Di 25.12.12 23:23
Es knirscht im Gebälk
In Tübingen haben sich die Skyliners von ihrer schlechtesten Seite gezeigt. Schlechte Verteidigung, viele Ballverluste (18) und keine Energie dem Spiel nochmal eine Wende zu geben. Nach 14 Spieltagen stehen die Hessen auf Tabellenplatz 18. Am Mittwoch treffen sie auf den BBC Bayreuth, der momentan mächtig strauchelt und ähnlich wie die Skyliners völlig von der Rolle ist. Wenn ich die Kommentare bei Schoenen-Dunk lese, sind beide Fanlager im Moment richtig enttäuscht von ihren Mannschaften und erwarten kein gutes Spiel.
Bei den Skyliners läuft derzeit so einiges schief. Einen Knacks im Selbstvertrauen hat mit Sicherheit die Niederlage in Oldenburg verursacht. Gegen Hagen wurde nicht nur die Mannschaft, sondern auch Trainer Muli Katzurin vom Rhythmus der Westfalen vollkommen überrascht. Sowas kann in einer Saison schon einmal passieren.
Schwerer zu erklären ist die Niederlage gegen Tübingen. Von der guten Verteidigungsleistung der Vorwochen war nicht viel zu sehen. Das lag wohl auch an der Umstellung im Training, die Johnathon Jones geschildert hat. Es wurde an der Abstimmung zwischen Neuzugang Dawan Robinson und Ted Scott gearbeitet. Katzurin hat keine andere Wahl, als seinem Testspieler so schnell wie möglich die plays beizubringen und ihn in das Team integrieren. Der Zeitpunkt ist jedoch schlecht. Hätte man vor der Saison einen gescheiten Point-Guard geholt, würde man nicht vor diesem Problem stehen. Wie sich das für die Teamchemie auswirken wird, wird spannend zu beobachten sein.
Daran hapert es derzeit auch. Marius Nolte ist zwar der unumstrittende Kapitän. Von den sechs US-Amerikanern fehlt aber einer der vorangeht. An Quantez Robertson können sich alle in der Verteidigung aufrichten, wenn er in Foulprobleme kommt, wird es problematisch. Ein großer Wortführer ist er ohnehin nicht. Dion Dowell hat viel zu große Schwankungen in seinem Spiel, fordert den Ball, wenn er es nicht soll, bricht aus den Systemen aus und foult zu viel. Ted Scott ist ein sehr angenehmer Typ im Gespräch. Sehr zuvorkommend, höflich, ruhig, auf dem Parkett mitunter übermotiviert und hitzig. In Bamberg hat er mit seinem technischen Foul den Skyliners die Chance auf einen Überraschungssieg gekostet, in Tübingen mit seinem Foul und den anschließenden Ballverlusten die Partie quasi alleine verloren. Er will zeigen, dass er ein Führungsspieler ist, dafür muss er solche unüberlegten Aktionen unterlassen. Zachery Peacock überzeugt auf dem Feld, ist aber nicht unbedingt der Typ, der die anderen zu Höchstleistungen anspornt. Devin Gibson und Johnathon Jones ohnehin nicht.
Gegen Bayreuth muss sich die Mannschaft wieder auf das besinnen was sie kann: verteidigen, pressen und Stopps erzwingen. Ich gehe davon aus, dass Robinson gegen Bayreuth auf dem Parkett stehen wird. Sonst hätte man ihn auch später holen können. Ob er mit seiner Erfahrung Ruhe in das Angriffsspiel bringen kann, werden wir sehen.
Bei einem bin ich mir in dieser Saison ganz sicher: es wird mit Sicherheit keine Aufholjagd, wie in der vergangenen Saison geben. Dafür ist die Qualität der Spieler einfach nicht gut genug. Es gibt kein Kampfschwein a la Jacob Burtschi. Kein Jermareo Davidson, der aus unmöglichsten Lagen Punkte macht, kein Jimmy McKinney, der in der Schlussphase den Ball kriegt und keine qualitativ guten Spieler, die von der Bank kommen, wie Johannes Herber und Tim Ohlbrecht – auch wenn sie nicht immer gute Leistungen gebracht haben.
„Ich muss mit dem zurechtkommen, was ich habe“, sagt Katzurin immer wieder. Der Israeli kann viel aus seinen Spielern rausholen. Wenn sie ihm bedingungslos folgen und das tun, was er von ihnen verlangt, gelingen auch so Siege wie gegen Ulm. Allerdings ist das in dieser Saison nicht oft geglückt. Verletzungen werfen die Trainingsplanungen von Katzurin über den Haufen, er kann nicht das einstudieren was er will. Der Mannschaft fehlt mit der kleinen Rotation die Kraft, die Frische und die nötige Qualität, um ein knappes Spiel am Ende für sich entscheiden zu können. Und bei Misserfolgen, das hat man auch in der vergangenen Saison gesehen, kann es auch zwischen dem Trainer und der Mannschaft zu Konflikten kommen. Je länger die Niederlagenserie geht, desto schwieriger wird es für Katzurin, die Mannschaft von seinem Konzept zu überzeugen.
Damit die Skyliners wieder erfolgreich sind, müssen die Spieler, ihr eigenes Ego unter den Erfolg der Mannschaft stellen und Katzurin auf Situationen, wie die Ballverlustorgie von Ted Scott besser reagieren. Eine Niederlage gegen Bayreuth würde die Skyliners, abgesehen von den insolventen Gießenern, die demnächst mit vier Punkten Abzug bestraft werden, zum Abstiegskandidaten Nummer eins machen.
In Tübingen hatte ich auch den Eindruck, dass so langsam auch die Kraft ausgeht, Gibson musste die erste Halbzeit auch schon durchspieln.
Am Ende fehlte sogar die Kraft und wahrscheinlich die Motivation ins Teamhuddle zu kommen, Marius musste fast jeden dazu hintragen.
Momentan sehe ich schwarz für die letzten beiden Spiele in diesem Jahr, das Team muss mal wieder auftanken können und braucht Entlastung.
Beides ist noch in weiter Ferne, doch das Team ist auch immer wieder für eine Überraschung gut!
@Timur: Super Zusammenfassung der Situation momentan! V.a. bei der Einschätzung der fehlenden Führungsspieler und der „Aufholjagd“, auf die man diese Saison nicht zu hoffen braucht, bin ich 100% bei Dir!
Aus den beiden Heimspielen gegen Bayreuth und Bayern MUSS mindestens ein Sieg her! Ansonsten wird man den Anschluss ans hintere Mittelfeld verlieren und den Rest der Saison im Tabellenkeller rumdümpeln.
Ich bin zuversichtlich, dass gegen Bayreuth was drin ist. Die haben selbst Riesenprobleme und wären ohne den guten Start jetzt da, wo die Skyliners stehen! Gegen Bayern dürfte eigentlich kein Kraut gewachsen sein. Pesic hat die Mannschaft schnell umgekrempelt und die laufen momentan super heiß mit 3 Spielen in Folge mit 100+ Punkten. Also ich setze meine Jetons auf einen Sieg HEUTE!