Mo 21.11.16 11:03
Leise Töne, laute Töne
Es war schon ein sehr ambivalentes Wochenende für die Frankfurt Skyliners. Da war die krachende Niederlage nach einer desaströsen Vorstellung in Gießen im Hessenderby. Gleichzeitig wurden die Skyliners als Mannschaft des Jahres bei der Frankfurter Sportgala ausgezeichnet und die Rückkehr von Gordon Herbert verkündet. Und Klubboss Gunnar Wöbke tönte bei der Sportgala: „Ich verspreche Euch, am 11. Dezember werden wir die Bayern schlagen und danach sind wir wieder die Alten.“ Daran wird er sich in drei Wochen messen lassen müssen. Denn bei den Skyliners stimmt es einfach hinten und vorne nicht.
Das Gute für Gordon Herbert ist, dass er quasi einen Neuanfang starten kann und er beim absoluten Tiefpunkt die Mannschaft übernimmt. Viel schlechter, als in Gießen kann das Team eigentlich nicht spielen. Doch der Kanadier ist kein Zauberer. Er übernimmt ein Team, das er und Wöbke selbst zusammengestellt haben, dass einfach nicht harmoniert. Natürlich kann er mit seiner Autorität etwas anders agieren als Klaus Perwas, doch der langjährige Assistenztrainer hat dem Team Herberts Systeme beigebracht – sie konnten sie bislang nur nicht umsetzen. Vielleicht sind die Spieler auch einfach nicht in der Lage dazu. Das fängt beim überforderten Point-Guard Kwame Vaughn an, der in Gießen mal wieder einen grottenschlechten Auftritt hatte, und hört bei Mike Morrison, der keine Weiterentwicklung zeigt, auf.
Klaus Perwas und Gordon Herbert haben am Sonntag lange miteinander gesprochen, berichtete Herbert mir gestern in einem Telefonat. „Es war eine taffe Situation für Klaus“, sagte Herbert. Er habe drei Tage vor dem Vorbereitungsstart ein Team übernehmen müssen, dass nicht seines ist. „Er hat einen herausragendenen Job gemacht, ihnen die Systeme beizubringen, die nicht seine eigenen sind.“ Herbert ist zwar noch nicht topfit und wird seine Reha bei Sporeg fortsetzen, aber er fühlt sich fit genug, seine Mannschaft zu coachen. Vielleicht hilft ja sein Mantra, das Team müsse sich durchkämpfen und das Diversität mentale Stärke bildet.
Herbert muss natürlich jetzt ein Gefühl für die Mannschaft bekommen, für das Innenleben, wie die Spieler so ticken. Ein schwieriger Job angesichts der Lage des Teams. „Wir spielen unsere Angriffe nicht aus. Wir spielen nicht zusammen. Wir spielen nicht hart. Wir kämpfen nicht. Mit dieser Gruppe von Typen, die wir haben, sollten wir nicht so spielen, wie wir es tun“, schlug Quantez Robertson nach der Partie in Gießen Alarm. Das war überraschend für den Kapitän, der sonst nicht für solche Analysen bekannt ist. Er war extrem frustriert nach der Pleite. Ihm gelingt wie dem gesamten Team nicht viel, aber fehlendem Einsatz kann man Robertson sicher nicht vorwerfen. Drei Sekunden vor Schluss baute er Frust ab, indem er noch einmal zum Korb zog und mit einem krachenden Dunking abschloss. Das hatte etwas von: Ich lasse mich nicht vorführen, aber so geht es nicht weiter.
Von Herberts Rückkehr hat Robertson übrigens aus dem Internet erfahren. Das sagt auch viel aus… „Vielleicht kann er bei einigen das Feuer entfachen“, sagte Robertson. Wir werden es sehen.
Klar kann Herbert in die psychologische Trickkiste greifen, einige Spieler vielleicht nochmal extra motivieren. Eine großartige Wende und berauschenden Basketball werden wir auf die Schnelle aber sicher nicht zu sehen bekommen. Dafür ist das Team einfach nicht gut genug. Zu Beginn der Saison gab es drei Siege, die wie folgt zustande kamen. Im Duell mit Bremerhaven spielten zwei uneingespielte Teams gegeneinander, wo am Ende das treffsichere gewann. Gegen Berlin und Ludwigsburg gewannen die Skyliners, weil Antonio Graves als Point-Guard agierte und sie so zum Sieg führte. Das hat jedoch über die größeren Probleme hinweggetäuscht.
