Fr 28.03.14 19:16
„Er ist zurückgeflogen, als wäre ich Superman“
Quantez Lamar Robertson ist seit dieser Saison das Gesicht der Frankfurt Skyliners. Kurz nach der vergangenen Spielzeit hatten die Hessen für viele überraschend es geschafft, den Vertrag des 1,88 Meter Athleten um ganze drei Jahre zu verlängern. Der Klub hat vor der Saison bei der Werbung ganz auf ihren Energieleader gesetzt, der sich prompt am 3. Spieltag verletzte. Der 29 Jahre alte US-Amerikaner hat nach seiner langen Verletzung wieder zurück in die Spur gefunden. Gegen Ulm gelangen ihm 13 Punkte, sechs Rebounds und vier Assists. Im Interview verrät er, wie seine acht Monate alte Tochter Autumn Kree ihn während der Verletzung bei Laune gehalten hat, welche neue Aufgabe er im Team hat, wie es war unter Muli Würfe daneben zu setzen und redet ausführlich über das Spiel in Ludwigsburg.
Tez, Ihr habt zwei Spiele gegen gute Teams gewonnen. Was war der Schlüssel zu den Erfolgen?
Die Siege waren wichtig nach den sieben, zum Teil knappen Niederlagen in Folge. Wir sind froh, dass wir das gegen zwei wirklich starke Teams geschafft haben. Wir hatten sehr harte Trainingseinheiten, um uns auf das aggressive und schnelle Umschaltspiel der beiden Mannschaften vorzubereiten. Wir haben versucht, ihr Spiel zu verlangsamen und das ist uns gelungen.
Habt ihr die Intensität an den Tag gelegt, die der Trainer von euch gefordert hat?
Er hat uns einfach gesagt, dass wir den ersten Punch setzen müssen. Wir haben von Anfang an das Momentum gehabt und es von Anfang bis Ende halten.
Im Spiel gegen Ulm hast Du wieder alles gemacht. 13 Punkte, sechs Rebounds, und vier Assists auf dem Statistikzettel gehabt. Ist der alte Tez zurück?
Ja, mein offensives Spiel ist wieder zurückgekommen. Ich habe im Training ein paar Extra-Würfe genommen und auch im Spiel mehr geworfen, als sonst. Dadurch habe ich wieder das Gefühl dafür bekommen.
Lass uns auf den Sommer zurückblicken. Du bist aus den USA gekommen und solltest das Gesicht der Skyliners werden. Hast du die ganzen Werbeplakate mit dir gesehen?
Ja, das habe ich gesehen (grinst). Das ist meine fünfte Saison. Nur Marius ist noch ein bisschen länger hier. Marius und Ich sind die neuen Gesichter, seitdem Pascal und Jimmy nicht mehr dabei sind (grinst).
Du hast einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben. Warum hast du dich für die Skyliners entschieden, statt noch einmal eine neue Herausforderung zu suchen?
Ich mag die Stadt und die Atmosphäre im Team. Mein Agent und Gunnar haben etwas sehr gutes für mich ausgearbeitet. Ich war zufrieden mit dem Angebot. Die Skyliners sind eine gute Organisation, ein guter Klub und wir haben eine gute Truppe. Wir hatten einige unglückliche Verletzungen. Das hat uns ein wenig zurückgeworfen. Wir können das Ruder aber immer noch rumreißen, um uns einen Platz in den Playoffs zu sichern.
Du hast die Verletzungen erwähnt. Du hast Dir am dritten Spieltag das Wadenbein gebrochen und warst fast vier Monate verletzt. Wie bist du damit umgegangen?
Es war hart für mich. Die Jungs haben ohne mich gewonnen und verloren. Ich wollte helfen. Im Training habe ich versucht meine Erfahrungen weiterzugeben und das Team zusammen zu halten. Zumindest konnte ich so einen kleinen Beitrag leisten. Ich bin nach meiner Reha immer mal wieder in der Halle nach dem Mannschaftstraining geblieben, um ein paar Würfe zu nehmen.
