So 02.10.11 05:00
Die Ziele der Liga – Wer steht am Ende wo?
Bamberg hat wenig überraschend den ersten Titel der Saison gewonnen. 86:66 hieß es am Ende gegen Braunschweig, die dem Doublesieger wenig entgegenzusetzen hatten. Wenige Stunden zuvor haben sich die Ligavertreter getroffen und ihren Verein und ihre Ziele vorgestellt. Ich habe ein wenig mitgeschrieben und euch aufgelistet, was die Klubs vorhaben. Was glaubt ihr? Wer steht am Ende wo?
Die Liga- und Klubverantwortlichen sind sich einig: „Es wird die beste Saison aller Zeiten.“ Ligapräsident Thomas Braumann eröffnete das Tip-Off Meeting am Samstagmittag in Bamberg mit durchweg optimistischem Blick auf die neue Saison. „Die öffentliche Breite hat sich verbessert“, sagte der 53-Jährige. Zum einen wegen Dirk Nowitzkis NBA-Titelgewinn mit den Dallas Mavericks, zum anderen mit dem Aufstieg des FC Bayern München. Im letzten Jahr hat sich die deutsche Liga mit einem neuen Rekord auf Platz zwei der Zuschauertabelle in Europa geschoben. „Ich bin mir sicher, wir werden dieses Jahr wieder einen neuen Zuschauerrekord brechen“, sagte Braumann. Die Liga sei darüber hinaus finanziell gesund und frei von Skandalen. Vernachlässigt wahrgenommen sieht Braumann die Leistungen der Klubs bezüglich der Nachwuchsarbeit. „Die Klubs arbeiten intensiv daran extrem gute deutsche Spieler rauszubringen.“ Darüber hinaus sei es neu, dass Trainerstipendien vergeben werden, um die Qualität der Nachwuchstrainer zu steigern. In der ersten Runde waren es zehn Stipendiaten. Darüber hinaus wurde ein Schulprojekt in Grundschulen gestartet, um noch mehr Kinder vom Basketball zu begeistern.
Die Ziele und Einschätzungen der Klubs zur Saison 2011/2012 – mal kürzer mal länger:
Frankfurt: Gunnar Wöbke, der geschäftsführende Gesellschafter sprach von einer „atemlos spannenden Saison“, im vergangenen Jahr – in jederlei Hinsicht. „Wir mussten alles umstellen“, sagte Wöbke im Hinblick auf den Umbruch, sei es Sponsor, Trainer oder Team. Viele richtige Schritte seien angeleiert worden, sagte Wöbke und nannte die Ausweitung des Programms: Basketball macht Schule. Das gehöre unmittelbar dazu, um die Rahmenbedingung zu stellen um sich dauerhaft unter den Top drei zu etablieren. „Wir wollen die Playoffs erreichen“, gab Wöbke das Ziel aus. Zur EM 2015 hofft Wöbke auch, dass die Multifunktionsarena komme. „Mit sechs deutschen Spieler, setzen wir die Quote von nächster Saison bereits um“, sagte Wöbke. Vier Spieler im Profiteam haben auch eine Pro-B Lizenz. Umgekehrt haben vier Spieler aus der Pro-B Mannschaft eine Doppellizenz. In der Pro B-Mannschaft spielen außerdem nur junge Spieler aus der Region.
Alba Berlin: Saisonvorbereitung war in China. Klub will Marketing weiter ausweiten. „Wir haben eine Strategische Kooperation mit Maccabi Tel Aviv und planen eine weitere mit Fenerbahçe Istanbul“, sagte Vizepräsident Henning Harnisch. Berlin habe ein enormes lokales Potenzial. Verein kann als Sozialakteur auftreten. Ziel: Es dem Favoriten (Bamberg) schwer machen. „Hört sich bisschen schräg an, ist aber so“, sagt Harnisch. Trainer Gordon Herbert steht dafür, dass maximale aus seinem Team rauszuholen.
