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Mi 09.12.09 10:02

Bouzikou will nicht mehr

An Frankfurt denkt Daphne Bouzikou kaum noch. Die ehemalige Co-Trainerin des Basketball-Bundesligisten Skyliners hat mit diesem Kapitel so gut wie abgeschlossen. Zehn Jahre lang war die stets freundlich auftretende Frau mit den braunen, lockigen Haaren Sympathieträgerin, Identifikationsfigur, Aushängeschild der Frankfurter gewesen. Vor rund zwölf Monaten änderte sich das grundlegend:

Die Skyliners und Bouzikou überschütteten sich gegenseitig mit Vorwürfen. Es folgte ein Prozess vorm Arbeitsgericht um falsche Abrechnungen und geschlechtsspezifische Benachteiligung. Im Mai endete der Gerichtsstreit per Vergleich: Bouzikou kassierte eine Abfindung in Höhe von rund 30.000 Euro, darf aber – genau wie der Klub – nicht mehr über die damaligen Vorgänge reden.

Der Schnitt ist seitdem auf mehreren Ebenen erfolgt. Bouzikou, die sich vor einem Jahr arbeitslos meldete, hat im Juli ihre Wohnung im Frankfurter Westen aufgegeben und ist nach Köln gezogen. Das Ende der Fernbeziehung zu ihrem in der Domstadt lebenden Freund geht für die gebürtige Rheinländerin einher mit einer beruflichen Neuorientierung. Statt an der Seitenlinie als Übungsleiterin rumzuturnen, geht die Deutschgriechin unter die Psychologen. „Ich will mir ein zweites Standbein aufbauen“, sagt Bouzikou.

Der Schritt war länger geplant: Seit 2007 lässt sich die passionierte Motorradfahrerin in Wiesbaden zur Supervisorin ausbilden. Die Übertragung der in der freien Wirtschaft üblichen und als psychologisches Coaching umschriebenen Supervision auf den Sport passt in Bouzikous Profil. Ähnlich wie im Basketball, wo sie als weltweit einzige Trainerin im professionellen Männerbereich vermarktet wurde, würde die 39-Jährige als Supervisorin im Sport eine Vorreiterrolle einnehmen.

Biografie in Arbeit

Mit ihrer neuen Perspektive ist es Bouzikou sehr ernst. Erste Eckpfeiler hat sie bereits gesetzt. Ein halbes Jahr bevor ihre insgesamt drei Jahre währende Ausbildung im Frühjahr 2010 endet, sicherte sie sich die Domain sportsupervision.de. Mit ihrem alten Beruf hat sie abgeschlossen. Im Sommer gab es zwar noch das eine oder andere Angebot, das sie kurzfristig ins Wanken brachten, darunter ein Job als Cheftrainerin in Luxemburg. Mittlerweile ist sich Bouzikou aber sicher: „Mit dem Kapitel Trainerin ist es vorbei.“

Der Prozess gegen den einstigen Arbeitgeber war für den Entschluss einer von vielen Auslösern. Bouzikou will ihrem siebenjährigen Sohn Sinas kurzfristig keine weiteren Umzüge zumuten. Zudem nagte an ihr die Sorge, ewig ein vermarkteter Exot zu bleiben. In mehr als zehn Jahren als Co-Trainerin hat sich Bouzikou zwar einen Namen gemacht. Ein Angebot als Cheftrainerin in der Bundesliga gab es aber nie. Daphne Bouzikou gibt sich selbstkritisch: „Vielleicht war ich zu bescheiden. Vielleicht hätte ich auch viel mehr abseits des Trainings und der Arbeit mit den Spielern investieren müssen. Als Chef musst du deine Finger überall drin haben“, sagt sie.

Dieses Motto befolgt Bouzikou nun auf anderer Ebene: Neben ihrer Hoffnung, als Supervisorin durchzustarten, ist sie unter die Autoren gegangen und schreibt an ihrer Biografie. 50 Seiten am PC hat sie bereits getippt. Stoff für spannende Kapitel hat die ehrgeizige Migrantin nach zehn Jahren Arbeit als Frau in einer Männerdomäne genug.

One Response

  1. 1 # cwc Mai 24 2010 @ 21:18

    Sie war und ist immer sympathisch gewesen.
    Spätestens nach dem Weggang von Murat Didin bzw. die Art und Weise seiens Weggangs, muss man sich fragen, ob die Skyliners wirklich professionell geführt werden, oder ob es ein Matthias Ohms Teil 2 ist – also eine one man show.

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