tipp.

Ist es auch dein Ziel, mal in der Nationalmannschaft zu spielen?
Das ist natürlich ein Traum. Das wird sich zeigen. Es kommt stark drauf an, was für eine Saison man spielt. Der Fokus gilt aber dem Verein, der Rest ergibt sich von selbst.

 

 

 

 

 

 

 

8 Responses

  1. 1 # Frankie August 31 2015 @ 10:54

    Basketball ist sehr am wachsen, ok….

  2. 2 # Oldman August 31 2015 @ 12:36

    Einfach sympathisch der Junge … habe ihn mal im Aufzug der BCM kennen gelernt – sehr natürlich und nett. Ich hoffe er macht seinen Weg.

  3. 3 # Timur Tinç September 1 2015 @ 12:42

    Liebe Leute, es gibt jetzt auch die Nummerierungen der Kommentare!

  4. 4 # Brody September 1 2015 @ 15:23

    Herzlichen Dank Timur!

  5. 5 # Nichtsowichtig September 1 2015 @ 15:25

    Leider funktioniert die aber nicht so richtig, wenn man sieht, dass bei dem letzten Post mit 22 Beiträgen der erste Kommentar die Nummer 22 hat und von da an erst gezählt wird, müsste sich die Nummerierung ja bei jedem Post ändern…
    Während ich das hier schreibe hat Franie die 3, Oldman die 4 und Timur die 5, mal sehen wie es…

  6. 6 # Nichtsowichtig September 1 2015 @ 15:27

    …Jetzt ist:
    Brody hat sich noch dazwischen gequetscht und jetzt haben wir 5 Kommentare, Frankie 5, Oldman 6, Timur 7, Brody 8 und ich 9. Nur sobald ich das hier abschicke, ändert es sich ja eh zu 6-11, also da muss die Technik-Abteilung wohl leider noch mal dran, so hilft es niemandem!

  7. 7 # Timur Tinç September 1 2015 @ 15:29

    @Nichtsowichtig: Da hast du Recht. Das macht nicht so wirklich Sinn. Ich sag nochmal Bescheid.

  8. 8 # Timur Tinç September 2 2015 @ 9:40

    @All: Jetzt funktioniert die Nummerierung richtig.

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