Vaughn ist vollkommen überfordert. Wenn er aus den Systemen rausgebracht wird, findet er keine Lösungen, versucht es auf eigene Faust und scheitert. Sein Back-Up Max Merz kennt die Systeme besser, hat aber nicht genügend Qualität um das Team zu führen. Stefan Ilzhöfer kämpft weiter mit seiner Form, Graves bekommt keine Würfe, weil der Ball schlecht bewegt wird, Tez Robertson macht zu viele Fehler, Niklas Kiel ist gerade erst von einer Verletzung zurückgekommen und wird sicher noch Fehler machen mit 19 Jahren, Shavon Shields ist als go-to-guy von den Gegnern identifiziert worden und wird immer besser aus dem Spiel genommen. Ekene Ibekwe ist noch gar nicht in den Systemen drin, Mike Morrison spielt einfach unterirdisch als Starting-Center, Mahir Agva spielt ordentlich, manchmal etwas glücklos. Insgesamt fehlen dem Team echte Distanzschützen. Graves und Shields sind die einzigen echten verlässlichen Dreierschützen, wobei Graves Quoten extrem gesunken sind. Vaughn, Kiel und ab und an Ibekwe und Robertson könnten zwar auch von Außen werfen, müssten aber viel besser freigespielt werden. Die Statistiken sagen eigentlich alles über das Dilemma der Skyliners aus: Die Hessen erzielen die mit Abstand wenigsten Punkte (66) in der BBL, sie haben die schlechteste Feldwurfquote (41,9 Prozent), die zweitwenigsten Assists (15,1) und die zweitmeisten Ballverluste (16,3).
Gordon Herbert ist zwar ein super Trainer, aber die ganzen Probleme wird er sicher nicht lösen können. Schon gar nicht bis zum 11. Dezember gegen die Bayern.
Zu neuen Spielern sagte Gunnar Wöbke kürzlich, dass sie jetzt nicht suchen, aber wenn sich ein gutes Angebot ergeben sollte, würden sie drüber nachdenken. Der Vertrag von Ibekwe läuft Mitte Dezember aus, der von Graves Mitte Januar. Zwei Spots haben die Skyliners noch zur Verfügung. Herbert wird sich jetzt erst einmal anschauen, wie es mit seinem Team so läuft. In ein paar Wochen wird er vielleicht nochmal über Nachverpflichtungen nachdenken.
Naja, ich denke, vielleicht sollte man anstelle der Point Guard Schelte mal hinterfragen, ob das Nichtfunktionieren derer nicht vielleicht andere Gründe hat…Starks, Merz, Vaughn. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das nur an ihnen liegt, da müsste man schon extrem in die Sch***e gegriffen haben bei den Verpflichtungen und zwar zwei Mal.
Auf anderen Positionen, sei es Morrison, Ilzhöfer oder Tez reichen die gezeigten Leistungen auch ins bodenlose. Gerade von Stefan hatte ich mir so viel erhofft nach den durchwegs soliden und vernünftigen (Kurz-)Auftritten in der letzten Saison.
War ja nicht nur eine Point-Guard-Schelte. Bis auf Shields und mit Abstrichen Agva, spielt keiner gut. Habe mir auch viel mehr von Ilzhöfer erwartet, weil er eigentlich das Skillset hat.
Super analysiert Timur. Ich bin ganz deiner Meinung und gespannt wie sich das Team am Mittwoch präsentiert. Eigentlich kann man sich ja gar nicht schlechter zeigen als zuletzt. Man merkt wie viel Frust in der Mannschaft steckt und diesen muessten sie sich einfach Mal von der Seele werfen. Ich hoffe einfach das es jetzt bergauf geht denn die letzten Spiele waren einfach zum abgewöhnen. Was die Mannschaft unbedingt braucht ist ein guter PG ein Spieler der die Mannschaft furhrt, verlässlich scort und in der entscheidenden Phase des Spiels uebernimmt. Und so einen Spieler ab sofort!!! Vaughn ist hier der falsche. Unter ihm haben wir in der BBL kein Spiel gewonnen. Und am besten noch einen 3er Schützen von Kaliber Scrubb.
Habe wohl zum Glück das Spiel nicht gesehen. Eigentlich sagt man hast ein Center hast eine Mannschaft. Rückwärts betrachtet sieht man wie wichtig ein guter Point Guard ist. Nach den letzten fetten Jahren auf dieser Position hat man wohl dieses Jahr ins Klo gegriffen.
