Fr 16.10.15 18:36
„Ich war ein verrücktes Kind“
Mike Morrison muss derzeit den verletzten Johannes Voigtmann als Starter auf der Centerposition ersetzen. In den vergangenen beiden Partien hemmte ihn eine Knieprellung, gegen Tübingen will der 25-Jährige wieder voll angreifen. Im Sommer hat der 2,06 Meter große US-Amerikaner viel an seinem Körper gearbeitet, hat ein paar Kilos draufgelegt. Der Vater eines vierjährigen Sohnes, Michael Anthony II oder kurz MJ, erklärt im Blog-Interview seine Geste nach spektakulären Dunkings, wie er seine Emotionen in den Griff bekommt und über seine Probleme von der Freiwurflinie.
Mike, wie hast Du eure Performance in den ersten drei Spielen gesehen?
Wir hatten Phasen, in denen wir gezeigt haben, wie gut wir sein können. Wir haben aber nicht konstant gespielt. Die knappen Spiele zu verlieren war natürlich nicht gut, aber wir wissen, dass wir viel besser spielen können.
Im Moment fehlen euch vier Spieler, habt eine kleine Rotation. Bereitet euch das Probleme?
Das gehört dazu, wir hatten das gleiche schon letztes Jahr. Und wie ich gehört habe, war das in den Jahren zuvor auch schon so. Ich nehme an, dass ist der Skyliners-Weg (grinst). Alle im Kader arbeiten hart, verdienen sich ihre Minuten und machen das Beste draus. Es gibt keine Ausreden, jeder muss einspringen wenn er gebraucht wird.
Du spielst momentan viele Minuten, hast das auch in der Vorbereitung getan. Zufrieden?
Du musst tun, was du tun musst. Ich war glücklich, dass ich so viele Minuten in der Vorbereitung bekommen habe, um meine Kondition zu verbessern. Das hat mir geholfen.
Seit dem Ausfall von Johannes Voigtmann bist du Starter. Hat sich in Deiner Art zu spielen etwas geändert?
Nein. Ich mag es, mit viel Energie zu spielen und gehe hart zur Sache. Der Coach ermutigt mich das zu tun. Bevor ich hierhergekommen bin war ich Starter bei meinen vorherigen Klubs. Es hat sich also nicht viel geändert.
Ich habe einen interessanten Artikel in der „Washington Post“ gelesen. Da stand, dass Du mit zehn, elf Jahren in einem High-School-Spiel, in dem dein Vater Schiedsrichter war, Du ihm den Ball aus der Hand geschlagen hast. Kannst du das mal näher erläutern?
Ich war ein verrücktes Kind (grinst). Ich hatte eine wirklich harte Zeit, meine Emotionen zu kontrollieren. Ich habe mit so viel Intensität gespielt. Ich war „over-competitive“. Ich habe es gehasst, wenn mein Vater gepfiffen hat. Egal wie es lief, ich habe immer das Gefühl gehabt, dass er verpfeift. Er hat mich immer zurückgepfiffen, obwohl ich sein Sohn war. Ich habe es gehasst (grinst).
Aber er war es, der Dich zum Basketball gebracht hat?
Ja klar, aber mein älterer Bruder hat auch immer gespielt. Mein Vater war Leiter im Freizeitzentrum und am Wochenende haben wir dort in der Halle immer trainiert. So bin ich groß geworden.
Hat dein Vater auch gespielt?
Ja hat er. Er ist in Jamaika geboren, aber in New York aufgewachsen. Er hat dort gespielt, hat ein Stipendium bekommen und kam über Wyoming nach St. Petersburg in Florida, wo ich geboren bin. Mittlerweile ist die ganze Familie meines Vaters in Florida.
Warst du einmal in Jamaika?
Ich will unbedingt hin. Ich möchte keinen Urlaub am Strand machen, sondern dahin, wo meine Familie aufgewachsen ist. Als meine Familie einmal hin ist war ich zwischen meinem Senior High-School-Jahr und meinem ersten College-Jahr. Da ich mich am College anmelden musste, konnte ich leider nicht mitfliegen. Das war natürlich nervig, aber ich werde es irgendwann schaffen.
