Fr 06.12.13 15:03
„Es ist das erste Mal für mich, auf der Bank zu sitzen“
Aziz N’Diaye war in vielerlei Hinsicht der „Man of the Match“ gegen Hagen. Zeit für mich, um mich mit dem 25 Jahre alten Center aus dem Senegal zu unterhalten. Im Interview spricht er über seinen Weg aus Afrika über die USA nach Europa. Über diesen Weg gibt es auch einen Dokumentarfilm namens „Elevate“. Den Film könnt ihr euch ansehen indem ihr über den Browser „Google Chrome“ in dessen Webstore den „Ip Changer“ runterladet und anschließend auf die Seite www.hulu.com geht und ihn euch dort anschaut. Für andere Browser, wie Firefox oder IExplorer könnt ihr auch das Programm Free Hide IP runterladen. Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Interview.
Aziz, wie hast Du nach dem Spiel gegen Hagen geschlafen?
Gut. Es war nicht anders, als nach anderen Spielen.
Also hast du dir keine Gedanken gemacht?
Ein bisschen schon. Ich habe eine Menge Nachrichten bekommen, die mich ermuntert haben, weiter hart zu arbeiten. Das hat mich motiviert. Ich bin einfach froh, dass wir als Team gewonnen haben.
39 Punkte kamen dabei von der Bank…
Ja. Kevin, JD und ich, sollen Energie von der Bank bringen. Und das haben wir gemacht.
Ihr hattet eine Menge Probleme zu Beginn der Saison, jetzt habt Ihr drei Siege in Folge. Wie siehst Du eure Entwicklung?
Jeder Start eines jungen Teams ist hart. Besonders wenn du viele verletzt hast. Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt ist unsere Teamchemie gut. Wir hängen auch abseits des Parketts zusammen rum. Es klickt, wir sind solide zusammen.
Auch für Dich ist es mit 25 Jahren deine erste Profi-Saison. Wie ist das Leben als Profi?
Ich gewöhne mich dran (grinst). Ich habe erst das College beendet. Ich bin immer noch am Lernen. Ich bin in einem neuen Land, muss mich an das Essen gewöhnen. Ich beschwere mich aber nicht. Das wird mit der Zeit.
Ich habe gelesen, dass Du bis zu deinem 12. Lebensjahr Fußball gespielt hast. Stimmt das?
Ja, ich bin damit aufgewachsen. Es ist wie hier, jeder spielt Fußball. Als ich größer, als meine Freunde wurde, habe ich angefangen Basketball zu spielen.
Auf welcher Position hast Du gespielt und hattest Du ein Vorbild?
Ich habe im Mittelfeld und später im Tor gespielt. Ich war Fan von Manchester United, als David Beckham dort gespielt hat. Ich habe als Kind sogar geweint, wenn sie mal ein Champions League-Spiel verloren haben (grinst). Ich habe aber den Kontakt zum Fußball verloren, als ich mit Basketball angefangen habe.
Wo hast du im Senegal Basketball gespielt?
Ich war bei reisenden Basketball-Camps und bei Camps in Südafrika. Ich war auf der Seeds-Academy, (ein Basketball-Programm in Senegal) und bekam ein Stipendium, um einen High-School-Abschluss in den USA zu erwerben. Ich war dann ein Jahr in Chicago, habe meinen Abschluss gemacht und bin für zwei Jahre nach Idaho ans College und dann für drei Jahre zur Universität in Washington. Ich war an vielen Orten und bin sehr dankbar für diese Lebenserfahrungen.
Deinen Weg sowie drei deiner Freunde als Basketballspieler gibt es als Dokumentarfilm (Elevate). Wann haben die Filmemacher angefangen, euch zu filmen?
Es hat 2006 angefangen. Da war ich im Camp in Berlin. Ab dann haben sie unseren Weg verfolgt, als ich nach Hause bin und von dort in die USA. Meine Mutter wollte, dass ich meine Schule zu Ende mache, deswegen bin ich in die USA und bin ein älterer Rookie (grinst).
Die Eingewöhnung in den USA war sicher schwer?
Ja, ich habe damals auch nicht so gut Englisch gesprochen. Mit der Zeit habe ich Freunde gewonnen und dann war es einfacher.
Und Deine drei Freunde aus der Seeds-Academy, waren die auch an der gleichen Schule?
Nein, wir waren an anderen Schulen. Assane Sene zum Beispiel ist in Connecticut gelandet. Wir haben viel telefoniert.
Musstet ihr mit vielen Vorurteilen kämpfen an der Schule?
Oh ja, es gab viele Stereotypen mit denen ich konfrontiert war. Wenn man anders aussieht und woanders herkommt, ist das nun mal so. Wenn du aber mit ihnen in ihrer Sprache und respektvoll redest, merken sie das du nicht dumm bist.
Was hast du am meisten aus dem Senegal vermisst?
Es gibt kein Platz, wie zu Hause. Je länger du weg bist, desto mehr vermisst du auch das Essen, vor allem Reis mit Fisch und unseren Tee. Dank der Technologie, kann ich viel mit meiner Familie und Freunde skypen.
Wie war das Basketball-Training in den USA für dich?
Ich habe mich immer mehr in das Spiel verliebt. Jeden Tag konnte ich etwas neues von den Trainern lernen und mich verbessern. Es hat Spaß gemacht, die vielen Orte zu sehen. Es war toll, wenn deine Freunde in die Halle kamen und wir nachher zusammen im Unterricht saßen.
Wie hast du dir einen festen Platz im Team erspielt?