Würzburg: Steffen Lieber (Hauptamtlicher Geschäftsführer) und Jochen Bähr (Gesellschafter und Geschäftsführer) sehen ihren neuen Trainer John Patrick als Glücksgriff und hoffen auf ihre Eigengewächse Christoph Henneberger und Maximilian Kleber.Ziel: Etablierung in der Liga und Projekt Multifunktionsarena. Falls die Arena bis zur Saison 2014/2015 nicht kommt, will sich Würzburg aus der BBL zurückziehen.
Bayern München: Geschäftsführer Thomas Oehler: „Die Vorbereitung lief ein bisschen holprig. Wir haben noch Sand in Getriebe.“ Das Vorbereitungsspiel in Bamberg habe er aus der Erinnerung gelöscht. Ziel: Erreichen des Playoff-Halbfinale. „Wir müssen uns in das Thema BBL reinschmecken.“
Bayreuth: Geschäftsführer Manfred Schöppner. „Sie irren sich wieder“ in Richtung der Einschätzung der Sportbild, die Bayreuth als Abstiegskandidaten sieht. „Wir haben ein Lehrjahr hinter uns“. Der Mix der Mannschaft war falsch. „Jetzt haben wir mehrere erfahrene BBL-Spieler im Team.“ Mannschaft erst seit letzter Woche Donnerstag komplett. Ziel in BBL bleiben
Gießen: Geschäftsführer Christoph Syring spricht vom „Jubiläum“, weil 46. BBL Jahr und das passe ja so gut zu den Gießen 46ers, dem Ligadino. Gießen konnte einen neuen Zuschauerrekord vergangene Saison vermelden und startet zum ersten Mal wieder mit Doppelspitze (Trainer, Sportdirektor). „Die Struktur ist jetzt völlig anders“, so Syring. Die vergangenen Jahre habe man auf College, Athletik und Talent gesetzt. „Das haben wir durch Erfahrung ersetzt. Wir haben keinen einzigen Rookie“. Syring erwartet erfolgreiche Saison. Für Klassenerhalt reichen11 Siege. „Schauen wir mal wie schnell es uns dieses Jahr gelingt.“
Ulm: Thomas Stoll, der geschäftsführende Gesellschafter der Ulmer rückte als einziger offen raus, wie groß der Etat seines Klubs ist. Von 1,7 Millionen auf drei Millionen sei dieser gesteigert worden. Allerdings ginge die Etaterhöhung zum großen Teil in die neue Halle. „Wir sind noch ein kleines Licht“, so Stoll. Zur Trainerentlassung in der vergangenen Saison: „Ich wurde jede Woche durchs Dorf getrieben“. Hofft das Ulm vor Ludwigsburg und Tübingen steht am Ende der Saison.
Bonn: Andreas Boettcher, sportliche Leiter zur vergangenen Saison: „Wir waren maßlos enttäuscht, restlos bedient.“ Trainer Michael Koch wurde wegen seiner Verdienste, dem erarbeiteten Kredit und seinem schlüssigen Konzept behalten. Sind jetzt weniger amerikanisch, stärker europäisch ausgerichtet. Das ewige Talent Chris Emsminger habe man „natürlich behalten.“ Ziel: „Klingt vielleicht arrogant aber Playoffs muss sein“, so Boettcher.
Tübingen: Geschäftsführer Robert Wintermantel. Sieben Ausländer musste sein Team abgeben, „leider auch an Ulm, was mir besonders wehtut“, sagte Wintermantel. Haben nun junges Team, viele sind 23, 24 und Rookies aus dem College. In der Vorbereitung gegen Pro A-Teams hoch gewonnen, gegen Ligakonkurrenz hoch verloren. „Ich hab trotz allem ein gutes Gefühl“, so Wintermantel
Hagen: Geschäftsführer Oliver Herkelmann, will vermehrt die Westfalenhalle nutzen, wenn entsprechend attraktive Partien anstehen. Ziel: So schnell wie möglich Klassenerhalt erreichen und die Großen ärgern.
