Mi 23.05.12 09:52
Abschlussinterview mit Marius Nolte Teil 3 – „Ich glaube aber wir hätten besser gegen Ulm ausgesehen, als Braunschweig. „
Im dritten Teil des Abschlussinterviews spricht Marius Nolte über die Aufholjagd, verpasste Chancen und wie das Team die Niederlage gegen Bonn verdauen musste.Ihr habt es anschließend geschafft diese Konstanz zu bringen. Ihr habt Bayern, Bayreuth und Meister Bamberg souverän und überzeugend geschlagen. Das waren alles Spiele, wo man einfach nur sagen konnte: Man spielt ihr geilen Basketball.
Auf jeden Fall. Da haben wir wirklich gut gespielt. Vor allem Braunschweig, Bayern und Bamberg waren besondere Spiele. Ich fand, dass wir gegen München eines unserer besten Spiele gemacht haben. Das war für mich eines der Highlights. Da auf dem Feld zu stehen und Blöcke für Jimmy zu setzen. In dem Spiel habe ich mich sehr wohl gefühlt. Auch gegen Bamberg, die Mannschaft, die immer so übermächtig erscheint und gegen unsere defense Probleme hatte und uns vielleicht ein wenig unterschätzt hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl – ich hab noch nicht über Playoffs nachgedacht – aber wenn wir es in die Playoffs schaffen würden, dass wir dann eine Mannschaft wären, vor denen sich die anderen in Acht nehmen müssen. Wir hatten das Potenzial die starken Teams zu schlagen, weil wir gute defense gespielt haben. Viele Mannschaften können mal einen guten Tag erwischen und paar Spiele gewinnen. In den Playoffs geht es um Konstanz und nicht um Eintagsfliegen. Mit unserer defense hätten wir da gar nicht schlecht ausgesehen.
In Berlin hat sie dann aber in der ersten Halbzeit in Berlin nicht geholfen.
Die Overtime-Niederlage gegen Berlin war bitter. Das hätte auch andersrum ausgehen können. Da gab es hinterher ja auch noch unseren nicht erfolgreichen Protest. Das Spiel hat uns aber gezeigt, dass wir wettbewerbsfähig sind.
Hat euch diese Niederlage vor dem Göttingen-Spiel runtergezogen? Wärt ihr anders aufgetreten, wenn ihr dieses Spiel gewonnen hättet?
Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass die Spiele gegen Bayern, Bayreuth, Bamberg und Berlin viel Kraft gekostet haben. Auch von der Anspannung und Intensität her. Gegen Bamberg gewinnst du nicht einfach mal so, da musst du schon alles geben. Und es in Berlin nach 14 Punkten Rückstand in die Overtime zu schaffen hat auch viel Energie gekostet. Und wenn du gegen Göttingen dann nur anfängst nachzudenken und das Spiel auf die leichte Schulter nimmst, verlierst du so ein Spiel auch…
… ihr habt in dem Spiel sogar mit zehn Punkten im Schlussviertel geführt.
Ich fand Göttingen hat kämpferisch alles gegeben und hat es mehr gewollt als wir. Bei denen hat sich auch so viel aufgestaut und sie sind überraschend cool geblieben. Dem Bauscher mit seinem Buzzer-Beater, dafür muss man ihnen schon Respekt zollen. Ich hatte gehofft, wir gewinnen das Spiel einfach irgendwie und am Ende sagt man: ach komm, irgendwie gerettet. Diese Niederlage war irgendwie typisch für dieses Jahr.
Joe hat nach dem Spiel gesagt, dass ihr jetzt alles gewinnen müsst, um es noch in die Playoffs zu schaffen und dann habt ihr auch nochmal eine super Serie hingelegt. Artland, Ulm, Oldenburg, Hagen und Trier.
Ich hatte mich in dem Spiel gegen Göttingen verletzt und gehofft, dass das Spiel gegen Artland in den April verlegt wird, um kein Spiel zu verpassen. Ich weiß noch, dass ich ein Meeting mit Gunnar hatte und ich gesagt habe: schade, dass das Spiel jetzt ist. Doch er widersprach mir und sagte: die sind traurig, dass sie im Eurocup raus sind. Wir sind sauer, dass wir gegen Göttingen verloren haben und es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt nach Quakenbrück zu fahren und da das Spiel zu gewinnen. Er sollte Recht behalten. Das war ein tolles Spiel. Es war auch für mich ein intensives Spiel, auch wenn ich mit Justin nur auf der Bank saß. Das fand ich an Justin auch so imponierend, obwohl er die ganze Zeit raus war, war er total involviert und war extrem dabei. Wir haben uns quasi gegenseitig dazu angefeuert, das Team anzufeuern.