Zum Trainer, wenn KP so gut wäre bräuchten wir ja Gordie nicht :-) Ich denke schon, dass dies eine Initialzündung sein kann. Und hoffe es auch. Was mir aufgefallen ist, in den Jahren zuvor gab es immer TeamBuilding Maßnahmen. Das habe ich in diesem Jahr nicht mitbekommen. Ob es immer hilft ist fraglich – aber schaden tut es nicht. Und die Mannschaft gibt sich nach außen sehr emotionslos (ohne Geist).
Ich war dabei in Gießen und hier ein paar Bilder dazu
https://www.flickr.com/photos/34043053@N04/albums/72157672840430473
Zum Spiel schreibe ich mal wenig. Nach drei 1/2 Minuten ausser Bälle wegwerfen und keine Präsenz beim Rebound hatte ich schon mit einer richtigen Packung gerechnet. Zwischendruch vereinzelte, aber nur dünne Lichtblicke.
Intressant war zu beobachten das MikeM von anbeginn versuchte die Wortführerschaft zu übernehmen auf dem Feld. Tez war da sehr ruhig. Auch bei der Abschlußrunde stand Tez eher am Rand und andere sprachen.
Jetzt bin ich auf die kommende Woche gespannt und wie Gordi es schafft die Fesseln zu sprengen
In der letzten Saison waren die Skyliners vor allem als Mannschaft stark. Momentan ist aber kein Zusammenspiel als Team zu erkennen. Ich bin gespannt, ob welchen Einfluss GH darauf nehmen kann bzw. wird.
M. E. sind die persönlichen Defizite bei vielen Spielern eher psychisch als physisch bedingt. Mal sehen, ob GH sie motivieren kann.
Zu Vaughn habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet. Nachdem ich dachte, dass der Knoten geplatzt sei, ist er in ein immer tieferes Loch gefallen. Bei Max Merz wäre m. E. eine realistischere Selbsteinschätzung gefragt.
So sehr ich mich über Gordies Rückkehr freue … da liegt noch sehr viel Arbeit an und an einer Nachverpflichtung kommt man sicherlich nicht vorbei.
….also ich denke, dass Gordi einiges noch mental bewegen kann, heißt meines Erachtens liegt es im Moment „nur“ am Kopf und auch Teamplay.
Das wird definitiv besser werden (ok……ja….schlechter kann es leider kaum noch werden….).
Aber Vaughn ist meiner Meinung nicht der richtige PG, sprich Führer…..er wirkt auf mich in den letzten Spielen völlig überfordert und verunsichert damit das Team noch mehr…..so kommt dann auch nur 1:1 Gezocke zustande.
Das einzige was wirklich – und das stimmt mich für das Team zuversichtlich – funktioniert ist noch die Defense. Ohne Charakter oder guter Teamchemie wäre dies meiner Meinung nach auch nicht mehr möglich…..
Das sieht doch ganz anders aus heute. Aber manche Aktionen sind echt sehr bitter: Gerade Ende des dritten Viertels, bei -4 Punkten, gewinnen wir den Ball und Max Merz verlieht ihn beim Fastbreak beim Spinmove…im Gegenzug setzt es den 3er. Was soll man da sagen?
Wahnsinn!
Das war Frankfurt-Basketball! Mit überragender Defense den Griechen den Zahn gezogen. Wow. Was für ein Sieg…
Was war denn da mit Ibekwe los? Alter, war der sicher. Und was er für eine Energie auf das Parkett gebracht hat. Stark…
Ich hatte kein Problem mit Perwas, aber da hat man gesehen wie viel mehr Gordie aus den Jungs rausholen kann. Welcome back!
Warum ich so euphorisch bin? Nen dicken Gewinn bei bwin gabs auch für den Sieg! :D
Hab ich da gelesen, das Aydo ausgibt? ;-)
Schöner Sieg heute – SGE hatte Spaß – GORDIE IS BACK! :-)
Na, wer von euch konnte sich gestern nicht benehmen???
Jetzt kommen diese Hirnlosen „FußballFans“ schon zum Basketball um sich anschließend zu prügeln. Unglaublich.
Nun ja. Warum sollte es uns besser gehen als den Bambergern?
Diese Eintracht Deppen braucht kein Mensch reicht schon das sie der SGE schaden, da braucht man die Focus nicht noch beim BB.
