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Mo 20.12.21 20:56

Wo ist der Silberstreifen am Horizont?

An dem Auftritt gegen den Mitteldeutschen BC gibt es selbst für diejenigen, die alles mir rosaroter Brille sehen, nichts zu beschönigen. Es war ein durch die Bank schlechtes Spiel der Frankfurt Skyliners. Selbst wenn man sich eine positive Statistik, wie die 22 Punkte von Len Schoormann herausgreifen will, muss man relativierend dazu sagen, dass sie am Ende des Spiels kamen, wo der MBC nicht mehr wirklich verteidigt hat und das Spiel längst entschieden war. Diego Ocampo hat nach dem Spiel gesagt, dass die Partie zur Halbzeit bereits durch war. Das sagt einiges aus.

Spätestens nach diesem Spiel dürfte allen klar sein: Ohne einen Point Guard a la Will Cherry gibt es für die Skyliners nichts zu gewinnen. Bei allen drei Saisonsiegen in der BBL – in Ulm, in Würzburg und gegen Crailsheim – war der 30-jährige US-Amerikaner der entscheidende Mann auf dem Parkett. In Ulm hatten sie das Überraschungsmoment mit Cherry perfekt genutzt, in Würzburg haben Cherry und Brancou Badio (beide 18 Punkte) die entscheidenden Akzente gesetzt und gegen Crailsheim war die Rebounddominanz plus die Corona-Probleme der Gäste entscheidend für den Erfolg. Da hatte schon Badio gefehlt. Wenn der Senegalese zurückkommt, könnte es auf der Spielmacherposition etwas besser laufen, aber eigentlich muss ein Spielertyp wie Cherry die Geschicke des Teams in die Hand nehmen sonst wird es schwierig, überhaupt Spiele zu gewinnen.

Quantez Robertson ist aus mehreren Gründen nicht in der Lage, das Spiel zu lenken. Mit 37 kann er nicht alles auf dem Parkett alleine machen. Er ist als 2er, 3er deutlich besser aufgehoben, er ist nach seiner Verletzung – vor allem offensiv – nicht mehr im Rhythmus. Er trifft von der Dreierlinie so gut wie gar nichts mehr. Defensiv ist er zwar immer noch gut, aber längst nicht mehr auf dem Niveau seiner Bestzeiten. Vor allem wenn er 35 Minuten spielen muss, ist das einfach nicht mehr optimal.

Lukas Wank war mit einer Plus-Minus-Statistik von -28 der schlechteste Spieler auf dem Parkett. Er geht drei, vier Mal um den pick rum, um dann mit Bodenpässen oder Pässen hinter den Kopf oder in die Hände des Gegners zu spielen. Eine absurde Vorstellung des 24-Jährigen. Sein bestes Spiel hat er gegen Crailsheim gemacht, als er als Small Forward agiert hat. Je weniger er den Ball in den Händen hat, desto besser.

Len Schoormann ist von der Point-Guard-Position kommend längst nicht so stark, wie wenn er von der Zwei kommend in die Zone penetriert, auch wenn er immer mal wieder abgeräumt wird, oder Würfe von Außen nimmt. Zumindest offensiv ist er einer der wenigen Lichtblicke und einer der konstantesten Guards.

Donovan Donaldson, der aktuell mit Leistenproblemen fehlt, würde eigentlich schon nicht mehr im Kader sein wenn die ganzen Verletzugnsprobleme nicht wären. Ob er überhaupt noch ein Spiel machen wird, ist fraglich.

Die Verletzung von Matt Haarms tut weh. Der Niederländer hatte sich zuletzt stabilisiert und gerade defensiv mit seinen Blocks und alleine seiner Größe für die Veränderung von Würfen gesorgt. Durch seinen Ausfall wird Brooks DeBischopp unverhofft länger in Frankfurt bleiben, als geplant. Denn eigentlich wäre auch er nicht mehr im Kader wenn die Skyliners ein gesundes Team hätten. Offensiv ist das was er da so macht einigermaßen in Ordnung, aber defensiv hat er sich gegen den MBC in fast jeder Situation schlagen lassen. Auch Jamel McLean war defensiv aufgrund der fehlenden Fitness noch nicht auf der Höhe. Bei ihm hat man aber sofort gesehen, dass er offensiv mit seinen Bewegungen im Post den Unterschied ausmachen kann. Warum holt man so einen Spielertypen nicht von Beginn an?

Rasheed Moore hat sich in ein dickes Formtief gespielt. Zu Beginn der Saison hatte er seine guten Momente und tauchte dann ab. Ohne seine Treffer von Außen ist offensiv so gut wie gar kein Impact mehr da. Er fremdelt auch mit den ständig wechselnden Rollen für ihn. Er benötigt wie das gesamte Team Stabilität. Die kann aber nur ein einziger Spieler geben  – und der wird frühestens für das Spiel in Gießen fit. Das ist irgendwie der einzige Silberstreif am Horizont.

Gegen Chemnitz und Heidelberg könnte zumindest Brancou Badio zurückkommen. Doch mit all den Problemen, mit denen die Hessen sich rumplagen, sehe ich nicht, wie sie diese Spiele gewinnen wollen. Zumal Badio ja auch erst einmal wieder integriert werden muss, die Rollen sich für den Rest wieder verändern. Die Großen sich wieder auf jemand anderes einstellen müssen, der den Ball nach vorne bringt.

Da die Skyliners nur noch eine Lizenz für eine Nachverpflichtung übrig haben, müssen sie sehr genau darauf achten, was sie damit machen. Ocampo würde am liebsten mit Cherry, Badio, Tez, Wank, Schoormann und Felix Hecker in die kommenden Wochen gehen. Auf den großen Positionen hätte er Moore, Lorenz Brenneke, DeBischopp, McLean und Alex Richardson. Matt Haarms klammere ich jetzt erst einmal aus, da er sicher einige Wochen ausfällt.

Sollte der Negativtrend jedoch  anhalten, sich wieder irgendjemand verletzen, die Konkurrenz gewinnen, müssten die Skyliners eigentlich noch einen weiteren Combo-Guard, eher einen Point Guard holen. Im modernen Basketball sind das eben die Spieler, die den Unterschied ausmachen. Das würde dann zwar zulasten von Spielzeit vermutlich der deutschen Spieler gehen, aber ein Abstieg wäre sicher teurer, als jeder Invest in einen guten Spieler, der dir sofort weiterhilft. Und auch die Wildcard würde 700.000 Euro kosten. Das Geld dürfte zwar über zwei Jahre abbezahlt werden, aber woher soll es kommen?