Das ist euch letztlich auch gut gelungen. Und danach kam das Trainingslager. Wie habt ihr euch auf die letzten Spiele eingeschworen?
Wir habn uns zusammengesetzt und uns überlegt: wohin soll der Saison gehen? Nach dem Spiel war klar, dass wir nicht mehr absteigen können und haben nach oben geschielt. Zu dem Zeitpunkt kam Justin zurück ins Training. Es war eine ganz tolle Stimmung. Wir haben sehr intensiv trainiert und dann hat vieles funktioniert. Was die Konstanz und das Selbstbewusstsein angeht, haben wir die besten Spiele gezeigt. Das Trainingslager und der Zusammenhalt haben dazu beigetragen. Zu gewinnen, in der Tabelle hochzurutschen und nach dem Sieg gegen Trier auf Platz sieben zu stehen, das war etwas ganz besonderes. Ich hatte das Gefühl: jetzt kann uns keiner mehr stoppen. Wir ziehen es jetzt durch.
Doch dann hat sich Mike für die letzten beiden Spiele verletzt. Der Coach hat hinterher gesagt, ihr hattet einfach keine Power mehr. Stimmst du dem zu?
Das ist wieder schwierig zu beantworten, weil man nicht weiß wie es gelaufen wäre, wenn Mike dabei gewesen wäre. Ein Spiel von den beiden hätten wir mit Sicherheit verloren. Ich weiß nicht welches. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit Mike besser gewesen wären. Vor allem in dem Bonn-Spiel hat man gemerkt, dass Devin die Luft ausging oder dass der Druck zu groß wurde.
Zumal er gegen Jared Jordan spielen musste.
Absolut. Und man kann auch nicht von ihm verlangen Jordan 40 Minuten zu pressen, wenn er selbst 40 Minuten auf dem Feld stehen muss.
Gegen Bonn sah es im ersten Viertel ja ganz gut aus.
Ja auch die Stimmung und die Atmosphäre hatten Endspielcharakter. Nach dem ersten Viertel habe ich gedacht, wenn wir jetzt noch unsere defense in Griff kriegen dann wird’s was. Es hat aber nicht sollen sein.
Ich hatte das Gefühl das Bonn abgezockter und frischer war. Ihr konntet nie verhindern das Chris Ensminger an den Ball kam.
Wir haben den Spielaufbau der Bonner nicht kontrollieren können und das war vorher unser Ziel. Und wenn man Jordan viele Freiheiten lässt und gegen Ensminger körperlich nicht dagegen hält und giftig spielt, ist es kein Wunder, dass die uns zerlegen. Es hatte sicherlich mehr Faktoren, aber ich hätte das Spiel trotzdem gerne mit Mike gespielt. Das ist ein bisschen schade, wenn man sich das nach einer Saison fragen muss und es letztlich nicht beantworten kann. Das war aber auch so ein bisschen der Spiegel unserer Saison. Wir hatten immer Probleme. Wir haben immer versucht sie zu bewältigen und haben es auch ganz gut geschafft. Zum ganz großen Wurf hat es leider nicht gereicht. Es war sehr deprimierend. Wir waren alle bereit für die Playoffs. Ich hätte gerne gegen Ulm gespielt und sie sind für mich ein Anwärter für das Finale. Ich glaube aber wir hätten besser gegen sie ausgesehen, als Braunschweig.
Musstest du als Kapitän am Ende noch ein paar Worte verlieren?
Wir haben uns am Montag zusammengesetzt und die Coaches, Kamil und Gunnar haben was gesagt. Ich konnte gar nicht so viel sagen, sondern nur wiederholen was für mich besonders war. Das hab ich schon vor dem Spiel gegen Bonn oder schon in Mallorca gesagt. Ich war immer noch stolz auf die Art und Weise, wie wir die katastrophale Saison zu einer Saison entwickelt haben, wo die Leute uns gerne angefeuert haben und sich mit unserem Basketball, identifizieren konnten. Genau das hatten wir erreichen wollen, egal ob wir gewinnen oder verlieren. Wir haben die Playoffs nicht in dem Spiel gegen Bonn nicht erreicht. Und auch nicht in den Niederlagen gegen Göttingen und Gießen, sondern in den ersten zehn Spielen. Ich habe auch gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn ich möglichst vielen weiterspielen würde und das im nächsten Jahr versucht wieder gut zu machen.