Die Leute kennen einen nicht, solange man sich nicht zeigt. Als ich nach Washington kam, hatten sie ein gutes Team, war nicht klar, wie ich reinpassen würde. Sie haben gedacht, dass ich bei ihrem Spielstil – sie sind rauf und runter gerannt – nicht mithalten kann. Aber ich bin ein guter Läufer. Gleichzeitig hatte ich gute Spiele von der Bank, dadurch habe ich das Vertrauen der Coaches bekommen.
Ich habe gelesen, dass Du die Meile (1600 Meter) in 5:30 Minuten gelaufen bist.
Ja. Das war ein Schock für alle (grinst). Die Leute dachten, ich wäre langsam. Als ich dann einige der Guards im Lauf besiegt habe, haben sie gestaunt. In all den drei Jahren in Washington war ich immer einer der Top-Finisher bei dem Lauf. Man muss sich einfach nur zeigen.
War es dein Ziel nach dem College, nach Europa zu kommen?
Nein, ich wollte in die NBA. Ich bin zwei Monate nach Los Angeles gegangen und habe dort bei verschiedenen NBA-Teams trainiert: zweimal mit den Lakers und je einmal bei den Golden State Warriors, den LA Clippers und den Sacramento Kings. Ich bin aber nicht gedraftet worden. Das war aber nicht das Ende der Welt. Ich habe mit meinem Agenten entschieden nach Spanien zu gehen und einem Vertrag zu unterschreiben, aus dem mich ein anderes Team rauskaufen kann. So bin ich in Frankfurt gelandet.
Einige spanische Zeitungen hatten danach negativ über dich berichtet.
Ja, sie wollten mich behalten. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu dem Trainer und dem Präsidenten. Ich wollte aber höherklassig spielen und war nur zwei Wochen dort.
Wie war der Wechsel nach Frankfurt für dich? Gerade von der Kommunikation war es sicher einfacher, als in Spanien.
Mein spanisch ist gar nicht so schlecht (grinst). Die unterschiedlichen Lebensstile sind das Schwierige. Es ist nicht so einfach so viel zu reisen, gerade mit meiner Frau.
In den ersten Spielen hattest Du kaum Spielzeit bekommen. Wie war das für Dich?
Alles benötigt eine gewisse Eingewöhnung. Man muss durch Schwierigkeiten gehen, bevor man erfolgreich ist. So sehe ich das. Ich trainiere nicht, um für irgendjemanden, sondern für mich besser zu werden. Auf der Bank zu sitzen ist für mich kein Problem, denn ich bin ein guter Team-Kamerad. Ich mag meine Kollegen. Immer wenn ich eingewechselt werde, muss ich Energie bringen, in der Defensive arbeiten und einen Stopp machen. Und wenn wir mit einem Punkt gewinnen und es dieser eine Stopp war, dann ist das gut. Ich schaue nie auf den Boden und habe Mitleid mit mir. Wenn du hart arbeitest, dann wirst du dafür belohnt.
Als du wegen deines Visums in den Senegal musstest, warst du gerade dabei dich ein wenig zu verbessern. Danach bist du ein wenig in ein Loch gefallen.
Ja, ich musste mich darum kümmern, sonst hätte ich nicht spielen können. Ich bin stolz auf mein Team, das in der Zeit sehr gut gespielt hat. Die Saison ist wie ein Marathon, wir haben noch eine lange Reise vor uns.
Konsti hat etwas lustiges nach dem Spiel gegen Hagen gesagt. Du bist aus einem Käfig ausgebrochen. 16 Punkte, 13 Punkte und am Ende wäre es fast noch schief gegangen.
(lacht). Manchmal lernt man von der Bank mehr, als wenn man auf dem Parkett steht. Es ist das erste Mal für mich, auf der Bank zu sitzen und das Spiel von draußen zu sehen.
An was arbeitest du individuell am meisten?
Ich arbeite mit den Trainern vor allem unter Korb, am Scoring, post-moves, Freiwürfe und ich mache Extras im Gewichtraum. Die großen Spieler sind hier sehr physisch, ich will mich weiter stabilisieren.
Was machst du neben dem Parkett. Konntest du schon was von der Stadt sehen?
Um ehrlich zu sein, habe ich nicht viel gesehen. Ich koche auch ab und zu…
… Fisch mit Reis?
Nein (grinst). Das ist zu schwierig. Ich schaue Filme, spiele Videospiele oder schaue US-Serien oder die NBA.
Hast du ein Lieblingsteam in der NBA?
Eigentlich nicht, aber ich bin ein großer Fan von Kevin Garnett. Ich hoffe, er gewinnt eine weitere Meisterschaft. Die Brooklyn Nets schauen aber nicht gut aus derzeit.
Hast du deswegen die 55? Wegen der 5 von Garnett?
Ja, ich habe immer die 5 getragen. Obwohl Garnett jetzt die 2 genommen hat bei Brookyln. Ich bleibe bei der 5 (grinst).
Bist du eigentlich Muslim?
Ja das bin ich.
Wie ist es für dich deine Religion hier zu praktizieren und wie war es in den USA?
Hier ist es einfacher, vor allem mit den Gebeten. In den USA musste ich so früh aufstehen für das Training, dann ging es direkt ins Klassenzimmer und dann wieder zum Training. Abends musstest du ich Hausaufgaben machen. Hier brauche ich mich nicht, um die Schule zu sorgen. (grinst)
Bin sehr gespannt auf seine weitere Entwicklung!
Ich denke da geht noch was.
Es kann nur nach oben gehen also warten wir mal ab ob es weiter nach oben geht. Er ist da wo an ihn erwartet hat
16/13 ist das was man von ihm erwartet hat??? ;-)
Aziz hat im letzten Spiel immens überperformed – da sollte man sich nichts vormachen. Wenn er es schafft kontinuierlich bei 6/4 zu landen und ein paar Blocks einstreut ist das meiner Meinung nach in Ordnung und wäre ein großer Fortschritt.