Trier: Aufsichtsratsvorsitzender Ralph Moog. „Es gibt nicht viel Neues zu berichten und sind ganz froh drum.“ 100 Gesellschafter sichern nachhaltig den Verein. Setzen auf Nachwuchs, die andernorts keine Spielzeit hätten. Den Kern konnte man in die neue Saison, dank Zweijahresverträgen rüber retten. Nur vier neue Spieler.
Ludwigsburg: Erster Vorsitzender Alexander Reil: Zunächst mit kleiner Schelte gegen Ulm: „Wir sind interessiert an Fakten, anstatt Träumereien.“ Setzen auf längerfristige Projekte, das sei viel wichtiger. Sieben Spieler gehalten, davon vier Starter aus vergangener Saison. Einschätzungen von außen: „Vielleicht nicht gut genug für ganz oben, aber gut genug um nicht unten zu stehen. Unser Ziel ist Platz acht.“
Bremerhaven: Der Geschäftsführer Jan Rathjen eröffnete den Zuhörern, dass Bremerhaven gegen die Bayern in der Bremenarena vor 10000 Zuschauer spielen wird. Torrell Martin konnte gehalten werden, weil dieser sich die Hand gebrochen habe. Fünf bekannte BBL-Spieler seien geholt worden und ein Rookie. „Wir scheuenen das Risiko“, sagte Rathjen bezüglich seines Saisonziels. „Wir müssen nicht unbedingt in die Playoffs.“
Göttingen: Geschäftsführer Marc Franz sprach über die komplett neue sportliche Leitung. „Wir haben uns für die interne Lösung entschieden“, sagte Franz. Der Assistent Coach ist der neue Head-Coach, ein ehemaliger Spieler, der neue Assistent-Coach. Das Team hat ein komplett neues Gesicht bekommen. „Wollen dem ein oder anderen ein Bein stellen“, so Franz. Klassenerhalt ist das höchste Ziel. Neu auch der Umzug in neue Spielstätte. Ein starkes deutsches Gesicht mit langfristigen Verträgen.
Oldenburg: Kaufmännische Geschäftsführerin Regine Kulms sagte: „Wir mussten das Team nachhaltig umstellen.“ Auf nahezu allen Position. Rickey Paulding konnte in der fünften Saison gehalten werden. Neun Neuzugänge haben nichts mit der erstrebten Kontinuität zu tun. Langfristige Projekte: Weser-Ems Basketballakademie und eine dreijährige Trainerausbildung in Vollzeit – so ist schon der dritter Trainer ausgebildet worden. Ziel: norddeutsch zurückhaltend, aber Playoffs müssen „ohne Wenn und Aber erreicht werden.“
Braunschweig: Geschäftsführer Oliver Braun bedauert den Abgang seiner Topakteure Brandon Thomas und Marcus Goree. „Es gab eine gewisse Umstrukturierung“, so Braun, der ansonsten nicht viel zu erzählen hatte.
Quakenbrück: Der neue Geschäftsührer Alexander Meilwes, will in die Playoffs, für höhere Ziele fehlen ein paar Euro.
Bamberg: Geschäftsführer Wolfgang Heyder versicherte: „Wir wollen auch in dieser Saison deutscher Meister werden.“ Spannend zu beobachten werde die Kompensierung des Ausfalls von Spielmacher John Goldsberry sein. In der Euro-League herrsche keine Waffengleichheit was das Budget angeht. „Wir haben aber im letzten Jahr bewiesen, dass man auch mit weniger Budget bestehen kann“. Heyder verriet, dass er versuche einen Fernsehdeal mit der Euro-League und dem deutschen TV einzufädeln. Logen und Businessplätze seien fast ausverkauft. 4500 Dauerkarten sind weg. Einzig bei der Trainingshalle sei man noch Schlusslicht. „Das ist noch sehr fragmentarisch und wird sich hoffentlich nächstes Jahr verbessern“, so Heyder. Außerdem versuche man 18, 19-jährige Spieler besser an das Profisein heranzuführen. Die Aufgabe für die Zukunft werde sein: „Was ist noch steigerbar bei einer 70.000 Einwohner großen Stadt?“