Hirnlose Fußballfans? Hab ich was verpasst?!
Fans bzw. Hooligans von Eintracht Frankfurt und Aris haben sich nach dem Spiel geprügelt. Gab 26 Festnahmen. http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4970/3492240
Danke. Interessant…würde mich wundern, wenn das im Vorfeld nicht bekannt war. Andererseits liest sich raus, dass kaum bis keine Polizei vor Ort war. An sich ein gefundenes Fressen für diese Personenkreise…nicht, dass sich das noch einbürgert, Sportevents mit geringer Polizeipräsenz für so etwas auszunutzen.
Waren diese Leute auch in der Halle?
Die Eintracht-Fans waren sicher nicht in der Halle. Ich denke auch, dass das vorher abgesprochen war. Hier auch schon mal ein Artikel bei uns in der FR. Der wird später nochmal aktualisiert. http://www.fr-online.de/frankfurt/hooligans-massenschlaegerei-nach-skyliners-sieg,1472798,34962202.html
Deppen… Aber das hat offensichtlich Gott sei Dank mit den Skyliners und den BB-Zuschauern nichts zu tun…
Zum Spocht:
Ja, das sah gestern – zumindest in Teilen – besser aus. Wenn das wirklich der Beginn einer Entwicklung (begründet durch GHs Rückkehr) ist, soll es mir sehr recht sein. Deutlich besser war die Körpersprache und das Selbstvertrauen in der Crunchtime (in den letzten Spielen kamen wir ja gar nicht bis dahin:-)). Das kann in der Tat mit Coaching/Ansprache des Trainers zu tun haben.
Ansonsten ist der Sieg vor allem einer wesentlich besseren FG-Quote als zuletzt zu verdanken – insbesondere Shields und Graves! Wobei mein Eindruck war, dass die Würfe größtenteils nicht wesentlich besser herausgespielt und freier waren, sie sind aber endlich hochprozentiger gefallen. Damit konnte man die nach wie vor viel zu hohe Anzahl an TOs (22!) ausgleichen. Wobei man festhalten darf, dass wir zumindest auch den Gegner zu 20 TOs gezwungen haben, aber die Defense ist ja auch nicht unser (größtes) Problem.
Das Inside-Spiel ist nach wie vor recht bescheiden. Eigentlich kann hier nur Shields verlässlich scoren, seine Penetrations waren insgesamt sehr ordentlich. Was ist eigentlich mit Agva? Immer noch angeschlagen von seiner Kopfverletzung?
Vaughn muss nun spätestens unter GH ins rollen kommen. Trotz einigermaßen ordentlicher Stats strahlt er mMn einfach keine Sicherheit aus. Ballvortrag und –handling wirken fahrig und viele seiner Aktionen sind sehr gezwungen. Mal sehen, ob das noch besser wird. Dazu bleibt das Problem, dass es keinen echten Backup gibt, Max Merz hat das leider gestern wieder gezeigt.
Aber genug der Zweiflerei. Es war ein Sieg gegen ein durchaus gutes Team, die muss man angesichts der Voraussetzungen vor dem Match erstmal schlagen. Mir hat sehr gefallen, dass man nach den Runs der Griechen – vor allem immer dann, wenn man sich mühsam herangekämpft hatte – die Ruhe bewahrt und sich durch erzwungene Stops auf die Siegerstraße gebracht hat. Das sah kurzzeitig so aus wie letzte Saison:-))
Der nächste Prüfstein wartet am Sonntag. Bin gespannt, ob man gegen OLD den Aufwärtstrend bestätigen kann. Sieg oder Niederlage ist natürlich immer wichtig, aber wichtiger ist für mich, eine BBL-reife Leistung auf den Platz zu bringen und endlich eine positive Entwicklung zu erkennen.
Das sind keine Fans, sondern Idioten. Mehr muss dazu eigentlich nicht gesagt werden.
In der PK hat Vaughn – wenngleich etwas wortkarg – den Sieg u. a. auf ein vereinfachtes Spiel und eine bessere Kommunikation zurückgeführt. Irre ich mich, oder höre ich da Kritik am bisherigen Coaching heraus?
Ganz nebenbei sieht GH noch nicht richtig fit aus. Hoffe aber, dass seine Genesung gute Fortschritte macht und er maßgeblich zur Entwicklung der Mannschaft beitragen kann.