Wie war dein Tagesablauf? Was hast Du ohne Basketball gemacht?
Ich habe meine Reha gemacht und bin dann nach Hause gekommen und habe mit meiner Tochter oder meine Videospiele gespielt.
Wenn es überhaupt etwas positives an der Verletzung gab, dann, dass du so viel Zeit mit deiner Tochter verbringen konntest oder?
Ja, das hat mich mental oben gehalten. Vor ein paar Jahren hatte ich mich am Daumen verletzt und konnte mich überhaupt nicht mehr fokussieren auf Basketball. Dieses Jahr hatte mich meine Tochter und das hat mir geholfen.
Lass uns über dein Comeback reden. Du bist in einer Phase gekommen, als Andy und Jake verletzt waren und ihr plötzlich nur verloren habt. Wie hart war es, sich dem Team wieder anzupassen?
Es war nicht einfach. Ich hatte nur drei Spiele machen können und bei meinem Comeback hatten wir einige neue Spieler. Die Chemie hat zu Beginn nicht ganz gestimmt, weil sie nicht wussten wie ich spiele. Es hat eine Weile gedauert, uns aneinander zu gewöhnen. Mit Jake und Andy sind zwei Schlüsselspieler ausgefallen. Ich bin ich zwar zurückgekommen, aber ich hatte keinen Basketball-Rhythmus. Wir mussten uns zusammenraufen und haben es jetzt geschafft. In den letzten beiden Spielen haben wir unsere Fehler abgestellt und haben hoch punktende Teams unter 70 Punkten gehalten. Wenn wir wieder eines der besten Defensiv-Teams der Liga werden, wie in der Vergangenheit, wird uns das enorm helfen Spiele zu gewinnen.
Ich komme nicht umhin, das Spiel gegen Ludwigsburg zu erwähnen. Wie hast du die Nacht darauf geschlafen?
Nicht wirklich gut. Wir haben das Spiel mit einem Punkt verloren, was wir hätten verhindern können. Ich hab einfach versucht, den Typ aus unserem huddle zu drängen. Er ist zurückgeflogen, als wäre ich Superman. Dabei habe ich ihn kaum berührt. Ich kann aber nicht wütend auf die Schiedsrichter sein.
Was hast Du gedacht, als der Schiedsrichter das Foul gegen Dich gepfiffen hat?
Die anderen Schiedsrichter hatten dem Spieler gesagt, er soll hoch kommen. Dann hat der dritte Schiedsrichter so einen Call gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass er dafür ein Unsportliches Foul pfeift.
Er hätte auch das Flopping von Coby Karl pfeifen können?
Ja, das hätte er. Es hätte in beide Richtungen ausgehen können.
Hast Du dir gedacht: hätte ich ihn einfach nicht weggedrückt?
Ja, das habe ich. Aber in dem Moment habe ich gedacht, dass er in den letzten Sekunden sich unseren game-plan anhören wollte. Ich wollte ihn einfach nur aus unserem huddle haben und er ist auf den Boden gefallen.
Ihr hattet ja trotzdem die Chance das Spiel zu gewinnen…
… Wir hätten einfach nur ein box-out gebraucht oder den Ball wegtippen müssen. Wir hatten einfach kein Glück, dass der Ball nicht zu uns gesprungen ist.
Wie ist es für dich unter Gordon Herbert zu spielen? Was hat sich geändert zu der Zeit, als er das erste Mal hier war?
Es hat sich sehr geändert, weil wir ein viel jüngeres Team sind.
Wie äußert sich das?
Wir machen viel mehr breakdown-drills (Spielzüge werden detaillierter besprochen, auf ihre Details runtergebrochen Anmerkung d.Red.). Er arbeitet mit den großen Spielern, Klaus und Eric mit den Guards.
Was ist der Unterschied zu einem Trainer, wie Muli Katzurin? Er redet sich mehr, als Muli.
Ja. Sie sind beides Trainer, die viel Wert auf die Defensive legen. Muli wollte, dass wir sehr viel full-court spielen. Gordie eher half-court. Wenn du bei Gordie im fast-break einen Dreier nimmst, und du offen bist, sagt er nichts.
