Sa 21.05.16 20:39
Auf den längeren Atem kommt es an
Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, der fällt auch mal auf die Schnauze. So auch ich mit meiner Einschätzung, dass die Skyliners die Ulmer sweepen werden. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Schwaben mit ihrer dünnen Rotation den Skyliners so gefährlich werden können, schon gar nicht in Frankfurt. Klar haben sie gute Spieler wie Per Günther, Augustin Rubit und Raymar Morgan, aber sie haben vor allem eines besser gemacht als die Skyliners, sie haben intensiver und leidenschaftlicher gespielt. Eigentlich die Stärke der Hessen, genauso wie die Verteidigung. Doch beides war nicht so, wie wir alle das von den Skyliners gewohnt sind. So stand am Ende eine verdiente Niederlage nach Verlängerung.
„Vielleicht war es gut zu verlieren“, sagte Cheftrainer Gordon Herbert nach der Partie. Immerhin haben es die Skyliners in dieser Saison nach Niederlagen immer wieder geschafft, sich zu berappeln und daraus zu lernen. Obwohl ein Schuss vor dem Bug im ersten Playoff-Halbfinalspiel – und dann auch noch zu Hause – nicht das tollste ist.
„We took shortcuts on defense“, kritisierte Herbert. Die Rotationen haben oft nicht gestimmt, die Ulmer haben nach den switches in der defense ihre miss-matches ziemlich gut ausgenutzt. Vor allem Butler aus der Distanz und Rubit unter dem Brett konnten eigentlich machen was sie wollten. Und das Günther Dreier treffen kann, wissen wir auch nicht erst seit gestern, wobei da wieder ziemlich wilde Dinger dabei waren. „Wir hatten Fouls zu geben und haben nicht gefoult und dann haben wir wieder dumme Fouls gemacht“, bemängelte Herbert noch.
Vor allem das zweite Foul von Konstantin Klein war mir da in Erinnerung. Da hat er zunächst ein Foul nicht gepfiffen bekommen und dann aus Frust im Gegenzug gefoult und sein Gegenspieler durfte an die Linie. Da tobte sein Trainer aber an der Seitenlinie. Klein musste raus und kam nicht mehr zurück aufs Parkett. Herbert sagte zwar danach, dass er Scrubb habe spielen lassen, weil mit ihm der Ball besser bewegt wurde, aber das deutlichste Zeichen an Klein war, als er ganz zum Schluss Max Merz und nicht Klein aufs Parkett brachte. Der Point-Guard macht momentan einfach zu viel falsch, in der Offensive, als auch in der Defensive. Und wenn jemand keine Defense spielt, ist er bei Herbert schnell unten durch.
Ulm hat es geschafft, den Skyliners in der Offensive sehr, sehr viel wegzunehmen. Sie haben sehr hoch verteidigt und in der week-side (fast) immer nur Spieler stehen lassen, die jetzt nicht die besten Dreierquoten haben. Robertson (1/9) und Little (1/2), ganz selten Scrubb (3/5), der das gut ausnutze. Jordan Theodore traf ebenfalls nur 1/7, allerdings waren das meistens Dreier aus dem Dribbling. Aaron Doornekamp wurde praktisch immer Mann-gegen-Mann verteidigt, sodass er überhaupt keine Würfe (1/3 Dreier) bekommen hat. Normalerweise bringen die big-men der Skyliners die Offensive ins Rollen, das passierte aber nicht, sodass es von Anfang an eine ausgeglichene Partie war. Und die offenen Würfe, die vor allem Tez bekommen hat, gingen daneben. Dann haben es die Skyliners eigentlich nie geschafft stops zu kreieren. Sie sind überhaupt nicht in fast-breaks gekommen, ganze vier Pünktchen waren es am Ende. Ein echter Lauf kam so nie zustande. Die Ulmer auf der anderen Seite haben den Ball gut in die Zone bringen können und trafen letztlich 29 ihrer 33 Freiwürfe. Die Skyliners hatten nur 18 Freiwürfe – trafen davon 12.
Dabei hatten Morgan und Butler zu Beginn des Schlussviertels vier Fouls. Am Ende wurden aber nur Barthel und Little rausgefoult. „Es war schon bisschen merkwürdig, dass Ulm bis tief zur Mitte der Verlängerung nur zwei Teamfouls hatte“, sagte Johannes Voigtmann. Der Center war übrigens etwas erkältet und kam diesmal nur von der Bank. Eine gute Maßnahme von Herbert, den athletischeren Morrison gegen Morgan zu stellen. Den bekamen sie auch recht gut unter Kontrolle, aber gegen Rubit fanden die Skyliners einfach kein Mittel. Nochmal zurück zu den Fouls: Die Schiedsrichter haben mal wieder auf beiden Seiten ziemlichen Unsinn gepfiffen. Das erste T-Foul gegen Ferner war ein absoluter Witz. Diese taktischen Fouls machen alle Spieler. Dann hat Morgan in der Verlängerung einen Korb gemacht, wo zwingend ein and-one hätte gepfiffen werden müssen. Auf der anderen Seite ließen die Schiedsrichter wieder sehr viel laufen und hatte keine klare Linie.
In der crunch-time war es Jordan Theodore, der die Skyliners am Leben hielt, aber es in der Verlängerung zu weit trieb mit dem Eins-gegen-Eins-Spiel. Wenn er da ein, zwei gute plays für Scrubb oder einen der Großen eingestreut hätte, wäre die Partie vielleicht anders ausgegangen. Das Per Günther am Ende zwei wilde Dreier trifft, ist dann fast kaum zu verteidigen. Den einen hat er fast eineinhalb Meter hinter der Dreierlinie reingehauen.