Lass uns zurück auf deine Emotionen zu sprechen kommen. Wie hast du sie unter Kontrolle bekommen?
Es ist nicht einfach, ich habe immer noch immer meine Momente, wo ich durchdrehe. Dann muss der Trainer mich im Training beruhigen. Es ist sehr viel leichter, die Schiedsrichter nicht mehr zuzutexten, wenn dir dafür dein Geld abgenommen wird (lacht). Wie viel kostet mich das technische Foul? Okay, ich bin lieber ruhig (grinst). Ich muss den Pfiff zwar nicht mögen, aber ich bin still. Es ändert sowieso nichts von daher wirst du meine Emotionen mehr an der Seitenlinie sehen.
Die größten Emotionen kommen sicher beim Dunking raus?
Das sind immer zwei großartige Sekunden in meinem Leben. (grinst) Es macht immer Spaß.
Kannst du erzählen, was dein Symbol mit den Armen und Händen bedeutet, dass du manchmal nach Dunkings machst?
Meine Studentenverbindung ist Omega, Psi, Phi. Wir bezeichnen es als: den Haken in die Luft werfen („throwing up the hooks“). Wenn du dir die griechischen Buchstaben anschaust, ist es das Psi-Symbol.
Was würdest du sagen sind neben dem Dunking deine Stärken. Das Rebounden?
Ich habe am Rebound noch viel zu arbeiten. Mein Offensivrebound ist viel besser, als mein Defensivrebound. Ich versuche, auf dem Parkett positive Energie zu bringen: Gute Blöcke. Ich spiele besser, wenn das Team besser spielt. Wenn wir unsere Offensive nicht gut ausspielen, spiele ich auch nicht gut. Wenn wir schlecht spielen wirst du mich nicht viel von mir sehen. Ich bin ein Teamspieler.
Was sind deine Schwächen?
Ich arbeite dran, aber ich bin kein guter Freiwerfer oder Jumpshooter. Der Coach hat mit mir gearbeitet und ich fühle mich nun auch wohler – auch aus der Mitteldistanz. Ansonsten muss ich wesentlich konstanter spielen.
Was hast du im Sommer an deinem Freiwurf geändert?
Ich habe meine Wurfform ein wenig geändert. Es sind kleine Dinge. Ich arbeite weiter sehr hart daran.
Trainer Gordon Herbert legt sehr viel Wert auf richtige Raumaufteilung, Verteidigung und die Gewohnheiten. Kannst du ein bisschen erzählen, wie das aussieht?
Gewohnheiten sind sehr wichtig. Du brauchst nicht drüber nachdenken, es ist was du automatisch machst. Wir arbeiten im Moment viel an unseren Gewohnheiten in der Defensive. Wir haben John, Tez, Jordan ist sehr schnell am Ball, Konsti, Max. Wir haben Leute, die Stopps kreieren können. Wenn wir es schaffen, Leute zu stoppen brauchen wir einfach nur nach vorne rennen und die Punkte machen. Unsere Defensive kann so gut sein.
Wie siehst du das Pick-and-Roll-Spiel zwischen dir und Jordan Theodore?
Es ist gut. Er ist sehr talentiert und schnell. Wir müssen noch unsere Spielzüge etwas besser ausspielen. Die Chemie ist aber gut, er hat mir schon im zweiten Vorbereitungsspiel „lobs“ zugeworfen.
Bislang haben wir aber noch keinen alley-oop von dir gesehen.
Die Teams haben ihre Scouting-Reports und halten mich vom Korb fern (grinst). Ah warte: Jordan hat mir einen Ball zugeworfen gegen Bremerhaven, gleich am Anfang. Ich habe ihn nur nicht gedunkt, sondern reingelegt, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte.
Der FR-Artikel zu Morrison: http://www.fr-online.de/skyliners-frankfurt/frankfurt-skyliners-emotionaler-monsterdunker,1473456,32179496,view,asFirstTeaser.html