skyliners.frblog.de

Mo 14.05.18 23:32

Matchball in der Ballsporthalle

Na habt Ihr alle genug gefeiert? Ihr, die Fans, hattet allen Grund dazu, diesen fantastischen Sieg in München zu genießen. Die Spieler der Frankfurt Skyliners hingegen konnten sich nicht so lange mit dem ersten Erfolg im elften Anlauf beim FC Bayern aufhalten. Morgen haben die Hessen Matchball und da gilt es, nochmal eine Schippe draufzulegen. „In den Playoffs geht es noch mehr darum, abhaken zu können“, sagte mir Klaus Perwas am Sonntag. Der Co-Trainer und Cheftrainer Gordon Herbert haben sich mitten in der Nacht auf dem Weg aus München zurück nach Frankfurt die Partie nochmal angeschaut, die Szenen für das Videostudium am Sonntag zusammengeschnitten, um die Fehler anzusprechen und zu korrigieren. Ein bisschen Lob war sicher auch dabei. Heute, um 19 Uhr, könnten die Skyliners eines der größten Upsets in der jüngeren Bundesligageschichte schaffen. Es muss gelingen, diese Form des Drucks, der sicher auch da sein wird, weil jeder ein Spiel fünf in München vermeiden will, in positive Energie zu verwandeln, das richtige Maß an Cleverness und Risiko gefunden werden. Und noch ein paar Dinge mehr.

Das Wichtigste ist natürlich, dass alle Leistungsträger fit sind. Allen voran Tai Webster, der trotz seines „leichten Schadens“ im Rücken, wie es Herbert formulierte, ohne Schmerzen spielen kann. Dass den Skyliners im zweiten Spiel ein Sieg ohne einen einzigen Webster-Punkt gelungen ist, war schon eine starke Leistung. Aber da hat auch ziemlich viel zusammengepasst und ist ein zweites Mal nur schwer vorstellbar. Websters Zug zum Korb, seine Mitteldistanzwürfe aus dem Pick-and-Roll sind nur zu stoppen, wenn er gedoppelt wird – und dann öffnen sich Räume für den Rest. Und wenn er dann noch einen guten Touch hat, ist er immer für mindestens 20 Zähler gut.

Eine ebenfalls beeindruckende Playoffleistung zeigt bislang Isaac Bonga. Trotz seiner erst 18 Jahre spielt der 2,03-Meter-Point-Guard sehr reif, versucht nicht zu viele schwierige Sachen, sondern seine Stärken auszuspielen. Wobei er nach meinem Gefühl, immer noch ein bisschen mehr zum Korb ziehen könnten –  zumal er mit fast 92 Prozent eine überragende Freiwurfquote hat. Ist natürlich auch immer abhängig davon, ob die Bayern ihn in die Zone lassen oder nicht. Die viele Spielzeit in der Hauptrunde, das Vertrauen des Trainers haben ihm gutgetan – jetzt zeigt er, warum er ein Kandidat für die NBA ist, auch wenn seine Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist und er immer noch ein paar vermeidbare Ballverluste zu viel produziert.

Auch die „fertigen“ Spieler um Shawn Huff und Quantez Robertson haben in den vergangenen Partien Führungsqualitäten gezeigt. Shawn Huffs drei Dreier innerhalb von 96 Sekunden waren das wichtige Zeichen an die Mannschaft: Hier geht noch was. Was ein bisschen dabei untergegangen ist, dass Huff auch acht Rebounds gegen die Bayern-Kolosse abgegriffen hat. Und Tez ist eben Tez. Er muss in der Defensive vorangehen, die hustle plays gewinnen, mit seinen flinken Händen die Steals holen und schnelle Gegenangriffe einleiten. Und vor allem die der Bayern verhindern. Das gilt aber für das gesamte Team. Solange die Skyliners, die Bayern ins Halbfeld-Spiel zwingen, ist immer etwas möglich. Je weniger Körbe ausgetauscht werden, desto besser für die Skyliners.