Für die Serie wird trotzdem entscheidend sein, wer den längeren Atem hat, wie Johannes Voigtmann treffend formulierte. Klar setzen die Playoffs Kräfte frei, aber wenn die Skyliners wieder ihr intensives Spiel aufziehen können, sollten sie sich den Heimvorteil am Dienstag zurückholen. Ein Ausscheiden gegen die Ulmer wäre nach so einer tollen Saison schon eine Riesenenttäuschung.
Stimme voll und ganz zu bis auf die Aussage, dass Max Merz gespielt hat. Ich habe ihn nicht gesehen und laut bbl 0 min.
Ich bin immer noch optimistisch, das wir die Serie gewinnen.
Ich denke am Dienstag werden wir eine andere Mannschaft sehen.
Merz ist 5 Sekunden vor Schluss im letzten Angriff gekommen. War natürlich egal, aber trotzdem ein Zeichen an Klein, der in der 2. Halbzeit keine Minute gesehen hat.
Jetzt wird es hart. Ulm mit dem klaren Heimvorteil. Habe ein wenig Bammel vor dem Spiel, dass gewonnen werden muss!
Ich hoffe wir kommen zurück ! So richtig kann ich es leider nicht glauben. Ulm im absoluten FightMode!
Es ist erst vorbei, wenn die Opernlady gesungen hat! Kein Grund zum Schwarzmalen. :-)
Bin sonst absoluter Optimist und lasse mich gerne morgen überraschen – und noch alles Gute zum Geb. Mag!
Naja, Ulm hat verdient gewonnen und die Skyliners haben nicht ihr normales Spiel gespielt. Und trotzdem war es ein enges Spiel, das erst in der Verlängerung verloren wurde. Wenn die Skyliners ihre Defense wieder auf Normalniveau heben, kann das schnell anders aussehen. Klar, es muss erst mal in Ulm gewonnen werden.
Gibt es beim Basketball überhaupt unverdient gewonnen? Ich mein, hätten die Skyliners die Overtime für sich entschieden, dann wäre der Sieg unverdient?
@MünchenSkyliners: Das kommt wirklich ganz, ganz selten vor. Bei diesem Spiel kann man das gar nicht so genau beantworten. Die Skyliners haben ihre Würfe nicht getroffen, aber ansonsten 23 Assists verteilt, das Reboundduell gewonnen, eine normale Turnoverzahl gehabt. Es waren die berühmten Kleinigkeiten, auch wenn Gordon Herbert nach dem Spiel sagte: Ulm hatte es verdient.
Tja, schwierige Situation nun in dieser Serie. Andererseits ist soooo viel auch noch nicht passiert. Ich rechne morgen sehr stark mit einer Niederlage, sehe aber dennoch noch nicht komplett schwarz, was die Serie angeht.
Meine (optimistische!!) These: Wir verlieren morgen Spiel 2 relativ klar(-12), holen uns dann aber Spiel 3 (+6). Dann fahren wir nach Ulm, wo dann die Ulmer ein bisschen Druck haben werden und gewinnen dort nach erbittertem Play-Off-Kampf mit +4. Spiel 5 bleibt mit dem entsprechenden Rückenwind dann einigermaßen entspannt mit +8 in Frankfurt.
Ist alles sowas von „Glaskugel“… ! Allerdings ruft mir eine innere Stimme (Ommmmhhhh) zu, dass es ganz genau so kommt…:-) Die bisherige Saison der Skyliners wartet geradezu noch auf exakt solch einen Halbfinal-Verlauf:-)
Es ist mittlerweile müßig, über Formschwankungen, kleine Rotationen, fehlende Körner oder Wurfquoten zu grübeln. Spätestens ab jetzt zählt nur noch Vollgas und bei knappen Würfen ein bisschen mehr „in“-Glück als „out“-Pech. Und dann sehen was dabei rauskommt. Aber genau darum gibt’s ja in dieser GEILEN Sportart diese GEILEN Play-Offs.
Man gewinnt nur unverdient, wenn man klar durch Fehlentscheidungen der Schiedsrichter profitiert. Ansonsten ist ein Sieg NIE unverdient. Wie und warum man am Ende mehr Punkte auf dem Konto hat, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Beide haben die gleichen Voraussetzungen (außer bei der angesprochenen Schiri Sache) und daher die gleichen Möglichkeiten ein Spiel für sich zu entscheiden.
@Peter: Da hast du Recht. Ein entscheidender Korb durch die Schiris nicht gegeben, ein Foul nicht gepfiffen oder gepfiffen das keines war. Oder wenn sich Fehlentscheidungen zugunsten eines Teams summieren.
Hier übrigens der FR-Artikel von heute: http://www.fr-online.de/skyliners-frankfurt/skyliners-frankfurt-skyliners-wollen-sich-neu-beweisen,1473456,34273756,view,asFirstTeaser.html
Puls steigt – hoffe heute Abend auf eine deutliche Reaktion. Sie sollten auch Zeichen setzen um das Ulmer Selbstbewußtsein etwas zu stutzen ;-)
Bin auch sehr gespannt. Der Einsatz und das „gewinnen wollen“ wird entscheidend sein. Spannend auch zu sehen, was das Team aus dem ersten Spiel gelernt hat. Hoffe Jo und Konsti auf dem aufsteigenden Ast zu sehen.
Und natürlich fachkompentente Schiedsrichter (warum pfeift Boris eigentlich nicht mehr ;-)