Also nicht so wie bei Muli, vor allem wenn du den Wurf nicht triffst.
Ja, dann konntest du Probleme bekommen (grinst). Aber wenn ein Spieler im Rhythmus war, dann war es für Muli auch Okay.
Unter Muli hast du ja sehr viel gespielt und viele Krämpfe gehabt. Hast du dir manchmal gedacht: ein paar Pausen mehr wären schön?
Ja, als Johannes Herber seine Karriere vor der Saison (2012/2013/Anmerkung d. Red.) beendete, hatten wir nur zwei Spieler auf der Position Drei. Unseren jungen Spielern auf der Position hat Muli nicht wirklich getraut, da war mir klar, dass ich sehr viel spielen werde. Am Ende der Saison habe ich durch ein paar Neuverpflichtungen ein paar Ruhepausen bekommen, weil ich, wie du gesagt hast, viele Krämpfe hatte.
Wie hat sich Deine Rolle geändert?
Ich hatte schon immer die gleiche Rolle bei allen Trainern hier. Als einer der besten Verteidiger am Perimeter ist es meine Aufgabe, Extra-Ballbesitze zu bekommen. Ohne Dawan und Andy ist es für mich die Möglichkeit mehr zu werfen. Ich muss jetzt mehr punkten.
Mit Ramon Galloway habt Ihr einen Spieler im Kader, der genauso gerne dunkt wie Du. Macht Ihr daraus einen Wettbewerb im Training?
Nein, nicht wirklich (grinst). Nach dem Training haben wir schon ein paar Mal uns gegenseitig gezeigt, was wir drauf haben. Aber nicht im Training selbst.
Nach seinem Dunk in Ulm musst Du jetzt nachlegen oder?
Wenn ich eine Chance dazu bekomme, versuche ich das zu toppen (grinst). Es muss ein fast-break sein, wie bei ihm. Vielleicht überlasse ich ihm auch einfach den Triumph (grinst).
Im College hast du einmal den Satz vervollständig: Niemand weiß… wie viel ich esse. Wie viel isst Du wirklich?
(lacht). Ich habe eine Menge während meiner College-Zeit gegessen, weil wir nach dem Training so viele unterschiedliche Sachen essen und nach Hause nehmen konnten. Zwischen meinen Junior und Seniorjahr habe ich eine Menge an Muskeln vom Essen und Gewichtheben aufgebaut.
Hast du inzwischen ein paar Kilos verloren?
In den vergangenen beiden Saisons hatte ich wieder zugenommen. Der Coach wollte aber, dass ich noch ein wenig mehr Gewicht verlieren (grinst). Die letzten beiden Spielzeiten habe ich 98 Kilogramm gewogen. Während der Saison habe ich es immer auf 93,92 gedrückt. Ich kann immer zunehmen und abnehmen (grinst). Jetzt bin ich bei 91 Kilogramm.
Du hast dich einmal in drei Worten als taff, energiegeladen und gut aussehend beschrieben. Würdest du das immer noch so sagen?
Natürlich (grinst). Energiegeladen für unser Team und natürlich für die Fans. Ein Typ, der hart arbeitet und Spaß auf dem Parkett hat und die Fans und Mitspieler mitnimmt. Dazu noch ein paar Witze damit jeder seinen Spaß hat.
Nach den Spielen wirkst du aber immer so ernst in den Interviews. Dabei sagen deine Mitspieler, dass du der witzigste Mitspieler bist.
Es kommt drauf an, wie ich meine eigene Leistung nach den Spielen sehe. Nach manchen Spielen bin ich unglücklich darüber und dann mürbe.
So letzte Frage: was wird gegen Tübingen am Samstag wichtig sein?
Wir müssen unsere Defensive ganz früh im Spiel etablieren. Wir müssen aggressiv sein und unsere Spielzüge ausspielen und mehr Rebounds holen, als der Gegner.
Also das gleiche wie immer.
Das gleiche Zeug wie immer (grinst).
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