Mit einer der besten Skyliners-Akteure in den vergangenen Wochen war für mich Mike Morrison. Er ist wieder der Energizer, der auch in der Saison als Backup von Johannes Voigtmann war. Gegen die Bayern mit Danilo Barthel und Devin Booker bringt ihn Gordon Herbert immer schon von Beginn an, um den Big Man der Bayern gleich Zentimeter und Masse in den Weg zu stellen. Zwar kommen Morrison und Wobo fast schon standesgemäß in Foulprobleme, können das über die gesamte Spielzeit aber ganz gut managen. Morrison trifft zudem in den Playoffs seine Freiwürfe sogar besser, als in der regulären Saison. Da waren es miserable 43 Prozent. Jetzt hat er schon 6/9 getroffen. Und nicht zu vergessen, sein überragender Dreier in Spiel 2. Da wird er noch in Jahren von erzählen.

Ach ja, und dann gibt es natürlich noch Philip Scrubb, den die Bayern in bislang jedem Spiel von drei verschiedenen Akteuren verteidigen ließen. So ganz entfalten konnte sich der Kanadier deshalb auch nicht, kam im Schnitt auf „nur“ 13,0 Punkte im Vergleich zu seinen 19,0 in der Vorrunde. Solange er aber seine Mitspieler findet und einsetzt und dann am Ende solche Dreier raushaut wie am Samstag, erfüllt er voll und ganz seine Rolle. Wobei der ein oder andere Dreier mehr fallen könnte. So wie die auf einem Bein gegen Bamberg.

Webster, Bonga, Scrubb, Robertson, Huff, Morrison und Wohlfarth-Bottermann sind der harte Kern dieses Teams auf die es ankommt. Jordan Sibert hat sich in Spiel zwei zum x-Faktor aufgeschwungen und spielte in Spiel 3 wieder überhaupt keine Rolle. Der US-Amerikaner muss einfach die wenigen Chancen, die er bekommt nutzen, damit er Scrubb und Webster Entlastung gibt. Dafür darf er sich aber auch in der Verteidigung keine Fehler erlauben. Das gleiche gilt für Richard Freudenberg. Wenn er ein, zwei Dreier einstreuen kann, wäre dem Team schon sehr geholfen. Bitter für die Skyliners ist, dass Niklas Kiel die gesamte Saison ausgefallen ist und jetzt verständlicherweise nicht ins kalte Wasser geworfen werden kann. Dafür steht einfach zu viel auf dem Spiel. Marco Völler kommt nur rein, wenn Morrison und Wobo in arge Foulprobleme kommen. Mehr als ein bisschen Entlastung ist in den Playoffs nicht drin.

Ich bin gespannt, ob die Bayern nicht ein bisschen mehr Druck auf den Frankfurter Ballvortrag üben werden. Ich habe das Gefühl, dass Bayern-Coach Dejan Radoncic sich nicht so klar gegenüber seinem Team ausdrücken kann, weil sein Englisch nicht so gut ist. In einer Auszeit gegen die Skyliners übernahm Co-Trainer Mutapcic die Ansprache. Das war schon ein bisschen merkwürdig. Für die Bayern wäre das Aus im Viertelfinale der Super-GAU, weil im Übergangsjahr der Bamberger unbedingt in die Euroleague will, für die man ab der Saison 2019/2020 für zwei Jahre eine Wildcard erhält. Noch ein Jahr warten auf die große Bühne, das würde richtig wehtun und Uli Hoeneß sicher zum Kochen bringen.

Alleine dafür würde sich schon ein Skyliners-Sieg lohnen :)

PS: Ein Halbfinaleinzug gegen Bamberg würde auch die sichere Teilnahme am Eurocup oder die Champions League bedeuten. Je nachdem, wofür sich die Skyliners dann entscheiden, falls sich im Sommer mal wieder nichts ändert und es immer noch beim Kuddelmuddel bleibt.